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Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1

Titel: Die Abenteuer des Sherlock Holmes Bd.1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arthur Conan Doyle
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leuchtet ein.«
      »Die weiteren Besonderheiten – daß er mittleren Alters ist, daß er ergrautes Haar hat, welches er kürzlich schneiden ließ, und daß er Zitronencreme benützt – dies ergibt sich aus einer aufmerksamen Untersuchung des Futters. Die Lupe enthüllte eine große Anzahl Haarspitzen, die alle sauber von der Schere eines Friseurs beschnitten sind. Sie scheinen klebrig zu sein, und dann gibt es auch einen unverkennbaren Duft nach Zitronencreme. Dieser Staub, werden Sie finden, ist nicht der sandige graue Staub der Straßen, vielmehr der flockige braune des Hauses, und das verrät: Der Hut hat die meiste Zeit am Haken gehangen; die Schweißflecken im Futter beweisen eindeutig, daß der Mann leicht schwitzt und also kaum in bester körperlicher Verfassung sein dürfte.«
      »Aber was ist mit seiner Frau – Sie sagten, sie habe aufgehört, ihn zu lieben?«
      »Der Hut ist seit Wochen nicht abgebürstet. Wenn ich Sie sehen sollte, wie Sie mit dem Staub einer Woche auf Ihrem Hut herumlaufen, wenn Ihre Frau Ihnen gestattet, in solchem Zustand auszugehen, dann würde ich befürchten müssen, Sie wären ebenso unglücklich, die Zuneigung Ihrer Frau verloren zu haben.«
      »Aber kann er nicht Junggeselle sein?«
      »Nein, er wollte die Gans als Friedensangebot nach Hause tragen. Denken Sie an die Karte am Bein des Vogels.«
      »Sie finden auf alles eine Antwort. Aber woraus, um Himmels willen, schließen Sie, daß er in seinem Haus keinen Gasanschluß hat?«
      »Ein Talgspritzer, vielleicht auch zwei mögen sich zufällig finden; doch wenn ich nicht weniger als fünf zähle, gibt es für mich nur noch geringe Zweifel daran, daß der Mensch häufige Berührung mit Talglichten haben muß – wenn er nachts die Treppe hinaufgeht, wahrscheinlich den Hut in der einen Hand, eine tropfende Kerze in der anderen. Jedenfalls verursacht Gaslicht keine Talgflecke. Sind Sie befriedigt?«
      »Das ist alles sehr geistreich«, sagte ich lachend. »Aber da, wie Sie selbst sagten, kein Verbrechen begangen und kein Schaden angerichtet wurde, außer daß jemand eine Gans verlor, scheint mir alles eine ziemliche Kraftvergeudung zu sein.«
      Sherlock Holmes hatte den Mund zu einer Antwort geöffnet, als die Tür aufgestoßen wurde und Peterson, der Kommissar, ins Zimmer stürzte, hochrot und mit einem Gesicht, als sei er vor Verwunderung betäubt.
      »Die Gans, Mr. Holmes! Die Gans, Sir!« stieß er hervor.
      »Ja, was ist mit ihr? Ist sie ins Leben zurückgekehrt und durchs Küchenfenster davongeflogen?« Holmes brachte sich auf dem Sofa in die rechte Lage, um das aufgeregte Gesicht des Mannes besser betrachten zu können.
      »Sehen Sie doch, Sir! Sehen Sie, was meine Frau im Kropf der Gans gefunden hat!«
      Er streckte die Hand flach aus und hielt uns einen blitzenden blauen Stein entgegen, etwas kleiner als eine Bohne, aber von solcher Reinheit und solchem Glanz, daß er in der dunklen Mulde der Hand wie ein elektrischer Funke sprühte.
      Holmes erhob sich mit einem Pfiff in sitzende Stellung. »Beim Zeus, Peterson«, sagte er, »das ist wirklich ein Schatzfund! Ich nehme an, Sie wissen, was Sie da haben?«
      »Einen Diamanten, Sir! Einen wertvollen Stein! Er hat Glas geschnitten wie Kitt.«
      »Das ist mehr als ein wertvoller Stein. Es ist der wertvolle Stein.«
      »Doch nicht der blaue Karfunkel der Countess of Morcar?« stieß ich hervor.
      »Genau der. Ich kenne seine Größe und seine Form, da ich doch in den letzten Tagen immer wieder die Suchanzeige in der ›Times‹ gelesen habe. Er ist absolut einmalig, sein Wert läßt sich nur schätzen, und die Belohnung von eintausend Pfund macht bestimmt nur den zwanzigsten Teil des Marktpreises aus.«
      »Eintausend Pfund! Heiliger Strohsack!« Der Kommissar ließ sich in einen Sessel plumpsen und starrte uns abwechselnd an.
      »Das ist die Belohnung; aber ich habe Grund zu der Annahme, daß sentimentale Erwägungen die Countess dazu bewegen könnten, sich von der Hälfte ihres Vermögens zu trennen, wenn sie nur das Kleinod wiederbekommt.«
      »Wenn ich mich recht erinnere, ging es im Hotel ›Cosmopolitan‹ verloren«, bemerkte ich.
      »Genau, am 22. Dezember, vor fünf Tagen. John Horner, ein Klempner, wurde beschuldigt, es aus der Schmuckkassette der Dame entwendet zu haben. Der Verdacht gegen ihn war so stark, daß der Fall ans Schwurgericht verwiesen worden ist. Ich glaube, hier habe ich einen Bericht

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