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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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führte sie in der ganzen Stadt herum, trank mit ihr Tee im Plaza Hotel, lud sie zu einer Kutschfahrt durch den Central Park ein, fuhr mit ihr auf Wolkenkratzer und auf die Freiheitsstatue. Sie musste ihr zeigen, wie die Aufzüge funktionieren, was eine Rolltreppe ist und wie man eine Drehtür benutzt. Mit Kate ging Nadia auch zum ersten Mal in ihrem Leben ins Theater und ins Kino; aber am besten gefiel ihr die Eisbahn. Sie kannte ja nur die Tropen und konnte sich an dem kalten, blanken Eis gar nicht satt sehen.
    »Du wirst bald mehr als genug Eis und Schnee vor der Nase haben, ich will nämlich mit dir in den Himalaja«, sagte Kate Cold.
    »Wo ist das?«
    »Auf der anderen Seite der Erde. Du wirst feste Schuhe, warme Sachen und eine wasserdichte Jacke brauchen.«
    Kate fand die Idee, Nadia mit ins Reich des Goldenen Drachen zu nehmen, unschlagbar, so würde das Mädchen ein bisschen herumkommen. Sie kaufte ihr dicke Pullis, Wollsocken, eine Daunenjacke und Bergschuhe, und auch Borobá bekam einen Baby-Anorak und außerdem eine extra Kiste für den Transport von Haustieren. Sie war schwarz und hatte an einer Seite ein Gitter, so dass er frische Luft bekam und hinaussehen konnte. Innen war sie mit einem weichen Lammfell gepolstert, und in einer Halterung hingen ein Wasserspender und ein Fressnapf. Außerdem kaufteKate Windeln. Es war nicht leicht, sie dem Affen anzuziehen, obwohl Nadia ihm lange gut zuredete. Zum ersten Mal in seinem bisher so friedvollen Leben biss Borobá jemanden. Kate Cold lief eine Woche mit einem Verband am Arm herum, aber schließlich lernte der Affe, sein Geschäft in die Windel zu verrichten, was für die lange Reise, die sie vorhatten, auch unbedingt notwendig war.
    Kate hatte Nadia nicht erzählt, dass sie Alexander am Flughafen treffen würden. Sie hatte beide überraschen wollen.
    ~
    Es dauerte nicht lang, da fanden sich auch Timothy Bruce und Joel González im Wartesaal der Fluggesellschaft ein. Die beiden Fotografen hatten Kate, Alex und Nadia seit ihrer gemeinsamen Reise an den Amazonas nicht mehr gesehen. Sie umarmten alle herzlich, und Borobá sprang vergnügt von einem Kopf zum anderen und freute sich, seine alten Freunde wieder beisammen zu haben.
    Joel González hob sein T-Shirt an und prahlte ein bisschen mit den Spuren von der Umarmung einer meterlangen Anakonda, die ihm im Dschungel beinahe den Garaus gemacht hätte. Die Schlange hatte ihm mehrere Rippen gebrochen, und sein Brustkorb würde für immer etwas eingedellt bleiben. Timothy Bruce sah trotz seines langen Pferdegesichts richtig gut aus, und Kate, die partout nicht darauf kam, was anders war an ihm, nahm ihn unerbittlich in die Mangel, bis er endlich damit herausrückte, dass er sich die Zähne hatte richten lassen. An die Stelle der schiefen gelben Hauer, die einmal wie eine Maulsperre aus seinem Mund geragt hatten, war ein makellos weißes Lächeln getreten.
    Um acht am Abend checkten die fünf für ihren Flug nach Indien ein. Die Reise war endlos, aber für Alex und Nadia verging sie im Handumdrehen: Die beiden hatten sich eine Menge zu erzählen. Erleichtert konnten sie sehen, dass Borobá sich friedlich auf seinem Lammfell zusammengerollt hatte und schlief wie ein satter Säugling. Während die übrigen Passagiere auf den engen Sitzen nach einer halbwegs bequemen Schlafstellung suchten, unterhielten sich Nadia und Alex leise miteinander und sahen sich Filme an.
    Timothy Bruce brachte seine langen Beine kaum unter und stand dauernd auf, um auf dem Gang irgendwelche krampflösenden Yoga-Verrenkungen zu machen. Joel González hatte es besser, denn er war klein und hatte seit dem Unfall stark abgenommen. Kate Cold besaß ihre eigene Technik für lange Flugreisen: Sie spülte zwei Schlaftabletten mit Unmengen von Wodka hinunter. Das Ergebnis war vergleichbar mit einem Knüppelhieb über den Schädel.
    »Falls wir hier einen Terroristen mit einer Bombe haben, lasst mich weiterschlafen«, hatte sie ihre Reisegefährten angewiesen, ehe sie sich auf dem Sitz zusammenfaltete und sich die Decke bis über die Stirn zog.
    Drei Reihen hinter Nadia und Alex saß ein Mann mit langen Haaren, die zu vielen dünnen Zöpfen geflochten und dann mit einem Lederband im Nacken zusammengefasst waren. Um seinen Hals hing eine enge Kette aus Glasperlen, und vor seiner Brust baumelte an einem dünnen schwarzen Riemen ein Beutel aus Wildleder. Er trug abgewetzte Jeans, ausgelatschte Stiefel mit Absatz und einen Cowboyhut, den er sich tief in

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