Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Mann, dessen Schöpf sogar roter war als meiner. Mit jedem Kandidaten sprach er ein paar Worte, und jedesmal fand er an ihm einen Makel, der ihn disqualifizierte. Die freie Stelle zu erhalten, schien danach doch keine so leichte Sache zu sein. Dann kamen wir an die Reihe, und mir gegenüber gab sich der kleine Mann freundlicher als zu allen anderen; er schloß die Tür, um einige persönliche Worte mit uns zu wechseln.
      ›Das ist Mr. Jabez Wilson‹, sagte mein Gehilfe. ›Er möchte die Stellung in der Liga antreten.‹
      ›Er ist bewundernswert dafür geeignet‹, antwortete der andere. ›Er hat alles, was verlangt wird. Ich kann mich nicht erinnern, daß mir schon einmal jemand so Passender begegnet ist.‹ Er trat einen Schritt zurück, legte den Kopf zur Seite und starrte mein Haar an, bis ich mir ziemlich blöde vorkam. Dann sprang er plötzlich vor, quetschte meine Hand und gratulierte mir herzlich zu meinem Erfolg.
      ›Es wäre ungerecht, hier zu zögern‹, sagte er. ›Dennoch werden Sie mir sicherlich verzeihen, wenn ich eine Vorsichtsmaßnahme ergreife.‹ Er packte mein Haar mit beiden Händen und riß daran, bis ich vor Schmerz schrie. ›Ihre Augen tränen‹, sagte er, als er mich losließ. ›Ich stelle fest, daß alles ist, wie es sein soll. Aber wir müssen uns vorsehen, denn zweimal sind wir schon mit Perücken und einmal mit Farbe hintergangen worden. Ich könnte Ihnen Geschichten von Schusterwachs erzählen, die Ihnen den Geschmack an der menschlichen Natur verderben würden.‹ Er trat zum Fenster und schrie, so laut er konnte, daß die Stelle besetzt sei. Ein Seufzer der Enttäuschung stieg von unten auf, und die Leute verlie fen sich in alle Richtungen, bis kein Rotschopf mehr zu sehen war außer dem meinen und dem des Managers.
      ›Mein Name‹, sagte er, ›ist Duncan Ross, und ich bin selber einer der Nutznießer des Fonds, den unser edler Wohltäter hinterlassen hat. Sind Sie verheiratet, Mr. Wilson? Haben Sie Familie?‹
      Ich antwortete, daß ich unverheiratet sei und keine Familie habe.
      Sein Gesicht verzog sich sofort.
      ›Du lieber Gott‹, sagte er bedeutsam, ›das ist in der Tat sehr ernst. Es bekümmert mich, Sie das sagen zu hören. Der Fonds ist natürlich zur Propagierung und Verbreitung der Rotköpfe so gut wie für ihren Unterhalt gedacht. Es fügt sich außerordentlich unglücklich, daß Sie Junggeselle sind.‹
      Mein Gesicht wurde lang, Mr. Holmes, denn ich glaubte, daß ich nun die Stelle nicht mehr bekommen würde. Aber nachdem er einige Minuten überlegt hatte, sagte er, es ginge schon in Ordnung.
      ›In einem anderen Fall‹, sagte er, ›könnte der Einwand verhängnisvoll sein. Aber Ihnen müssen wir doch einiges zugute halten, einem Mann mit einem solchen Schopf! Wann können Sie die Stellung antreten?‹
      ›Also, das ist ein bißchen schwierig, denn ich betreibe bereits ein Geschäft‹, sagte ich.
      ›Oh, das macht nichts‹, sagte Vincent Spaulding. ›Ich werde schon nach dem Rechten sehen.‹
      ›Und wie wäre die Dienstzeit?‹ fragte ich.
    ›Von zehn bis zwei.‹
      Die Arbeit eines Pfandleihers konzentriert sich meist auf den Abend, Mr. Holmes, besonders auf den Dienstag- und Freitagabend, vor den Zahltagen; so paßte es mir sehr gut, in den Morgenstunden etwas hinzuzuverdienen. Außerdem wußte ich, mein Gehilfe ist ein guter Mann und würde alles Anfallende erledigen.
      ›Damit käme ich gut zurecht‹, sagte ich. ›Und die Bezahlung?‹
      ›Vier Pfund die Woche.‹
      ›Und die Arbeit?‹
      ›Ist kaum als Arbeit zu bezeichnen.‹
      ›Was verstehen Sie unter: kaum als Arbeit zu bezeichnen?‹
      ›Nun, Sie müssen im Büro sein oder wenigstens im Haus, die ganze Zeit über. Wenn Sie weggehen, verlieren Sie Ihre Position für immer. Das Testament ist in dem Punkt sehr klar. Sie verletzen die Bedingungen, wenn Sie sich während dieser Zeit aus dem Büro entfernen.‹
      ›Es sind nur vier Stunden am Tage. Ich glaube nicht, daß ich ans Weggehen denken werde‹, sagte ich.
      ›Es gilt keine Entschuldigung‹, sagte Mr. Duncan Ross, ›weder Krankheit, noch Geschäft, noch irgend etwas anderes. Hier müssen Sie bleiben, oder Sie verlieren den Anspruch.‹
      ›Und die Arbeit?‹
      ›Besteht darin, die Encyclopaedia Britannica abzuschreiben. Dort drüben in dem Schrank liegt der erste Band. Sie müssen sich Ihre eigene Tinte, Ihre eigenen Federn und das Papier besorgen-.

Weitere Kostenlose Bücher