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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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der kurzen Zeit den Weg durch drei Counties genommen, sind in Middlesex gestartet, haben ein Stück von Surrey durchquert und befinden uns jetzt in Kent. Sehen Sie den Schein zwischen den Bäumen? Das ist ›Zedern‹, und neben der Lampe sitzt eine Frau, deren gespannt lauschende Ohren zweifellos schon den Hufschlag unserer Pferde vernommen haben.«
      »Aber warum führen Sie die Ermittlungen nicht von der Baker Street aus?« fragte ich.
      »Weil vieles hier untersucht werden muß. Mrs. St. Clair hat mir freundlicherweise zwei Zimmer zur Verfügung gestellt, und Sie können sicher sein, daß auch Sie, mein Freund und Kollege, ihr nur willkommen sein werden. Ich mag nicht vor ihr stehen, Watson, wenn ich ihr nichts Neues über ihren Gemahl mitteilen kann. Wir sind am Ziel. He, hallo, he!«
      Wir hielten vor einer großen Villa, die etwas abseits der Straße lag. Ein Stalljunge lief auf das Pferd zu; ich sprang vom Wagen und folgte Holmes über die schmale, gewundene Auffahrt. Als wir fast am Haus waren, flog die Tür auf, und im Rahmen stand eine kleine blonde Frau, in eine Art leichtes mousseline-de-soie gekleidet, mit einem Hauch von luftigem rosa Chiffon am Ausschnitt und an den Handgelenken. Die Gestalt hob sich gegen die Lichtflut hinter ihr ab, eine Hand lag auf der Klinke, die andere war im Eifer halb erhoben. Der Körper war leicht gebeugt, Kopf und Gesicht vorgeneigt, die Augen erwartungsvoll aufgerissen, der Mund geöffnet – eine lebende Frage.
      »Nun?« rief sie, und wie sie sah, daß wir zu zweit waren, tat sie einen Hoffnungsschrei, der, in einem Stöhnen unterging, als mein Gefährte den Kopf schüttelte und die Schultern zuckte.
      »Keine guten Nachrichten?«
      »Keine.«
      »Keine schlechten?«
      »Nein.«
      »Gott sei Dank. Aber kommen Sie herein. Sie müssen müde sein nach dem langen Tag.«
      »Das ist mein Freund Dr. Watson. Er war in verschiedenen meiner Fälle von größtem Nutzen, und ein glücklicher Zufall ermöglichte es mir, ihn für diese Untersuchung zu gewinnen.«
      »Ich freue mich, Sie kennenzulernen«, sagte sie und drückte mir herzlich die Hand. »Sie werden verzeihen, wenn Sie nicht alles zu Ihrer Bequemlichkeit vorfinden, Sie müssen aber den Schlag bedenken, der uns so plötzlich getroffen hat.«
      »Meine liebe Dame, ich bin ein altgedienter Soldat, und selbst wenn es nicht so wäre, sehe ich doch, daß eine Entschuldigung unnötig ist. Ich wäre glücklich, wenn ich Ihnen oder meinem Freund irgendwie von Nutzen sein könnte.«
      Wir betragen ein hellerleuchtetes Zimmer; auf dem Tisch war ein kaltes Abendessen angerichtet. »Nun, Mr. Holmes«, sagte die Dame, »ich möchte Ihnen sehr gern ein paar einfache Fragen stellen, auf die ich Sie bitte, mir eine einfache Antwort zu geben.«
      »Aber gewiß, Madam.«
      »Nehmen Sie keine Rücksicht auf meine Gefühle. Ich bin nicht hysterisch, noch falle ich leicht in Ohnmacht. Ich möchte nur Ihre ehrliche Meinung hören.«
      »Zu welchem Punkt?«
      »Glauben Sie in der Tiefe Ihres Herzens, daß Neville am Leben ist?«
      Sherlock Holmes schien durch die Frage verwirrt.
      »Frei heraus«, sagte sie. Sie stand auf dem Kaminvorleger und blickte ihn, der in einen Korbsessel gelehnt dasaß, scharf an.
      »Frei heraus, Madam, ich glaube es nicht.«
      »Glauben Sie, daß er tot ist?«
      »Ja.«
      »Ermordet?«
      »Das sage ich nicht. Vielleicht.«
      »Und an welchem Tag hat ihn der Tod ereilt?«
      »Am Montag.«
      »Dann, Mr. Holmes, haben Sie vielleicht die Güte, mir zu erklären, wie es kommt, daß ich heute von ihm einen Brief erhalten konnte.«
      Holmes sprang aus dem Sessel, als wäre ein Stromstoß durch ihn gefahren.
      »Was?« brüllte er.
      »Ja, heute.« Lächelnd stand sie da und hielt ein Stück Papier hoch.
      »Darf ich ihn lesen?«
      »Gewiß.«
      Er entriß ihr das Blatt, glättete es auf dem Tisch, zog die Lampe heran und untersuchte es eingehend. Ich war aus meinem Sessel aufgestanden und schaute ihm über die Schulter. Das Kuvert bestand aus grobem Papier und war mit dem Poststempel von Gravesend versehen, der das Datum des heutigen, vielmehr des vergangenen Tages trug, denn es war inzwischen beträchtlich nach Mitternacht.
      »Plumpe Schrift«, murmelte Holmes. »Sicherlich ist das nicht die Schrift Ihres Mannes, Madam.«
    »Nein, aber die im Brief.«
      »Ich nehme an, daß derjenige, der das Kuvert beschrieb, nach der

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