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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Dorfes um ihre Gefährtinnen. Jetzt, nach diesen Tagen der Angst endlich in Sicherheit, brachen die vier jüngeren Mädchen, die sich bisher so wacker geschlagen hatten, weinend zusammen und wollten bloß noch zurück nach Hause. Pema dagegen hatte nur Gedanken für Dil Bahadur und den König.
    Durch einen Untergebenen erfuhr General Myar Kunglung von dem Anruf und kam unverzüglich selbst ans Telefon. Pema berichtete ihm, was sie wusste, ohne den Goldenen Drachen zu erwähnen, erstens, weil sie nicht sicher war, ob die Skorpionkrieger ihn wirklich gestohlen hatten, und zweitens, weil sie instinktiv spürte, dass man etwas so Schwerwiegendes nicht auf diese Art bekannt geben sollte. Die Statue stand für die Seele ihres Landes. Es war nicht an ihr, eine Meldung in die Welt zu setzen, die ebenso gut falsch sein konnte.
    Myar Kunglung rief beim nächstgelegenen Militärposten an und schickte einen Jeep, der die Mädchen in die Hauptstadt bringen sollte. Auf halber Strecke kam er ihnen mit Wandgi und Kate Cold im Wagen entgegen. Als sie ihren Vater erkannte, sprang Pema von der Rückbank und flog ihm in die Arme. Wandgi weinte vor Freude und drückte sie fest an sich.
    »Was haben sie mit dir gemacht?« Wandgi hielt sie an den Schultern und betrachtete sie von oben bis unten.
    »Nichts, Papa, gar nichts, mach dir keine Sorgen; das spielt jetztauch keine Rolle, wir müssen dem König zu Hilfe kommen, er ist in Lebensgefahr.«
    »Das ist Sache des Militärs, nicht deine. Du kommst mit nach Hause!«
    »Das geht nicht, Papa, ich muss zum Chenthan Dzong!«
    »Kommt gar nicht in Frage!«
    »Ich habe es Dil Bahadur aber versprochen.« Sie wurde rot.
    Myar Kunglung war ein alter Fuchs, und etwas musste er sich wohl denken, als er sah, wie Pemas Wangen glühten und sie innerlich bebte, denn er faltete die Hände und verbeugte sich tief vor ihrem Vater.
    »Vielleicht gestattet der ehrwürdige Wandgi seiner Tochter, den demütig bittenden General zu begleiten. Meine Soldaten werden sicher gut auf sie Acht geben.«
    Wandgi begriff, dass der General trotz Verbeugung und Tonfall keine Widerrede dulden würde. Er musste Pema gehen lassen und betete zum Himmel, sie heil wiederzubekommen.
    Die frohe Kunde vom Ende der Entführung ließ das ganze Land aufatmen. Im Verbotenen Reich sprachen sich Nachrichten in Windeseile herum, und so wussten alle schon Bescheid, noch ehe die vier Mädchen in der Hauptstadt eintrafen und mit Seidenschals über den geschorenen Köpfen im Fernsehen über ihre Erlebnisse berichteten. Die Leute feierten auf den Straßen, man brachte den Familien der Mädchen Magnolienblüten und sammelte sich in den Klöstern zum Dankgebet. Die Gebetsmühlen und -fahnen trugen die Freude der Nation in alle Winde.
    Die Einzige, die nichts zu feiern hatte, war Kate, die am Rande des Nervenzusammenbruchs war, weil sie Nadia und Alexander noch immer nicht gefunden hatten. Jetzt war sie schon den ganzen Tag zusammen mit Myar Kunglung und Pema an der Spitze eines Trupps berittener Soldaten auf einem sich die Berge hinaufschlängelnden Pfad unterwegs zum Chenthan Dzong. Pema hatte den beiden davon berichtet, dass die Skorpionkrieger vom Goldenen Drachen gesprochen hatten. Der General bestätigte ihre Befürchtung:
    »Einer der Wachsoldaten vor der Letzten Tür hat den Angriff überlebt und gesehen, wie sie unseren geliebten König und denDrachen weggeschleppt haben. Das muss geheim bleiben, Pema. Du hast gut daran getan, es nicht am Telefon zu erwähnen. Die Statue ist ein Vermögen wert, aber warum mögen sie den König entführt haben …?«
    »Meister Tensing und sein Schüler sind ja mit Nadia und Alexander schon unterwegs zum Kloster. Sie haben ziemlich viel Vorsprung. Möglicherweise sind sie vor uns dort«, sagte Pema.
    »Ich weiß nicht, ob ich mir das wünschen soll, Pema. Wenn dem Prinzen etwas zustößt, wer übernimmt dann den Thron …?« Der General sah sehr besorgt aus.
    »Dem Prinzen? Welchem Prinzen?«
    »Dil Bahadur ist der Thronfolger, wusstest du das nicht, mein Kind?«
    »Das hat mir keiner gesagt. Aber dem Prinzen passiert ganz bestimmt nichts.« Das war Pema so herausgerutscht, sie merkte jedoch gleich, wie unschicklich es gewesen war, und verbesserte sich: »Ich wollte sagen, möglicherweise ist es das Karma des ehrwürdigen Prinzen, unserem geliebten König zu Hilfe zu kommen und den Kampf unverletzt zu überstehen …«
    »Vielleicht …« Der General nickte, aber die Sorgenfalten auf seiner Stirn waren

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