Die Abenteuer des Röde Orm
er, »>Rotschnabel< sollst du von nun an heißen.«
Orm blickte den fliehenden Männern nach. »Es wird am besten sein, wenn auch wir jetzt schnell machen«, sagte er, »denn nun sind wir in diesem Lande friedlos. Aber das war die Rache wert.« Sie eilten zum Schiff und sagten den anderen, was geschehen war, und obschon es nun fast dunkel war, ging das Schiff sofort in See. Alle waren froh, daß Krok nun gerächt war, und sie verstanden wohl, daß Eile not tat, um aus diesem Lande hinauszukommen. Sie halfen einander beim Antreiben der Ruderer, um gute Fahrt zu haben. Orm selbst stand am Steuer und spähte ins Dunkel; die beiden Schreiber Almanzurs, die nicht wußten, was geschehen war, setzten ihm mit Fragen zu, bekamen aber nur wenig Antwort. Schließlich war das Schiff glücklich aus der Bucht heraus und bekam Wind von Süden, so daß Segel gesetzt werden konnten. Sie hielten vom Lande ab, gen Norden, bis es tagte; und von verfolgenden Schiffen war nichts zu sehen.
Zur Rechten sahen sie einige Inseln liegen, und Orm legte dort an. Er setzte die beiden Schreiber an Land und schickte durch sie an Almanzur Botschaft und Gruß.
»Von einem solchen Herrn wollen wir nicht entfliehen, ohne es ihn wissen zu lassen«, sagte er. »Sagt ihm daher von uns allen, daß es unser Schicksal wurde, sechs seiner Männer zu töten, weil wir Rache zu nehmen hatten für Krok, unseren Häuptling; und gegen das seine war das Leben von sechs Männern nicht viel. Wir nehmen das Schiff und die Sklaven mit uns, und diesen Verlust trägt Almanzur leicht; und die Glocke nehmen wir auch, denn die gibt dem Schiff den nötigen Tiefgang, und es sind gefahrvolle Meere, die vor uns liegen. Wir alle meinen, daß Almanzur uns ein guter Herr war, und wenn nicht dieses dazwischen gekommen wäre, hätten wir ihm gern länger gedient; so aber, wie es nun geworden ist, gibt es keinen anderen Weg, um von hier mit dem Leben davonzukommen.«
Die Schreiber versprachen, das Wort für Wort, so wie Orm es gesagt hatte, zu bestellen. Toke fügte hinzu: »Es wäre auch gut, wenn ihr beide, sobald ihr nach Cordova kommt, dem reichen Salaman, der Dichter und Silberschmied ist, Grüße von uns bringen und der Herrscherin Subaida ausrichten wolltet, daß zwei Nordmänner, die sie kennt, ihr Dank sagen. Und sagt ihr auch dies: daß die Schwerter, die sie uns gab, uns von großem Nutzen gewesen sind und daß die Schneiden keine einzige Scharte bekommen haben, obwohl wir sie tüchtig benutzten. Aber sagt es ihr so, daß Almanzur es nicht hört.«
Die Schreiber hatten ihre Schreibzeuge vor sich und zeichneten alles auf; und dann wurden sie auf der Insel zurückgelassen und bekamen so viel Vorräte, als sie brauchten, um auf ein Schiff warten zu können oder auf andere Weise ans Land zu gelangen. Alle Rudersklaven heulten überlaut, als das Schiff nun in die offene See hinausfuhr, und es war deutlich, daß auch sie gern dort zurückgelassen werden wollten, wo man die Schreiber ausgesetzt hatte. Orms Leute mußten mit Tauenden und Gerten unter ihnen umhergehen, um sie zu beruhigen und zum Rudern zu bringen; denn es herrschte nun Windstille, und Eile tat not, aus diesen Fahrwassern herauszukommen.
»Gut, daß wir sie in Fußeisen haben«, sagte Gunne, »denn sonst wären alle trotz unseren Schwertern über Bord gesprungen. Aber es ist schlimm, daß wir nicht mit den Eisen auch eine Peitsche geliehen haben, denn von Gerten und Tauenden werden so störrische Leute nicht genug gebissen.«
»Seltsam, daß du damit recht hast«, sagte Toke. »Denn als wir selber auf der Ruderbank saßen, hätten wir nie geglaubt, daß wir einmal den Nutzen einer Sklavenpeitsche preisen würden.«
»Der eigene Rücken schmerzt am meisten«, sagte Gunne, »das stimmt. Aber wenn wir glücklich davonkommen wollen, müssen die Rücken dieser Männer mehr schmerzen als jetzt.«
Toke meinte das auch, und sie gingen wieder umher und klatschten, so gut sie konnten, den Gefangenen auf die Rücken, um das Schiff zu schnellerer Fahrt zu bringen. Aber trotzdem ging es kläglich damit, denn die Sklaven konnten ihre Ruderschläge nicht im Takt halten.
Orm sah das und sagte: »Nur durch Schläge lehren wir sie nicht rudern, da es ihnen an Übung fehlt. Aber vielleicht kann da die Glocke nützlich sein.« Er nahm eine Axt und stellte sich neben die Glocke, und mit dem Axthammer schlug er sie im Takt; da gab die Glocke einen starken Klang, und die Ruderer horchten auf und richteten sich danach, so daß es
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