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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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überlegten Orm und Toke, wer von ihnen erzählen sollte.
    »Du bist unser Häuptling«, sagte Toke, »darum ist es an dir zu reden.«
    »Du warst dabei, bevor ich mit auf die Reise kam«, sagte Orm, »und du bist gewandter mit der Zunge. Und für dich mag es an der Zeit sein, dich einmal satt zu reden, denn ich glaube bemerkt zu haben, daß es an diesen Abenden mitunter nicht leicht für dich war, schweigend dazusitzen, während andere erzählten.«
    »Vor dem Reden ist mir nicht bange«, sagte Toke, »und was meine Zunge angeht, so glaube ich nicht weniger ausdauernd zu sein als die meisten. Und doch liegt hier für mich eine Schwierigkeit. Ich kann nämlich nicht sprechen ohne viel Bier, denn ich werde dabei trocken im Halse, und dies wird eine lange Erzählung werden. Vier Abende ist es nun schon gut für mich abgelaufen, so daß ich still und unberauscht vom Tisch des Königs gegangen bin, und doch ist es nicht leicht gewesen, obschon ich gewiß nicht viel geredet habe. Und es wäre schlimm, wenn ich nun in meine böse Laune geriete und es dann von mir hieße, daß ich mich am Tisch des Königs schlecht benommen hätte.«
    »Wir wollen das Beste hoffen«, sagte Orm, »und selbst wenn du während des Erzählens betrunken würdest, so kannst du doch von so gutem Bier schwerlich bösartig und gewaltsam werden.«
    »So mag es denn gehen, wie es will«, sagte Toke zweifelnd und schüttelte den Kopf.
    Am Abend berichtete Toke von Kroks Ausreise und wie es dabei zugegangen war; wie Orm mit auf die Fahrt kam, und wie sie Salaman im Meere auffischten; von der großen Plünderung der Feste in Ramiros Reich; vom Kampf mit den Andalusiern und wie es ihnen dann als Rudersklaven erging, und von Kroks Tode. Und dann erzählte er, wie sie vom Rudern befreit wurden und wie Subaida ihnen die Schwerter schenkte.
    Als er soweit gekommen war, wollten König Harald und Styrbjörn gern die Schwerter sehen; und Orm und Toke schickten Blauzunge und Rotschnabel den Tisch entlang. König Harald und Styrbjörn zogen sie aus der Scheide und wägten sie in der Hand und besahen sie genau, und beide waren der Ansicht, daß sie noch nie bessere Schwerter gesehen hatten. Darauf gingen die Schwerter die ganze Tafelrunde entlang, denn viele waren begierig, solche Waffen zu sehen, und Orm saß in Unruhe da, bis sie wieder zurückkamen; denn ohne Blauzunge fühlte er sich halbnackt und einsam.
    Zwei Brüder, die Siegfried und Dyre hießen, saßen Orm und Toke schräg gegenüber. Es waren Mannen des Königs Sven; Siegfried gehörte zur Stammbesatzung des Königsschiffes. Er war groß und grobknochig und hatte einen breiten und struppig gewachsenen Bart, der ihm bis zu den Augen stand. Dyre, sein Bruder, war jünger; auch er zählte zu den besten Mannen des Königs.
    Orm war wachsam und hatte bemerkt, daß Siegfried ihn und Toke seit einer Weile finster anglotzte, und einige Male hatte es geschienen, als ob er etwas hätte sagen wollen; und als nun die Schwerter zu ihm gelangten, besah er sie genau und nickte; und es war, als fiele es ihm schwer, sie weiter zu geben.
    König Sven, der gern von fernen Ländern berichten hörte, forderte nun Toke auf, weiterzuerzählen, und Toke erklärte sich dazu bereit, sobald die Männer ihm gegenüber mit dem Anstarren der Schwerter fertig seien. Siegfried und Dyre gaben da die Schwerter, ohne etwas zu sagen, zurück, und Toke machte sich ans Erzählen.
    Er berichtete nun von Almanzur und von dessen Reichtum und Macht, und wie sie in seiner Leibwache Dienst getan und am Anbeten seines Propheten unter Verbeugungen und Enthaltsamkeitsübungen verschiedener Art hätten teilnehmen müssen, und von den Feldzügen, die sie mitgemacht hätten und von der gewonnenen Beute. Er kam auch auf ihren Zug quer durch das leere Land zum Grabe des heiligen Jakob zu sprechen und berichtete, wie Orm Almanzurs Leben gerettet und zum Dank die lange Goldkette bekommen habe. Da sagte König Harald: »Wenn du die Kette bei der Hand hast, Orm, so sähe ich gern, daß du sie zeigtest; denn wenn sie unter Kleinodien ebenso hervorragt wie eure Schwerter unter Waffen, so lohnt es sich, sie zu sehen.«
    »Ich habe die Kette hier«, sagte Orm, »und ich habe die Absicht, sie für immer zu behalten; und es schien mir immer am klügsten, sie so wenig wie möglich zu zeigen, denn sie ist solcher Art, daß sie jedermanns Verlangen wecken dürfte, ausgenommen das der Könige und der höchsten Großen. Aber es würde sich wenig passen, wenn ich mich

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