Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
Vom Netzwerk:
Unehrerbietigkeit gegen Christus, als unsühnbare Tat; und dem Schuldigen würde man einen Stein um den Hals binden und ihn in tiefem Wasser ertränken. Alle Waffen außer den Tischmessern hatte man in den Vorzimmern abgelegt, und nur die Bevorzugten, die an König Haralds eigener Tafel saßen, hatten ihre Schwerter mit drinnen. Denn man hielt dafür, daß sie sich auch in berauschtem Zustand in der Gewalt hätten.
    Die Halle war so gebaut, daß 600 Mann, ohne sich zu drängen, darin Platz fanden; und in der Mitte stand König Haralds eigener Tisch, an dem die dreißig angesehensten Männer saßen. Die Tische der anderen standen quer an beiden Enden der Halle. Sechs Hochsitze hatte König Haralds Tisch, an jeder Seite drei. Rechts vom König saß Styrbjörn und links Bischof Poppo; dem Könige gegenüber saß König Sven, der rechts neben sich Thorkel den Hohen hatte und zur Linken einen alten roten kahlköpfigen Jarl von den Kleininseln, der Sibbe hieß; und die übrigen waren ihrem Ansehen nach gesetzt. An diesem Tisch hatte König Harald selbst jedem den Platz bestimmt. Orm konnte nicht zu den großen Häuptlingen gezählt werden, aber sein Platz war besser, als er erwarten durfte, und ebenso Tokes; denn König Harald war ihnen dankbar für die große Glocke, und er schätzte Toke seiner Dichtkunst wegen. Orm saß als dritter nach dem Bischof, und Toke als vierter, denn Orm hatte König Harald gesagt, daß er sich ungern von Toke trenne, der durch das Bier schwierig werden könnte. Ihnen gegenüber saßen Häuptlinge aus König Svens Gefolge.
    Der Bischof sprach nun ein Gebet, das der König bat, kurz zu machen, und dann wurde ein dreifaches Wohl getrunken: Christus zu Ehren, auf das Glück König Haralds und auf die Wiederkehr der Sonne. Auch die Nichtchristen tranken das Wohl auf Christus mit, denn es war das erste, und sie dürsteten sehr nach Bier; aber einige von ihnen machten das Zeichen des Hammers über der Kanne und murmelten Thors Namen, bevor sie tranken. Als man auf König Haralds Glück trank, geriet dem König Sven das Bier in die falsche Kehle, so daß Styrbjörn fragte, ob dieser Schluck ihm zu stark sei. Nun wurde das Julschweinefleisch hereingetragen, und Heerfahrer und Häuptlinge verstummten, als sie es kommen sahen, und sie atmeten tief auf und strahlten vor Freude; viele lösten den Gurt, um von vornherein völlig bereit zu sein. Wenn auch behauptet worden war, daß König Harald in seinen alten Tagen zuweilen mit Silber und Gold ein wenig knauserte, so hat etwas Derartiges doch nie in bezug auf Essen und Trinken gesagt werden können, am allerwenigsten von denen, die bei seinem Julgastmahl mit dabei gewesen waren.
    Achtundvierzig mit Eicheln wohlgemästete Schweine, das war das Gewöhnliche, was König Harald zum Julfest schlachten ließ; und er pflegte zu sagen, daß es für alle einen guten Imbiß abgebe, wenn es auch nicht über die ganze Julzeit reiche; nachher müsse man sich eben mit Schaf- und Ochsenfleisch begnügen. Die Küchenleute kamen zu zweien, mit großen, dampfenden Kesseln zwischen sich, in langer Reihe daher; andere trugen Tröge mit Blutwurst. Küchenknechte mit langen Gabelspießen gingen nebenher; und sobald die Kessel bei den Tischen niedergesetzt waren, stachen sie mit ihren Spießen in die Brühe und fischten große Stücke heraus, die den Gästen der Reihe nach vorgelegt wurden, so daß niemand übergangen werden konnte; und jedem wurde eine gute Elle Blutwurst hingelegt, oder auf Wunsch noch mehr. Brotlaibe und gebratene Rüben gab es auf den Tischen in Tonschüsseln, und an den Enden der Tische waren Fässer mit Bier aufgestellt, so daß Hörner und Kannen immer gut gefüllt sein konnten.
    Als das Schweinefleisch bis zu Toke und Orm gekommen war, saßen beide unbeweglich, dem Kessel zugewandt, und beobachteten genau, wie der Knecht mit seinem Spieß darin umherfischte. Sie seufzten vor Freude, als er schöne Bauchstücke für sie hervorholte und erinnerten einander daran, wie lange es her war, seit sie ein solches Mahl genossen hatten. Und sie wunderten sich, daß sie es so viele Jahre in einem Land ohne Schweinefleisch hatten aushalten können. Aber als die Blutwürste herankamen, stiegen beiden die Tränen in die Augen, und sie meinten, nie mehr, seit sie mit Krok hinausgesegelt waren, eine richtige Mahlzeit genossen zu haben.
    »Dieser Duft – das ist das Beste vom Ganzen«, sagte Orm still. »Es ist Thymian darin«, antwortete Toke mit gebrochener Stimme.
    Er

Weitere Kostenlose Bücher