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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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hatte, zum Besuch herübergeritten, um genauer zu hören, wie alles zugegangen war. Sie tranken gründlich von Orms Bier und freuten sich lärmend an dem, was man ihnen vom Kampf erzählte. Dergleichen, riefen sie, zeige eine starke Hand und diene dem alten Ansehen der Gegend. Sie brachten viel zum Lobe der großen Hunde vor und wollten sich gern einige Welpen der Nachzucht ausbedingen; und beim Anblick des vielen Salzes, der Wollstoffe und der übrigen Herrlichkeiten seufzten sie darüber, daß nicht auch ihnen ein gleiches Glück geworden war. Auch ein Pferdekauf wurde in aller Eintracht abgeschlossen; denn Orm hatte nun weit mehr Pferde, als er benötigte, und da es sich um erbeutete Tiere handelte, meinte er, keine hohen Preise verlangen zu dürfen. – Nachher versuchten die Stärksten ihre Kräfte am Hackblock; und obgleich die Umstehenden mehrere Verstorbene nennen konnten, die sie in ihrer Jugend gekannt und die mit Leichtigkeit noch schwerere Kraftproben als diese bestanden hatten, so wollte es doch niemand glücken, Orm seinen Wurf nachzutun. Das versetzte Orm in die beste Laune, so daß er die Gäste bat, sich ihr Mißlingen nicht allzusehr zu Herzen zu nehmen.
    »Denn ich glaube nicht, das noch einmal fertigbringen zu können«, sagte er, »es sei denn, daß ein großer Zorn mir beisteht.«
    Alle waren begierig, Östen zu sehen, und man wunderte sich sehr, daß Orm ihm nicht den Garaus gemacht hatte. Ein Messer im Halse, so erklärte man einmütig, sei immer das beste Mittel gegen Leute dieser Art; und man riet Orm ernstlich, sich selbst und anderen keine Unannehmlichkeiten zu schaffen dadurch, daß er Östen nun mit dem Leben davonkommen ließ. Er könne gewiß sein, daß in solchen Fällen das dicke Ende nachkäme, denn die Smaländer seien ein nachtragender Volksschlag. Einige der Männer wollten nun in die Kirche hinein, um sich den Mann anzuschauen und mit ihm zu reden; vor allem wollten sie sich bei ihm erkundigen, was er nun vom Köpfeholen aus den Landstrichen der Göinger hielt. Aber Vater Willibald hielt die Tür verschlossen und ließ sich zum Öffnen nicht bewegen. In die Kirche, sagte er, würden sie gewiß dereinst mal hineindürfen, aber nur, wenn Gott es wolle und die rechte Zeit dazu gekommen sei; nicht aber, um mit einem Verwundeten, der noch kaum den Kopf heben könne, Spott zu treiben.
    Damit mußten sie sich bescheiden; aber ehe sie davonritten, beim Abschiedsschoppen, riefen sie laut durcheinander: nun könne jedermann sehen, daß Orm ein rechter Göinger Häuptling und in Wahrheit vom Blute des Sven Rattennase sei, wenn er sich auch habe taufen lassen; und sie alle wollten ihm gern in der Fehde beistehen, die nach dem Geschehenen nun zu erwarten sei.
    Zur Förderung guter Nachbarschaft gab Orm jedem als Abschiedsgeschenk ein Maß Salz; und schnell und in bester Laune, wie Eichelhäher schreiend und in den Sätteln schwankend, ritten sie davon.
    Als der kleine Knabe vernahm, daß Östen gesund werden würde, geriet er in nicht geringe Unruhe, denn ihm schien, daß die Dinge nun einen üblen Verlauf nähmen, was ihn betraf. Östen, sagte er, werde ihn, sobald er’s nur könnte, ums Leben bringen. Aber Orm sagte: ihm werde nichts Schlimmes geschehen, wie auch Östen über ihn denken möchte.
    Der Knabe hieß Ulf, und Äsa und Ylva verhätschelten ihn vom ersten Tage an, denn sie wußten gar nicht, wie sie ihm den großen Dienst, den er ihnen geleistet hatte, vergelten könnten. Äsa machte sich selbst daran, ihm bessere Kleider zu nähen; sie und auch Vater Willibald meinten, Gottes Finger habe den Knaben zu ihnen gewiesen, um sie vor den Anschlägen des Bösen zu retten. Sie fragten ihn, wie er zu den Händlern gekommen sei, und er berichtete, daß er früher bei einem bösartigen Verwandten an der Küste gewohnt habe; dort habe er große Not gelitten, denn seine Eltern seien beide, als er noch ganz klein gewesen, beim Fischen ertrunken. Jenem Verwandten sei er endlich ausgerissen, und die Kaufleute hätten ihn als Pferdehüter angestellt.
    »Sie geizten aber mit dem Essen«, sagte er, »so daß ich mir auf den Höfen bessere Nahrung zusammenstehlen mußte; und nachts sollte ich auf die Pferde achtgeben; wenn denen irgend etwas zustieß, bekam ich Prügel. Am schlimmsten aber war, daß ich kaum je reiten durfte, wie müde ich auch vom Gehen hinter den Packpferden her war; und doch hatte ich es bei ihnen besser als vorher an der Küste. Lieben aber konnte ich weder Östen noch die

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