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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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oft mit großer Gefolgschaft zur Messe geritten. Es gab dann Lärm und Waffengeklirr, als sei ein Kriegerhäuptling erschienen. Ihr Stolz war groß und ihr Sinn halsstarrig, und anfangs weigerte sie sich, ihre Gefolgschaft die Waffen ablegen zu lassen, bevor sie die Kirche betraten: denn, sagte sie, dergleichen würde sich gar kläglich ausnehmen. Schließlich aber ließ sie sich doch vom Bischof bereden. Es war sein Wunsch, daß wir alle mit ihr Geduld hätten, da sie der Kirche Gottes von großem Nutzen sein konnte; und wirklich hat sie mehr als einmal dem Bischof reiche Geschenke gebracht. Aber leicht war es nicht, es mit ihr auszustehen, und am schlimmsten wurde es bald für mich. Denn seit ich ihr vor Augen gekommen war, dauerte es nicht lange, bis sie in Lust zu mir entbrannte, und einmal nach der Messe stand sie allein in der Vorhalle der Kirche und bat um meinen Segen. Den gab ich ihr; darauf schaute sie mir gerade ins Gesicht und sagte: wenn ich mir Haar und Bart zulegen wollte, wie das einem Manne gezieme, dann würde ich zu anderem taugen als zum Messelesen.
    >Und mir bist du willkommen, wann du willst, und dein Besuch soll dich nicht gereuen<, sagte sie. Damit packte sie mich bei den Ohren, und obgleich mein Diakon dabeistand, küßte sie mich schamlos und ließ mich in großer Bestürzung zurück. Ich war nun mit Gottes Hilfe gegen Frauen fest geworden und zu unsträflichem Wandel entschlossen; zudem konnte sie sich, was Schönheit anging, nicht mit den beiden messen, die mich in Maastricht verführt hatten. Darum fürchtete ich nicht, durch sie in Sünde zu fallen, aber ihre Tollheit ängstigte mich dennoch, und mein Unglück war, daß der gute Bischof Eckard zu einer Kirchenversammlung nach Mainz gereist war. Ich bewegte den Diakon dazu, über das, was er gesehen hatte, zu schweigen, wenn auch er in seinem Unverstand sehr darüber lachte. An jenem Abend bat ich Gott fleißig um Beistand gegen diese Frau und fühlte mich dadurch seltsam gestärkt; ja, ich meinte, sie sei mir in den Weg gesandt worden, damit ich nun an den Tag legte, wie standhaft ich gegen die Lockungen des Fleisches geworden war. Aber als sie das nächste Mal zur Kirche kam, fühlte ich doch wieder großes Bangen, und sobald ich konnte, noch während des Gesanges, schlüpfte ich in die Sakristei, um ihr zu entgehen. Aber ohne jede Scheu war sie hinter mir her, und bevor mir’s gelingen wollte, zu entkommen, fragte sie mich, warum ich mich trotz ihrer Einladung nicht bei ihr hätte blicken lassen. Ich gab zur Antwort, daß wichtige Dinge meine Zeit ausgefüllt hätten. >Nichts ist wichtiger als dein Kommen< sagte sie, >denn du bist der Mann, mit dem ich Hochzeit zu halten gedenke, obwohl du geschoren bist; und ich glaubte, du habest Verstand genug, um mich nicht warten zu lassen nach allem, was ich dich neulich merken ließ.< Ich war nun ganz verwirrt und wußte keine bessere Antwort, als daß ich während der Abwesenheit des Bischofs die Kirche unmöglich verlassen könnte. Aber dann stieg mein Mut, und ich sagte ihr allen Ernstes, daß die Diener Christi am besten täten, unverehelicht zu leben, und daß die heiligen Kirchenväter es allesamt streng rügen, wenn eine Frau zum viertenmal in die Ehe tritt. Sie erbleichte bei meinen Worten und trat auf mich zu, bevor ich zu Ende geredet hatte. >Bist du etwa verschnitten wie ein Ochse?< fragte sie. >Oder meinst du wohl, ich sei schon zu alt?< In ihrem Zorn sah sie gefährlich aus, und ich ergriff ein Kruzifix und hielt es ihr entgegen; zugleich begann ich das Gebet zur Vertreibung böser Geister; aber sie riß mir das Kruzifix so gewaltsam aus der Hand, daß sie ausglitt und rücklings hinstürzte, wobei ihr Kopf gegen die große Kleidertruhe schlug. Trotzdem war sie gleich wieder auf den Füßen und schrie laut um Hilfe, und ich machte es ebenso, ohne zu wissen, was ich tat. Und damit erfüllte sich mein Schicksal, dem nicht zu entgehen war; denn in dem Kampf, der nun in Kirche und Vorhalle ausbrach zwischen den Männern ihres Gefolges und den braven Stadtbewohnern, die mir beistehen wollten, gab es auf beiden Seiten bald Tote. Unter ihnen war auch ein Unterdiakon, den ein Schwerthieb getroffen hatte, und der Domherr Andreas, der vom Hause des Bischofs herbeigelaufen war, um den Kampf zu schlichten. Ihm flog ein Stein an den Kopf, und er starb am folgenden Tage. Endlich wurde die Frau vertrieben und mit ihr die ihr gebliebenen Mannen; aber als ich sah, was alles geschehen war und daß

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