Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
Vom Netzwerk:
draufhatte. Er sollte sie nicht unterschätzen.
    Eine Viertelstunde später waren sie wieder auf dem Niveau der Straße und hörten schon bald die Stimmen der Touristen. Schnellmischten sie sich unter die Menge. Tex Gürteltier sahen sie nicht mehr.
    ~
    »Weißt du etwas über Skorpione, Kate?«, fragte Alex seine Großmutter, als sie sich im Hotel wieder trafen.
    »In Indien gibt es ein paar, die ziemlich giftig sind. Falls dich einer gestochen hat, kannst du dran sterben. Hoffentlich fragst du nicht deshalb, für Beerdigungen habe ich jetzt keine Zeit.« Sie sagte das so dahin.
    »Bisher hat mich keiner gestochen.«
    »Wieso fragst du dann?«
    »Weil ich gerne wissen würde, ob der Skorpion etwas bedeutet. Ob er zum Beispiel ein religiöses Symbol ist.«
    »Die Schlange ist eins, vor allem die Kobra. Es heißt, dass Buddha während der Meditation von einer riesigen Kobra beschützt worden ist. Aber der Skorpion …? Keine Ahnung.«
    »Kannst du etwas darüber herausfinden?«
    »Ich müsste die Nervensäge Ludovic Leblanc danach fragen. Willst du mir allen Ernstes ein solches Opfer abverlangen, mein Junge?«
    »Vielleicht ist es echt wichtig, Oma, sorry, Kate, natürlich …«
    Sie stöpselte ihren Laptop ein und schickte dem Professor eine Nachricht. Schon wegen der Zeitverschiebung hätte sie nicht mit ihm telefonieren können. Sie hatte keine Ahnung, wie lange sie auf eine Antwort würde warten müssen, hoffte jedoch, dass sie schnell käme, denn im Verbotenen Reich würde sie vielleicht keinen Internetanschluss haben. Weil sie nun schon einmal dabei war, schrieb sie gleich noch eine Mail an ihren Freund Isaac Rosenblat, um ihn nach diesem goldenen Drachen zu fragen, den es angeblich in dem Land gab, in das sie fuhren. Zu ihrer Überraschung meldete sich der Juwelier sofort:
    Mädchen! Wie schön, von dir zu hören! Natürlich weiß ich etwas über diese Statue, jeder Juwelier, der etwas auf sich hält, kennt die Beschreibung, es handelt sich nämlich um eines der ungewöhnlichsten Objekte der Welt und um eines der kostbarsten noch dazu.Allerdings hat außer den Königen nie irgendwer diesen berühmten Drachen gesehen, und Fotos gibt es auch keine, nur einige Zeichnungen. Er ist ungefähr zwei Fuß lang, und es heißt, er sei aus purem Gold, aber das ist noch nicht alles: Die Goldschmiedearbeit ist sehr alt und einzigartig schön. Außerdem ist er mit Edelsteinen besetzt; allein die beiden völlig gleichen, makellosen Sternrubine in seinen Augen sind ein Vermögen wert. Warum fragst du? Du willst ihn doch nicht etwa stehlen wie diese drei Amazonasdiamanten?
    Anstatt ihm noch einmal zu erzählen, dass Nadia die Steine gefunden hatte, versicherte Kate dem Juwelier, genau das habe sie vor. Ihr konnte es nur recht sein, wenn Isaac Rosenblat ihr einen Coup dieser Größenordnung zutraute. Dadurch würde das Interesse ihres alten Verehrers nicht nachlassen. Sie lachte auf, als sie die Antwort abschickte, aber das Lachen wurde schnell zum Husten. Ihre unzähligen Westentaschen betastend, fand sie schließlich den Flachmann mit der Amazonasmedizin.
    ~
    Professor Leblancs Antwort kam am nächsten Morgen, und sie war wortreich und verworren, wie alles, was er von sich gab. Erst beschrieb er umständlich, dass er neben all seinen sonstigen Verdiensten auch der erste Anthropologe gewesen sei, der die Bedeutung des Skorpions für die Mythologie der Sumerer, Ägypter und Hindus entdeckt hatte, und dann blah-blah-blahte er noch dreiundzwanzig Absätze lang über seine Kenntnisse und seine weltbewegende Weisheit. Aber hier und da verstreut fanden sich in den dreiundzwanzig Absätzen einige aufschlussreiche Informationen, die Kate allerdings erst aus diesem Wortgestrüpp herausklauben musste. Sie schnaubte entnervt: Dieser eingebildete Fatzke war in der Tat eine Zumutung. Sie musste den Brief mehrmals lesen, bis sie das Entscheidende zusammenfassen konnte.
    »Also, Leblanc schreibt, dass es in Nordindien eine Sekte gibt, die den Skorpion verehrt. Ihre Mitglieder tragen einen Skorpion als Erkennungszeichen, sie brennen ihn sich in die Haut, in der Regel auf den Rücken der rechten Hand. Sie stehen im Ruf, blutgierig, borniert und abergläubisch zu sein«, erklärte sie Alexander und Nadia.
    Die Sekte werde gehasst, weil sie während des indischen Unabhängigkeitskampfes die Drecksarbeit für das englische Militär erledigt und ihre eigenen Landsleute gefoltert und ermordet hatte. Auch heute noch wurden die Sektenmitglieder als

Weitere Kostenlose Bücher