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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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Mischung fertiggeworden, und mit eifriger Miene und aufmunternden Worten trat er tapfer vor: »Na, na, Herr König!« sagte er ermahnend und machte das Zeichen des Kreuzes über König Harald und auch über der Schale mit der Mischung, die er in der anderen Hand hielt.
    Darauf nahm er einen kleinen Hornlöffel und fuhr mit feierlicher Stimme fort:
    »Schmerzen, die wühlen in offener Wunde,
löscht dieser Heilsaft auch im Munde;
bald wirst du f ühlen, daß sie geschwunden.«
    Der König starrte ihn und die Schale an und stöhnte und schnaubte böse; dann schlug er in seinem Schmerz um sich und rief mit gewaltiger Stimme: »Hinweg, Priester! Fort mit deinem Gebräu! Stallmeister Hallbjörn, Arnkel, Grim! Her mit einer Axt und zerquetscht diese Laus von einem Priester!«
    Doch seine Leute, die ihn schon oft so gehört hatten, kümmerten sich nicht um sein Rufen, und Bruder Willibald ließ sich nicht bange machen, sondern fuhr mit lauter Stimme fort: »Geduld, Herr König! Setze dich nun auf und nimm dies hier in den Mund. Die Kraft des Heiligen ist reichlich darin vorhanden und alles, was sonst noch dazu gehört. Nur drei Löffel voll, Herr; mehr brauchst du nicht zu nehmen. Sing nun, Bruder Matthias!«
    Und Bruder Matthias, der sich mit dem Kruzifix in der Hand hinter Bruder Willibald hielt, stimmte ein heiliges Lied an:
    »Solve vincla reis, Profer lumen caecis, mala nostra
pelle, bona cuncta posce.«
    Es schien, als ob der König durch dieses Lied gefügig würde, denn nun ließ er sich geduldig aufrichten. Bruder Willibald schob ihm flink einen Löffel der Mischung in den Mund und stimmte darauf selbst in Bruder Matthias’ Gesang ein, während alle in der Kammer erwartungsvoll zuschauten.
    Der König wurde von dem kräftigen Heilmittel blau im Gesicht, aber er hielt doch den Mund geschlossen; und als drei Verse gesungen waren, spuckte er gehorsam das Eingenommene aus, worauf Bruder Willibald, während der Gesang fortging, ihm eine neue Gabe eingoß.
    Alle, die dabei zugesehen hatten, waren sich nachher darüber einig, daß nur eine kurze Weile nach dem zweiten Löffel vergangen war – denn der erste Vers war noch nicht zu Ende gesungen –, als der König plötzlich die Augen schloß und sich ganz steif und still hielt. Darauf öffnete er wieder die Augen, spuckte aus, was er im Munde hatte, seufzte tief und rief nach Bier. Bruder Willibald brach seinen Gesang ab und beugte sich eifrig vor: »Ist es besser, Herr? Hat der Schmerz aufgehört?« »Er hat aufgehört«, sagte der König und spuckte wieder aus.
    »Was du zusammengerührt hast, war sauer, aber es half.»
    Bruder Willibald streckte glücklich die Arme aus.
    »Hosianna!« rief er. »Es ist vollbracht! St. Jakob von Hispanien hat uns beigestanden. Preise nun Gott, Herr König, denn lichtere Zeiten nahen. Kein Zahnschmerz wird mehr deinen Geist verdunkeln und in der Brust deiner Diener Angst hervorrufen.« König Harald nickte und strich sich den Schnurrbart zur Seite. Er ergriff mit beiden Händen einen weiten hölzernen Schoppen, den ein Diener hereingebracht hatte, und hob ihn an den Mund. In seiner Angst, daß der Schmerz wieder anfangen könnte, schien er zuerst beim Schlucken vorsichtig zu sein, aber dann trank er mit Zuversicht, bis der Schoppen leer war. Er ließ ihn gleich wieder füllen und reichte ihn Orm.
    »Willkommen«, sagte er, »und habe Dank für die Hilfe.«
    Orm nahm den Schoppen und trank. Es war das beste Bier, das er je geschmeckt hatte, stark und füllig, so wie Könige es sich brauen lassen konnten. Er trank mit gutem Durst. Toke sah zu und seufzte, und endlich sagte er:
    »Rauh sind Hals und Zunge
dem weitgefahrenen Gast;
sende, mächtiger Herrscher,
einen Schoppen auch mir!«
    »Bist du ein Dichter, so sollst du zu trinken haben«, sagte König Harald. »Aber du sollst einen Vers dazu sprechen.«
    Nun wurde der Schoppen auch für Toke gefüllt, und er setzte ihn an den Mund und trank, wobei er den Kopf weiter und weiter zurückbog; und alle in der Kammer des Königs waren der Meinung, daß nicht viele Schoppen schneller geleert worden seien. Während Toke sich den Schaum aus dem Bart wischte, dachte er nach und sagte dann mit lauterer Stimme als zuvor:
    »Mußt’ viel leiden ohne Bier,
Rudern, streiten ohne Bier;
Heil Gorms mächtigem Sohn, der huldreich
Nicht läßt warten ohne Bier.«
    Die Männer in der Kammer fanden, daß Tokes Verse gut waren, und König Harald sagte:
    »Dichter fangen an, selten zu werden, und am

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