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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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so stark aussehe wie ein Ochse, sagten sie, drohe ihr nur wenig Gefahr: jeder Wolf oder Bär, dem sie vielleicht begegnete, würde gewiß vor ihr ausreißen. Sie packten sie nun und führten sie zur Hütte hinaus, und die Kleider warfen sie ihr nach. Am folgenden Tage hielten sie es für klug, die Hütte zu verlassen; die Mädchen folgten ihnen gern und halfen die Fanggeräte und Felle tragen. Hier auf dem Thing sind Leute, die das aus der Mädchen eigenem Mund gehört haben. Jetzt sind diese Mädchen verheiratet; sie haben schon Kinder und sind mit allem zufrieden.«
    »Alles das«, so schloß Gudmund, »kann, wie mir scheint, nicht Frauenraub genannt werden, vielmehr haben diese jungen Männer den Mädchen zweimal das Leben gerettet; einmal, als sie ihnen in ihrer Höhle Schutz und Wärme gewährten, und das zweitemal, als sie verhinderten, daß sie in den Wald hinaus mußten, wie die grausame Witwe das haben wollte. Daher sind die Männer bereit, das für Brautkauf Übliche zu zahlen, doch nicht mehr als das.«
    So redete Gudmund, und die Göinger nahmen es mit Beifall auf; bei den Virden war aber von dergleichen nichts zu merken. Askman und Glum hielten an ihrer Forderung fest. Hätten jene beiden Männer die Witwe geraubt, sagten sie, so hätten sie sie billig bekommen; aber mit jungen Mädchen liege die Sache anders, das müsse jeder einsehen, und kein Vernünftiger halte es für notwendig, dem, was Gudmund zur Verteidigung der Räuber angeführt habe, allzuviel Glauben zu schenken. Vor allem schiene die Witwe zu einer Entschädigung berechtigt für alles, was sie erlitten; denn man kenne sie gut, und sie habe sich noch nie so mannstoll gezeigt, wie Gudmund sie in seinem Bericht habe darstellen wollen. Immerhin würde man in diesem Punkt sich mit dem Angebot, wie es auch sei, begnügen; die Mädchen betreffend wolle man jedoch von Feilschen nichts wissen.
    Nun wurden die Zeugen vernommen: solche, denen die jungen Frauen erzählt hatten, wie es zugegangen sei, und solche, die gehört hatten, was die Witwe bei ihrer Rückkehr aus dem Walde gesagt hatte. Ugge und Sone fanden beide, es sei ein schwerer Fall, und die Thingbesucher waren guter Dinge, denn wenn alles gut ging, war ein Kampf zwischen vier Männern zu erwarten.
    Ugge sagte, in dieser Sache würde er Sone gern allein rechtsprechen lassen, da er ja weise und ihre alte Freundschaft groß sei; aber seine Schöffen wollten dem nicht beistimmen, und Olof Sommervogel ergriff nun als dritter Richter das Wort. Er sagte, diese Ehre freue ihn nicht groß, denn hier stehe viel auf dem Spiel: Silber oder Blut; so daß der Richter von mancher Seite Verdruß und böse Worte erwarten könne, wie gerecht sein Urteil auch ausfiele. Er versuchte es zuerst mit einem Ausgleich, indem er statt des Dreifachen das Doppelte für den Brautkauf vorschlug, aber weder die Virden noch die Göinger wollten etwas davon wissen. Slatte habe es kärglich, sagte Gudmund, denn, wer von Ottern- und Biberfang lebe, könne nicht große Reichtümer sammeln, da die Fellpreise so schlecht seien; und Arne in Sleven habe sein ganzes Erbe verloren, als sein Vater beim Überfall auf seinen Hof in den Flammen umkam. Daher sei gewöhnlicher Brautkauf das Äußerste, wozu er sich verstehen könne und auch das kaum ohne Beihilfe. Die Schöffen der Virden meinten ihrerseits, daß Glum und Askman nicht mehr verlangten, als recht und billig sei.
    »Denn von alters her halten wir Virden die Frauen besonders hoch«, sagten sie, »und bei unseren Nachbarn darf nie der Glaube entstehen, unsere Jungfrauen dürften im Walde als billige Beute eingefangen werden.«
    Eher, meinten einige, dürfte es zum Zweikampf zwischen den Streitenden kommen, und trotz des Altersunterschiedes würden Askman und Glum mit Ehren aus einem solchen Kampf hervorgehen.
    Eine gute Weile lang wurde nun darüber hin und her geredet, aber Sone und Ugge wollten einen Zweikampf nicht zulassen.
    »Niemand kann behaupten«, sagte Ugge, »daß diese beiden geraubten Frauen in dieser Sache irgendeine Schuld haben; und es wäre fürwahr schlecht geurteilt, wenn sie nun in Unglück gerieten und entweder ihre Väter oder ihre Männer verlören.«
    »Wenn wir zu einem einstimmigen Urteil gelangen wollen«, sagte Olof Sommervogel, »so müssen wir vor allem feststellen, ob es sich um Frauenraub handelt oder nicht. Ich weiß, wie ich selbst darüber denke, aber ich wünsche, daß zuerst die darüber zu Wort kommen, die älter sind als ich.«
    Ugge

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