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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Schauergeschichte. Für die nächsten Jahre bekommt sie sowieso niemand zu Gesicht, da bin ich sicher. Man wird sie vergessen. Die Nebelmenschen, die sind doch viel interessanter, immerhin führen die heute noch ein Leben wie vor einigen tausend Jahren, aber jetzt sind sie entdeckt worden, und wenn du nichts unternimmst, ist das vielleicht ihr Ende. Man hätte sie ja schon fast mit dem Masernvirus infiziert wie einige andere Stämme vor ihnen, darüber solltest du schreiben. Du kannst sie bekannt machen und dadurch retten, Kate. Setz dich für die Nebelmenschen ein und bring Leblanc dazu, dass er dir hilft. Mit deinen Reportagen kannst du hier für ein bisschen Gerechtigkeit sorgen, die Schweinereien anprangern, die von Carías, Ariosto und Co. verübt werden, dich darum kümmern, was das Militär hier macht, und Omayra Torres vor Gericht bringen. Du musst was tun, sonst kommen doch sofort die Nächsten und machen wieder ungestraft so weiter!«
    »Sieht aus, als wärst du in den letzten Wochen erwachsen geworden, Alexander.« Sie nickte anerkennend.
    »Oma, würde es dir was ausmachen, mich Jaguar zu nennen?«
    »Wie das Auto?«
    »Genau.«
    »Jedem Tierchen sein Pläsierchen. Von mir aus, aber nur, wenn du mich nicht Oma nennst.«
    »Abgemacht, Kate.«
    »Abgemacht, Jaguar.«
    Zum Abendessen gab es für die Nahab und die Indianer gebratenen Affen ohne alles. Seit die Vögel, die Donner und Wind machen, in Tapirawa-teri gelandet waren, hatte der Stamm nichts mehr aus seinen Gärten ernten können, hatte auf Bananen und Maniok verzichten müssen, und weil sie ja auch kein Feuer machen durften, hatten sie sich schon seit Tagen nicht mehr satt gegessen. Während Kate Cold versuchte, sich mit Iyomi und einigen anderen Frauen zu unterhalten, staunte Professor Leblanc Bauklötze über das, was ihm Tahama über die Bräuche und die Kriegskunst des Stammes berichtete. Der Anthropologe hatte Nadia als Dolmetscherin angestellt, und die merkte ziemlich schnell, dass Tahama einen schrägen Humor hatte, denn er log dem Professor das Blaue vom Himmel herunter. Unter anderem behauptete er, er sei Iyomis dritter Ehemann und Kinder habe er leider keine, wodurch Leblancs Theorie von der genetischen Überlegenheit des Alpha-Männchens wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel. Bald schon würden Tahamas Geschichten zur Grundlage für ein neues Buch des berühmten Professors Ludovic Leblanc werden.
    Iyomi und Walimai gingen vorneweg, und Tahama bildete mit seinen Kriegern die Nachhut, als die Nebelmenschen die Nahab am nächsten Tag zurück nach Tapirawa-teri führten. Etwas abseits vom Dorf entdeckten sie Ariostos Leiche, die von den Indianern zwischen zwei starke Äste gehängt worden war, wo sich Vögel und andere Tiere daran gütlich tun konnten, denn das war das Schicksal derer, die keine Bestattungszeremonie verdient hatten. Er war derart zerfetzt von den Klauen der Bestie, dass sich den Soldaten der Magen umdrehte und sie ihn nicht abhängen konnten, um ihn nach Santa María de la Lluvia zu schaffen. Sie entschieden, später wiederzukommen, um die Gebeine zu holen und christlich zu beerdigen.
    »Die Bestie hat für Gerechtigkeit gesorgt«, flüsterte Kate ihrem Enkel zu.
    César Santos wies Timothy Bruce und Alex an, sämtliche Waffen einzusammeln, die überall im Lager verstreut herumlagen, weil er fürchtete, einer der Soldaten könne die Nerven verlieren und noch einmal ein Blutbad anrichten. Sehr wahrscheinlich wardas allerdings nicht, denn der Gestank der Bestien hing noch immer in allen Kleidern, so dass sie fix und fertig waren und keiner aufmuckte. Santos ließ die Ausrüstung im Hubschrauber verstauen, nur die Zelte, aus denen sich der üble Geruch wohl nie herauswaschen lassen würde, verscharrten sie an Ort und Stelle. Timothy Bruce fischte seine Fotoausrüstung und etliche Filme zwischen den herumliegenden Zeltstangen heraus, jedoch waren die Filme, die er Hauptmann Ariosto hatte aushändigen müssen, nicht mehr zu gebrauchen, weil der sie in die Sonne gehalten hatte. Alex aber fand seine Tasche, und darin steckte, unversehrt, die Flasche mit dem Wasser des Lebens.
    Die Expeditionsteilnehmer wollten so schnell wie möglich nach Santa María de la Lluvia kommen. Sie hatten keinen Piloten, denn diesen Hubschrauber hatte Hauptmann Ariosto höchstpersönlich geflogen, und ansonsten war nur noch ein Pilot bei der Gruppe gewesen, der die Verletzten mit dem ersten Hubschrauber nach Santa María de la Lluvia gebracht hatte.

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