Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
Vom Netzwerk:
nicht verschwunden.
    »Können Sie nicht Flugzeuge zum Kloster schicken?« Diese Kriegsführung zu Pferd machte Kate wahnsinnig, sie kam sich vor, als hätte man sie um ein paar Jahrhunderte in die Vergangenheit katapultiert.
    »Man kann dort nicht landen. Vielleicht mit einem Hubschrauber, aber dazu brauchte es einen sehr erfahrenen Piloten, weil die Fallwinde in dem Bergkessel dort gefährlich sind«, erklärte ihr der General.
    »Möglicherweise stimmt mir der ehrwürdige General zu, dass man es versuchen sollte …«, drängte Pema.
    »Es gibt bloß einen Piloten, der das überhaupt schaffen kann, und der lebt in Nepal. Er wird dort wie ein Held verehrt, weil er vor ein paar Jahren eine Gruppe von Bergsteigern gerettet hat, die am Gipfel des Mount Everest verunglückt waren.«
    »Daran erinnere ich mich«, sagte Kate. »Der Mann hat damals weltweit von sich reden gemacht, wir haben ihn für den International Geographic interviewt.«
    »Vielleicht können wir ihn irgendwie erreichen und ihn in den nächsten Stunden herbringen«, sagte der General.
    Myar Kunglung ahnte nicht, dass dieser Pilot lange im Voraus vom Spezialisten engagiert worden war und schon am nächsten Morgen von Nepal aus Richtung Verbotenes Reich starten würde.
    ~
    Der Trupp aus Tensing, Dil Bahadur, Alex, Nadia mit Borobá auf der Schulter und den zehn Yetikämpfern näherte sich der Felswand, an der die Ruinen des Chenthan Dzong lagen. Die Yetis waren in ihrer Vorfreude auf die Schlacht kaum zu halten, sie grunzten, knufften sich und hieben einander freundschaftlich die Zähne in den Pelz. Ein so ernsthaftes Vergnügen hatte sich ihnen schon ewig nicht mehr geboten. Tensing musste hin und wieder stehenbleiben und sie zur Ordnung rufen.
    »Meister, ich glaube, ich weiß endlich wieder, wo ich die Sprache der Yetis schon einmal gehört habe: in den vier Klöstern, wo ich gelernt habe, die Botschaften des Goldenen Drachen zu verstehen«, raunte Dil Bahadur.
    »Vielleicht erinnert sich mein Schüler ja auch, dass ich bei unserem ersten Besuch bei den Yetis sagte, es gebe einen wichtigen Grund für unseren Aufenthalt«, sagte der Lama ebenfalls leise.
    »Ihre Sprache?«
    »Möglicherweise …« Tensing lächelte.
    Alex war ganz versunken in die Schönheit der Berge. Das Panorama war überwältigend: verschneite Gipfel, riesige Felsbrocken, Wasserfälle, schroffe Klüfte in den Abhängen, Eisrinnen. Er konnte verstehen, dass die Menschen im Verbotenen Reich glaubten, auf dem höchsten Gipfel ihres Landes, in siebentausend Metern Höhe, seien die Götter zu Hause. Er spürte, wie sich alles in ihm mit Licht und klarer Luft füllte, wie sich etwas in seinem Inneren weitete, er mit jedem Schritt, den er tat, ein anderer wurde, als würde er innerlich wachsen. Er fand es jetzt schon schade, dass er dieses Land irgendwann verlassen musste, zurück in die so genannte Zivilisation.
    Tensing unterbrach seine Gedanken, um ihm zu erzählen, dassdie Dzongs, die es nur in Bhutan und im Reich des Goldenen Drachen gab, eine Mischung aus Kloster und Militärkaserne waren. In der Regel standen sie in Tälern, häufig dort, wo Flüsse ineinander mündeten, weil sie ursprünglich die umliegenden Dörfer hatten schützen sollen. Sie waren alle im gleichen Stil und ganz ohne Eisenklammern und Nägel erbaut. Auch der Königspalast in Tunkhala war einmal ein Dzong gewesen, ehe er wegen der Regierungserfordernisse erweitert und modernisiert und so in ein Labyrinth aus tausend Räumen verwandelt worden war.
    Chenthan war eine Ausnahme. Die Klosterburg lag ein Stück weiter oben in der Schlucht, am Rand einer schmalen Felsterrasse, und man fragte sich, wie die Baumaterialien dort hinaufgeschafft worden waren für ein Gebäude, das jahrhundertelang den Winterstürmen und Lawinen getrotzt hatte, ehe es schließlich durch das Erdbeben zerstört wurde. Ein schmaler Treppenweg erklomm die Wand, war aber schon früher kaum genutzt worden, denn die Mönche vom Chenthan Dzong hatten nur sehr wenig Kontakt zur Außenwelt gehabt. Der Weg war in den Fels hineingehauen, und wo Spalten klafften, hatte man schmale Hängebrücken aus Tauen und Holz gespannt. Seit dem Erdbeben hatte sich allerdings niemand mehr um ihre Erhaltung gekümmert, und die Brücken waren halb zerfallen, viele Taue baumelten lose, und das Holz war teilweise vermodert, aber damit konnten sich Tensing und sein Trupp nicht aufhalten: Es gab keinen anderen Weg zum Chenthan Dzong. Außerdem stürmten die Yetis einfach

Weitere Kostenlose Bücher