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Die Abenteuer des Röde Orm

Die Abenteuer des Röde Orm

Titel: Die Abenteuer des Röde Orm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frans Bengtsson
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weigern würde, sie dir, König Sven und König Styrbjörn zu zeigen; bei anderen aber sollte sie am besten nicht herumgeschickt werden.«
    Damit öffnete Orm seine Jacke und nahm die Kette, die er um den Hals trug, hervor. Er reichte sie Sigurd Buesson, der reichte sie dem Stallmeister Hallbjörn, der ihm zur Rechten saß, und Hallbjörn gab sie über den Sitz des Bischofs hinweg König Harald; denn der Platz des Bischofs war leer, weil Bischof Poppo nun, vom Jultrinken ermattet, zu Bett lag und von Bruder Willibald gepflegt wurde.
    König Harald besah die Kette und hielt sie ans Licht, um ihre Schönheit noch besser zu sehen. Er sagte, er habe sein ganzes Leben lang Schmuck und Kostbarkeiten gesammelt, dennoch könne er sich nicht erinnern, je etwas Schöneres gesehen zu haben. Die Kette bestand aus dicken Platten hellen Goldes; jede Platte war länglich, einen Zoll lang und in der Mitte einen Daumennagel breit; nach den Enden hin wurde sie schmäler, und da saßen kleine Ringe, die sie mit der nächsten Platte verbanden. Es waren zusammen 36 Platten, in deren Mitte abwechselnd ein roter und ein grüner Edelstein saß. Als Styrbjörn die Kette in der Hand hielt, sagte er, hier sei in Wahrheit Schmiedekunst, die an die des Valunder heranreiche; aber er glaube, daß ebenso schöner Schmuck sich in den Truhen seines Oheims finde; und als die Kette zu König Sven gekommen war, meinte dieser, sie sei einer jener Schätze, für die Krieger gern ihr Blut und Königstöchter ihre Jungfernschaft hingäben.
    Als Thorkel der Hohe die Kette angesehen und sie wie die anderen gepriesen hatte, reichte er sie Orm schräg über den Tisch hin. Da streckte Siegfried sich vor und griff danach; aber Orm war geschwinder und nahm sie an sich.
    »Wonach schnappst du denn?« sagte er zu Siegfried. »Ich habe nichts davon gehört, daß du König oder Jarl bist, und andere sollen ihre Finger davon lassen.«
    »Ich will mich mit dir um den Schmuck schlagen«, sagte Siegfried.
    »Mag sein, daß du das willst. Du scheinst ein habgieriger Mann zu sein, und an gesundem Menschenverstand fehlt es dir sichtlich auch. Aber ich rate dir, die Finger davon zu lassen und vernünftige Leute nicht zu belästigen.«
    »Du hast Angst, dich mit mir zu schlagen«, schrie Siegfried, »aber du sollst mir nicht davonkommen, es sei denn, daß du mir die Kette läßt; denn ich habe von früher her etwas mit dir ins reine zu bringen, und die Kette verlange ich als Buße.«
    »Wahrscheinlich verträgst du kein Bier, denn du redest irre«, sagte Orm. »Vor diesem Fest habe ich dich ja noch nie gesehen; und daher kann von dir aus nichts gegen mich vorliegen. Und nun«, fuhr er fort und fing an, ungeduldig zu werden, »tätest du am besten, zu schweigen und dich ruhig zu halten, bevor ich König Harald um die Erlaubnis bitte, dir da, wo du sitzest, die Nase umzudrehen. Denn ich bin friedlich gesinnt und rühre ungern an einen solchen Rüssel wie deinen; aber du scheinst selbst vom Geduldigsten eine Zurechtweisung nötig zu haben.« Siegfried war ein gewaltiger Kämpe, gefürchtet wegen seiner Gewaltsamkeit und Stärke; und daher war er solche Rede nicht gewohnt. Er sprang von der Bank auf und brüllte wie ein Stier und rief Schimpfworte; aber noch mächtiger tönte König Haralds Stimme, als er zornig Ruhe befahl und fragte, was es mit dem Lärm auf sich habe.
    »Der Mann hier, Herr König«, sagte Orm, »ist von deinem guten Gebräu und von seiner eigenen Gier verrückt geworden, denn er schreit nach meiner Kette und behauptet, eine Streitsache gegen mich zu haben, obschon ich ihn noch nie gesehen habe.«
    König Harald klagte, daß Svens Mannen stets Unannehmlichkeiten anstellten. Er fragte Siegfried in strengem Ton, warum er nicht Witz genug habe, sich zu beherrschen, er habe ja doch gehört, daß sowohl Christi wie König Haralds Friede in der Halle verkündet worden sei.
    »Herr König«, sagte Siegfried, »ich werde genau berichten, wie sich alles verhält, und du wirst sehen, daß ich in meinem guten Recht bin. Vor sieben Jahren habe ich einen Verlust erlitten, und nun habe ich gehört, daß diese beiden Männer ihn mir verursacht haben. In jenem Sommer waren wir mit vier Schiffen von den Südländern her auf dem Heimwege: es waren Bork der Hvenske, Silberpalle und Fahrweit-Svensson und ich. Da begegneten wir drei auslaufenden Schiffen und redeten mit ihnen, und durch diese Erzählung weiß ich nun, wessen Schiffe es gewesen sind. Und auf meinem Schiff war ein

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