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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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lange, aber er war sehr verschlossen und hat nie mehr als das Allernötigste gesagt. Er hat mir nicht erzählt, dass er Omayra im Verdacht hat«, sagte César Santos. »Er muss verzweifelt nach einer Erklärung dafür gesucht haben, warum so viele Indianer ums Leben gekommen sind, also hat er sich eine der Impfstoffampullen besorgt, hat sie mir gegeben und gemeint, ich solle sie gut aufheben.«
    »Die Schweinerei mit den Epidemien können wir damit schon mal beweisen.« Kate Cold hielt das Fläschchen gegen das Licht.
    »Ich habe auch etwas für dich, Kate.« Timothy Bruce hielt ihr auf der flachen Hand zwei Filme hin.
    »Was ist das?« Kate bekam Stielaugen.
    »Bilder. Davon, wie Ariosto Karakawe die Pistole auf die Brust setzt und abdrückt, wie Mauro Carías die Ampullen zerschießt und wie die Indianer abgeknallt werden. Professor Leblanc war so freundlich, den Hauptmann für eine halbe Stunde abzulenken, und so hatte ich Zeit genug, die Filme zu wechseln. Ich habe ihm ein paar unbelichtete untergeschoben und diese hier gerettet.«
    Kate Cold gab die Ampulle mit dem Impfstoff an den Pater weiter und tat dann etwas, womit keiner gerechnet hätte: Sie fiel erst Santos, dann Bruce um den Hals und drückte ihnen einen dicken Schmatzer auf die Backe.
    »Gut gemacht, Jungs!« Sie strahlte.
    »Wenn es stimmt und hier das Virus drin ist, haben Mauro Carías und diese Frau einen Völkermord begangen, und dafür werden sie büßen …«, sagte Pater Valdomero leise und hielt die kleine Ampulle mit spitzen Fingern weit von sich, als hockte der Leibhaftige selbst darin.
    Der Pater war es auch, der vorschlug, eine Stiftung zu gründen, um das Auge der Welt und vor allem die Nebelmenschen zu schützen. Es sprudelte nur so aus ihm heraus, dass Kate Cold doch mit ihren Reportagen die Welt aufrütteln konnte und sie das mit Ludovic Leblanc, der immerhin ein international anerkannter Wissenschaftler war, ganz bestimmt schaffen würde. Sicher, noch hatten sie nicht die finanziellen Mittel, aber gemeinsam würden sie schon genug Geld auftreiben: Sie könnten die Kirchen angehen, die Parteien, internationale Organisationen, die Regierungen, sie würden überall anklopfen, bis sie genug zusammen hätten. Sie mussten einfach einen Weg finden, die Indianer zu retten, da war der Pater überzeugt, und die anderen ließen sich von seiner Begeisterung anstecken.
    »Und Sie übernehmen die Präsidentschaft der Stiftung, Herr Professor«, wandte sich Kate Cold an Leblanc.
    »Ich?« Der Professor war ehrlich überrascht und erfreut.
    »Wer könnte das besser als Sie? Die Welt hört zu, wenn Ludovic Leblanc spricht …« Kate Cold warf sich in die Brust wie der Anthropologe, und alle prusteten vor Lachen, alle außer Leblanc natürlich.
    ~
    Alexander Cold und Nadia Santos saßen auf dem Bootsanleger von Santa María de la Lluvia, wo sie sich vor ein paar Wochen zum ersten Mal miteinander unterhalten hatten und ihre Freundschaft ihren Anfang nahm. Wieder war es Nacht geworden, hatte das Quaken der Frösche und Brüllen der Affen eingesetzt, aber diesmal schien kein Mond. Der schwarze Himmel war mit Sternen gespickt. Nie zuvor hatte Alex einen Himmel gesehen wie hier, früher hätte er sich gar nicht träumen lassen, dass es so unzählig viele Sterne gab. Die beiden spürten die Zeit, die seit ihrer ersten Begegnung vergangen war; in diesen wenigen Wochen waren sie älter geworden und hatten sich verändert. Lange betrachteten sie schweigend den Himmel und dachten daran, dass sie sich bald trennen mussten, bis Nadia sich an den kleinen Korb erinnerte, den sie für Alex mitgebracht hatte, derselbe, den Walimai ihr beim Abschied gegeben hatte. Etwas befangen nahm Alex ihn entgegen und klappte den Deckel auf: Darin schimmerten die drei Eier vom heiligen Berg.
    »Pass gut darauf auf, Jaguar. Sie sind sehr wertvoll, die größten Diamanten der Welt«, flüsterte Nadia.
    »Diamanten?« Alex zuckte zusammen und traute sich gar nicht, die Steine anzufassen.
    »Ja. Sie gehören den Nebelmenschen. In meiner Vision war ich doch ganz sicher, dass sie die Indianer retten können und den Urwald, in dem sie immer gelebt haben.«
    »Und warum gibst du sie mir?«
    »Weil du zum Häuptling ernannt worden bist, um mit den Nahab zu verhandeln. Die Diamanten werden dir dabei helfen.«
    »Also echt, Nadia! Ich bin fünfzehn, auf mich hört doch keiner, ich kann mit niemandem verhandeln, und mich um so ein Vermögen kümmern kann ich schon gar nicht.«
    »Gib sie

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