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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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die Stirn gezogen hatte und den er, wie die beiden später sehen konnten, auch zum Schlafen nicht ablegte. Alex und Nadia fanden, dass er für diese Aufmachung zu alt war.
    »Komische Mischung aus Reggae und Country«, sagte Alex.
    Nadia sah ihn fragend an, aber Alex fand es zu schwierig, ihr das jetzt zu erklären. Er nahm sich vor, ihr bei Gelegenheit wenigstens die allernötigsten musikalischen Grundbegriffe beizubringen.
    Dieser komische Freak war sehr braun gebrannt, und sie schätzten ihn auf über vierzig, zumindest hatte er reichlich Falten um Augen und Mund. Was man von seinen zusammengebundenen Haaren sehen konnte, war stahlgrau. Aber wie alt er auch immer sein mochte, er wirkte ziemlich durchtrainiert. Zum ersten Mal war er ihnen in New York aufgefallen, da hatte er einen Seesack über der Schulter, an dem mit einem Gürtel ein aufgerollter Schlafsack befestigt war. Später hatten sie ihn in London im Transitbereich des Flughafens gesehen, wo er, den Hut tief ins Gesicht gezogen, auf einem Sitz döste, und jetzt saß er mit ihnen im Flugzeug nach Indien. Beim Einsteigen hatten sie sich zugenickt.
    Das Anschnallsignal über ihren Köpfen war kaum erloschen, da stand der Mann auf, ging ein paar Schritte auf dem Gang entlang nach vorne und reckte sich. Auf dem Rückweg blieb er mit einem Lächeln bei Nadia und Alex stehen. Sie konnten zum ersten Mal seine Augen sehen, die sehr hellblau waren und so ausdruckslos, als wäre er hypnotisiert. Das Lächeln betonte die Falten um seinen Mund, aber um die Augen herum tat sich gar nichts. Sie wirkten wie tot. Der Unbekannte fragte Nadia, was sie da in der Kiste auf ihren Knien habe, und sie zeigte ihm Borobá. Das Lächeln wurde zu einem Wiehern, als er den Affen mit der Windel sah.
    »Darf ich mich vorstellen: Tex Gürteltier, wegen der Stiefel. Die sind aus Gürteltierleder, seht ihr?«
    »Nadia Santos, aus Brasilien«, sagte Nadia.
    »Alexander Cold, aus Kalifornien.«
    »Ihr habt einen Reiseführer über das Verbotene Reich dabei. Ich habe gesehen, wie ihr am Flughafen darin geblättert habt.«
    »Dort wollen wir hin«, sagte Alex.
    »Nicht gerade überlaufen, das Land. Die lassen doch jedes Jahr bloß ein paar hundert Ausländer rein«, sagte Tex Gürteltier.
    »Wir sind mit einer Gruppe des International Geographic unterwegs.«
    »Echt? Wusste gar nicht, dass die so junge Reporter beschäftigen.«
    »Echt.« Alex hatte keine Lust auf weitschweifige Erklärungen.
    »Ich will auch ins Reich des Goldenen Drachen, aber ich weiß nicht, ob ich in Indien ein Visum kriege. Leute wie mich können sie dort nicht sonderlich gut leiden. Denken, wir kommen bloß wegen der Drogen.«
    »Was für Drogen?« Alex wunderte sich, dass seine Großmutter gar nichts darüber gesagt hatte.
    »Marihuana und Opium, das Zeug wächst dort überall wild, man muss bloß hinkommen und es ernten. Echt praktisch.«
    »Dann haben sie dort doch bestimmt ganz schön viele Probleme damit«, sagte Alex.
    »Überhaupt nicht. Die benutzen das Zeug nur als Medizin. Haben keine Ahnung, welche Schätze sie besitzen. Könnt ihr euch vorstellen, was man damit für ein Geschäft machen könnte?« Tex Gürteltier grinste.
    »Kann ich mir vorstellen.« Auf diese Art von Gespräch war Alex so wenig erpicht wie auf die Bekanntschaft dieses Kerls mit den toten Augen.

FÜNFTES KAPITEL
Die Kobras
    Sie landeten morgens in Neu-Delhi. Kate Cold und die beiden Fotografen, die das Reisen gewöhnt waren, fühlten sich ziemlich ausgeruht, aber Nadia und Alex hatten kein Auge zugetan und schauten etwas glasig in die Gegend. Keiner der zwei war auf das Spektakel dieser Stadt vorbereitet. Erst kriegten sie von der Hitze eine gewischt. Dann, kaum hatten sie das Flughafengebäude verlassen, umringte sie ein Menschenschwarm, stürzte sich auf sie, wollte ihr Gepäck schleppen, ihnen die Stadt zeigen, ihnen, angefangen bei Bananenstückchen, die unter einem Heer von Fliegen kaum zu erkennen waren, bis hin zu Götterstatuetten aus dem hinduistischen Götterhimmel, alles Mögliche und Unmögliche andrehen. Eine halbe Hundertschaft Kinder drängelte an sie heran, und alle baten mit weit vorgereckten Händen um ein paar Münzen. Ein Leprakranker mit halb zerfressenem Gesicht und fingerlosen Händen presste sich bettelnd an Alex und ließ erst von ihm ab, als ein Flughafenwächter ihn mit seinem Schlagstock bedrohte.
    Eine menschliche Masse mit dunkler Haut, edlen Gesichtszügen und riesigen schwarzen Augen schwemmte sie einfach

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