Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
er. »Sehen Sie nur, wie er glänzt und sprüht. Natürlich ist er die Keimzelle und der Brennpunkt von Verbrechen. Jeder gute Stein ist das. Sie sind des Teufels liebste Köder. Jede Facette der größeren alten Juwelen könnte für eine Bluttat stehen. Dieser Stein ist noch nicht zwanzig Jahre alt. Er wurde am Ufer des Amoy in China gefunden und trägt alle Merkmale eines Karfunkels, nur daß er nicht rubinrot ist, sondern nach Blau schattiert. Trotz seiner Jugend hat er bereits eine finstere Geschichte. Zwei Morde, ein Anschlag mit Vitriol, ein Selbstmord und verschiedene Diebstähle sind wegen dieser fünfundvierzig Karat kristallisierten Kohlenstoffs begangen worden. Wer glaubt schon, daß ein so nettes Spielzeug ein Lieferant für die Galgen und das Gefängnis sein könnte? Ich werde ihn in meine Kassette einschließen und der Countess mitteilen, daß wir ihn haben.«
      »Denken Sie, daß dieser Horner unschuldig ist?«
    »Das weiß ich nicht.«
      »Nun gut, vermuten Sie denn, daß der andere, Henry Baker, etwas mit der Sache zu tun hat?«
      »Ich glaube, wir müssen eher annehmen, daß Henry Baker absolut unschuldig ist und keine Vorstellung davon besitzt, daß der Vogel, den er mit sich herumschleppte, erheblich wertvoller war, als wenn er aus purem Gold bestanden hätte. Das jedenfalls werde ich durch einen sehr einfachen Test feststellen, wenn wir Antwort auf unsere Annonce bekommen haben.«
      »Und bis dahin können Sie nichts unternehmen?«
      »Nichts.«
      »In dem Falle werde ich jetzt meine Patientenbesuche fortsetzen. Aber am Abend, zur angegebenen Zeit, komme ich wieder, denn ich möchte doch die Lösung einer so verwickelten Geschichte erleben.«
      »Ich freue mich sehr darauf, Sie zu sehen. Ich speise um sieben. Es gibt, glaube ich, Waldschnepfe. Übrigens: In Anbetracht der letzten Ereignisse sollte ich Mrs. Hudson überreden, deren Kropf untersuchen zu lassen.«
      Ich wurde bei einer Visite aufgehalten, und es war kurz nach halb sieben, als ich wieder in der Baker Street eintraf. Als ich mich dem Haus näherte, sah ich einen großen Mann mit schottischem Barett, sein Rock war bis ans Kinn zugeknöpft, im hellen Halbkreis warten, der durch das Oberlicht der Tür fiel. In dem Augenblick, da ich ankam, ging die Tür auf, und wir zwei wurden nach oben in Holmes’ Zimmer gewiesen.
      »Ich nehme an, Mr. Henry Baker«, sagte mein Freund, erhob sich aus dem Lehnsessel und begrüßte den Besucher in der heiteren Art, in die er so geschwind verfallen konnte. »Bitte, rücken Sie den Sessel ans Feuer, Mr. Baker. Der Abend ist kalt, und ich sehe, daß Ihr Kreislauf sich eher auf den Sommer als auf den Winter einstellen kann. Ah, Watson, Sie sind gerade zur rechten Zeit gekommen. Ist das Ihr Hut, Mr. Baker?«
      »Ja, Sir, das ist ohne jeden Zweifel mein Hut.«
      Er war ein großer Mann mit rundem Rücken, massivem Kopf und breitem, intelligentem Gesicht, das in einen braunen, graumelierten Spitzbart auslief. Ein Anflug von Rot auf Nase und Wangen und das leichte Zittern der ausgestreckten Hand erinnerten mich an Holmes’ Vermutungen über seine körperliche Verfassung. Seinen verschossenen schwarzen Gehrock hatte er bis obenhin zugeknöpft und den Kragen hochgestellt; aus den Ärmeln schauten seine schmächtigen Handgelenke hervor, ohne daß der Schimmer von einer Manschette oder einem Hemd zu sehen war. Er sprach leise und abgehackt, die Worte sorgsam wählend, und machte allgemein den Eindruck eines gelehrten und belesenen Mannes, der vom Glück schlecht behandelt worden ist.
      »Wir haben diese Dinge einige Tage lang aufbewahrt«, sagte Holmes, »weil wir erwarteten, daß Sie eine Zeitungsanzeige mit Ihrer Adresse aufgeben würden. Ich weiß nun nicht, was ich von Ihnen denken soll, da Sie nicht annonciert haben.«
      Unser Besucher gab ein recht kleinlautes Lachen von sich. »Die Shillings sind bei mir nicht mehr so zahlreich wie einst«, bemerkte er. »Ich zweifelte nicht daran, daß die Bande Raufbolde, die mich angriff, meinen Hut und den Vogel mitgenommen hätte. Ich wollte nicht Geld für einen hoffnungslosen Versuch ausgeben, die verlorenen Dinge wieder in Besitz zu bekommen.«
      »Ganz natürlich. Übrigens: der Vogel – wir waren gezwungen, ihn aufzuessen.«
      »Ihn aufzuessen!« Unser Besucher erhob sich vor Erregung halb aus dem Sessel.
      »Ja. Er wäre für keinen von Nutzen gewesen, wenn wir es nicht getan hätten. Aber ich nehme an, daß die

Weitere Kostenlose Bücher