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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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Hut?«
      »Genau.«
      »Sie scherzen. Was können Sie schon aus dem alten, schäbigen Filz schließen?«
      »Hier, nehmen Sie meine Lupe. Sie kennen meine Methoden. Was können Sie von der Persönlichkeit des Mannes sagen, der diesen Gegenstand getragen hat?«
      Ich nahm das zerlumpte Ding in die Hand und drehte es ziemlich mitleidig um. Es war ein ganz gewöhnlicher schwarzer Hut von der üblichen runden Fasson, steif und viel zu schlecht, um noch getragen zu werden. Das Futter hatte einmal aus roter Seide bestanden, die sich nun aber ziemlich verfärbt darbot. Einen Herstellernamen gab es nicht, jedoch waren, wie Holmes bemerkt hatte, auf einer Seite die Initialen H. B. hingekritzelt. Die Krempe war für eine Hutsicherung durchstochen, aber das Gummiband fehlte. Sonst hatte er Risse, war äußerst verstaubt und fleckig, obwohl anscheinend der Versuch unternommen worden war, die fleckigen Stellen mit Tinte zu verdecken.
      »Ich kann nichts sehen«, sagte ich, indem ich den Hut meinem Freund zurückgab.
      »Im Gegenteil, Watson, Sie sehen alles. Doch Sie versagen, wenn es darum geht, das, was Sie sehen, zu durchdenken. Sie sind zu ängstlich, Schlüsse zu ziehen.«
      »Dann, bitte, sagen Sie mir, was Sie schlußfolgern können.«
      Er hielt den Hut hoch und starrte ihn in der beschaulichen Art an, die ihm eigen war. »Vielleicht ist er nicht mehr so gedankenanregend wie früher einmal«, bemerkte er, »und doch finde ich einige offensichtliche Schlüsse und ein paar andere, die zumindest große Wahrscheinlichkeit besitzen. Daß der Mann sehr intellektuell ist, liegt auf der Hand, ebenfalls, daß er in den letzten drei Jahren recht wohlhabend war, obwohl er nun schlechte Zeiten durchmacht. Er ist vorsichtig, wenn auch jetzt weniger als früher, was auf moralisches Abrutschen deutet, das, zusammengenommen mit dem Dahinschmelzen seines Vermögens, auf schlechten Einfluß, wahrscheinlich durch Trinken, hinzuweisen scheint. Hierin wird auch der Grund liegen, weshalb seine Frau aufgehört hat, ihn zu lieben.«
      »Mein lieber Holmes!«
      »Dennoch hat er sich eine bestimmte Selbstachtung erhalten«, fuhr er fort, meinen Einwurf überhaupt nicht beachtend. »Der Mann sitzt meistens, geht selten fort, ist total aus der Übung, befindet sich in mittlerem Alter, hat graues Haar, das in den letzten Tagen geschnitten wurde und das er mit Zitronencreme salbt. Dies sind die offenkundigeren Tatsachen, die von dem Hut abgeleitet werden können. Überdies ist es äußerst wahrscheinlich, daß er in seinem Haus keinen Gasanschluß hat.«
      »Nun scherzen Sie wirklich, Holmes.«
      »Nicht im geringsten. Möglicherweise erkennen Sie auch jetzt noch nicht, da ich Ihnen die Ergebnisse mitgeteilt habe, wie ich an sie gekommen bin.«
      »Zweifellos bin ich sehr dumm, aber ich muß gestehen: Ich kann Ihnen nicht folgen. Woraus leiten Sie zum Beispiel ab, daß der Mann intellektuell ist?«
      Statt einer Antwort stülpte sich Holmes den Hut auf den Kopf. Er reichte über die Stirn und saß ihm auf dem Nasenrücken auf.
      »Das ist eine Frage des Rauminhalts«, sagte er, »ein Mann mit einem so großen Hirn muß auch etwas drin haben.«
      »Und was ist mit dem Schwinden des Vermögens?«
      »Dieser Hut ist drei Jahre alt. Diese flachen, am Rand gerollten Krempen kamen damals auf. Es ist ein Hut bester Qualität. Sehen Sie sich das Band aus gerippter Seide und das hervorragende Futter an. Wenn sich der Mann vor drei Jahren einen so teuren Hut kaufen konnte und sich seitdem keinen neuen angeschafft hat, dann ist es mit ihm sicherlich bergab gegangen.«
      »Gut, das leuchtet mir ein. Aber wie steht es um die Vorsicht und das moralische Abrutschen?«
      Sherlock Holmes lachte. »Hier haben Sie die Vorsicht«, sagte er und legte den Finger auf den Knopf und die Öse für die Hutsicherung. »Hüte sind nicht von vornherein damit ausgestattet. Wenn der Mann sich so etwas hat anbringen lassen, deutet das auf einen gewissen Grad von Vorsicht; inzwischen ist er von seiner Art, Vorsorge gegen den Wind zu treffen, abgegangen. Das Gummiband, das riß, aber nicht ersetzt wurde, sagt uns, daß er jetzt weniger Vorsicht als früher walten läßt, was einen klaren Beweis für eine Schwächung seines Wesens darstellt. Andererseits war er bemüht, einige Flecken im Filz durch Tinte zu verbergen, was darauf hinweist, daß er seine Selbstachtung noch nicht ganz verloren hat.«
      »Ihre Beweisführung

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