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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Stock, weil ich versäumt hatte, ihm mit der Laterne entgegenzugehen und ihn auf dem Heimweg zu stützen. Aber die Prügel nahm ich leicht, denn ich hatte an anderes zu denken; und noch zwei Male ging ich, als er nicht daheim war, auf seine Kammer und las das Gedicht zu Ende. Dadurch geschah mit mir eine große Veränderung, so daß ich ständig in Gedanken an Sünde und schöne Verse umherging. Dank meiner Gelehrsamkeit wurde ich nun Magister an der Domschule und alles ging gut, bis ich eines Tages zum Bischof gerufen wurde. Er sagte mir, daß der reiche Kaufmann Dudo in der Stadt Maastricht, der für seine Frömmigkeit bekannt war und der Kirche große Geschenke gemacht hatte, nach einem gelehrten und frommen Priester verlangte, der seinen Sohn in den christlichen Tugenden unterweisen und ihm womöglich auch das Schreiben und Rechnen beibringen könnte; und dazu hatte der Bischof mich ausersehen, da der Dompropst mich für den besten der Jüngeren hielt und für den einzigen, der sich ein wenig auf die schwere Kunst des Rechnens verstand. Und damit ich dort auch die Andacht halten könnte, machte der gute Bischof mich nun zum Presbyter mit dem Recht, die Beichte entgegenzunehmen. Ich begab mich nun gleich zur Stadt Maastricht, allwo der Teufel mich schon erwartete.«
    Er griff sich mit beiden Händen an den Kopf und stöhnte laut.
    »Bis hierher hatte es mit deiner Erzählung nicht viel auf sich«, sagte Orm, »aber es mag sein, daß sie nun besser wird. Laß uns hören, wie es bei der Begegnung zwischen dir und dem Teufel zuging.«
    »Er trat mir nicht in leiblicher Gestalt entgegen«, fuhr der Magister fort, »aber wie es sich zutrug, war es schlimm genug. Der Kaufmann Dudo wohnte in einem großen Hause am Fluß; er empfing mich freundlich, und jeden Morgen und Abend hielt ich für seine Hausgenossen die Andacht. Auch unterrichtete ich fleißig seinen Sohn, und Dudo selbst saß mitunter dabei und hörte uns zu, denn er war in Wahrheit ein frommer Mann und befahl mir oft, die Rute nicht zu sparen. Seine Gattin hieß Alchmunda, und im Hause lebte auch deren Schwester Apostolica, eine Witwe. Beide waren jung und überdies schön anzusehen. Sie führten sich sittsam und tugendhaft auf, gingen langsam, mit niedergeschlagenen Augen einher, und während der Andachtstunde zeigte niemand größere Frömmigkeit als diese beiden. Aber obwohl der arge Ovidius mir noch im Gemüt steckte, erkühnte ich mich nicht, viel nach ihnen zu blicken oder je mit ihnen zu reden; und alles ging gut, bis die Zeit herankam, da der Kaufmann eine große Geschäftsreise antrat, die ihn nach Süden in die Lombardei führte. Vor seiner Abreise beichtete er und gelobte der Kirche reiche Geschenke für seine glückliche Heimkehr. Er ermahnte sein ganzes Haus und nahm mir das Versprechen ab, in täglicher Fürbitte seiner zu gedenken. Dann zog er mit seinen Leuten und Pferden ab. Seine Frau und deren Schwester weinten beim Abschied viel; aber das legte sich bald, und ihr Verhalten war nun nicht mehr das gleiche. In der Betstunde mit dem Hausgesinde zeigten sie nach wie vor große Frömmigkeit, aber sie gesellten sich nun gern zu mir und meinem Schüler, und dann saßen sie flüsternd beisammen und hielten die Blicke auf mich gerichtet, oder sie befahlen, daß das Kind sich erholen und draußen spielen solle, während sie mich über wichtige Dinge befragten. Sie staunten sehr darüber, daß ich trotz meiner Jugend so ernsthaft war, und Frau Apostolica wollte wissen, ob es wirklich wahr sei, daß alle jungen Priester sich vor Frauen fürchten. Sie sagte, daß sie beide nun als arme trauernde Witwen gelten könnten und daß sie des Trostes und der Aufmunterung in Wahrheit bedürften. Beide wünschten vor Ostern alle ihre Sünden zu beichten, und Alchmunda wollte wissen, ob ich berechtigt sei, Sünden zu vergeben. Ich antwortete, daß der Bischof es mir erlaubt habe, da ihr Haushalt für große Frömmigkeit bekannt sei, so daß es nicht viel zu beichten geben würde. Vor Freude darüber schlugen sie die Hände zusammen, und nun begann der Teufel im Ernst sein Spiel mit mir zu treiben, so daß diese beiden Frauen mir mehr und mehr im Sinn lagen. Ihr guter Ruf verlangte, daß sie die Stadt nie allein verließen, das hatte Dudo ihnen streng verboten und als Wächter dieses Gebotes hatte er den Hofmeister bestellt. Daher warfen sie ihre Blicke auf mich und verlockten mich zur Sünde. Ich hätte standhaft sein und sie ermahnen oder gleich von Anfang ihren

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