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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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können?«
    »Vielleicht so, wie wir uns schon die ganze Zeit verständigen …« Tensing sah Alex an, und der musste lachen, weil ihm erst jetzt auffiel, dass sich der Lama schon die ganze Zeit mit ihnen unterhielt, ohne dass man einen Ton von ihm hörte.
    »Lass dich nicht erschrecken, Nadia, das trübt dieWahrnehmungsfähigkeit. Frag dich nicht, ob wir sehen, was du siehst, das lenkt nur ab. Konzentrier dich immer nur auf ein Bild«, riet ihr der Prinz.
    »Keine Sorge, das mit dem Gedankenlesen ist so ähnlich, wie wenn man mit dem Herzen hört.« Nadia schien unbekümmert.
    »Vielleicht liegt unser einziger Vorteil im Überraschungseffekt«, warnte sie der Lama.
    »Falls mir der ehrwürdige Meister einen Vorschlag erlaubt, so glaube ich, wäre es angebracht, wenn er sich den Yetis gegenüber etwas weniger umständlich ausdrückte.« Alex machte sich einen Spaß daraus, so kompliziert zu denken, wie wohlerzogene Leute im Verbotenen Reich redeten.
    »Vielleicht sollte der junge Ausländer etwas mehr Vertrauen zu meinen Meister haben«, unterbrach Dil Bahadur Alexanders Gedankenwirrwarr, prüfte die Sehne seines Bogens und zählte die Pfeile nach.
    »Viel Glück«, verabschiedete sich Nadia und drückte Alex einen kleinen Kuss auf die Wange.
    Sie setzte Borobá auf die Erde, und der war mit einem Satz auf Alexanders Schultern und gebrauchte dessen Ohren wieder als sichere Haltegriffe.
    Nadia hatte sich kaum umgedreht, da hörten sie ein Geräusch, so ähnlich wie das Grollen der Lawine. Nur die Yetis hatten offensichtlich sofort begriffen, dass es etwas anderes war, etwas Furchteinflößendes, etwas nie zuvor Gehörtes.
    Sie warfen sich auf den Boden, schlugen zitternd die Arme über den Kopf und fiepten wie verängstigte Welpen, vergessen waren die Keulen und alle Wildheit.
    »Ein Hubschrauber!« Alex fuchtelte mit den Armen, um ihnen klar zu machen, dass sie sich zwischen den Felsen und im Schatten der Wand ducken sollten, damit man sie nicht von oben sah.
    »Was ist das?«, wollte der Prinz wissen.
    »So was Ähnliches wie ein Flugzeug. Und ein Flugzeug ist wie ein Flugdrachen mit Motor.« Das war doch nicht zu fassen, dass ihm jemand im einundzwanzigsten Jahrhundert so eine Frage stellte.
    »Was ein Flugzeug ist, weiß ich, ich sehe jede Woche eins aufdem Weg nach Tunkhala.« Dil Bahadur schien sich über Alexanders ungläubigen Blick nicht zu ärgern.
    Hinter dem Kamm oberhalb des Klosters tauchte ein metallglänzendes Ding auf. Tensing redete auf die Yetis ein, aber dass es Maschinen gab, die fliegen konnten, war ihnen nicht begreiflich zu machen.
    »Das ist ein Vogel, der Befehlen gehorcht. Vor dem brauchen wir keine Angst zu haben, der muss sich vor uns fürchten.« Er hoffte, das würde ihnen vielleicht in den Kopf gehen.
    »Also kann man hier doch irgendwo landen«, sagte Alex. »Jetzt verstehe ich endlich, wieso sie den Aufwand getrieben haben, bis hier hoch zu kommen, und wie sie die Statue außer Landes schaffen wollen.«
    »Wenn mein ehrwürdiger Meister nichts dagegen hat, sollten wir vielleicht angreifen, bevor sie verschwinden«, sagte der Prinz.
    Aber mit einem Blick auf die Yetis bedeutete Tensing ihm zu warten. Der Hubschrauber brauchte fast eine Stunde, bis er am Boden war. Von dort, wo sie hockten, konnten sie das eigentliche Landemanöver nicht sehen, aber es musste sehr schwierig sein, denn der Hubschrauber nahm etliche Anläufe, setzte zur Landung an, stieg wieder in die Höhe, drehte ein Runde, sank erneut, bis das Motorengeräusch schließlich erstarb. In die Stille hinein hörten sie Leute durcheinander rufen. Dann waren auch die Rufe verstummt, und Tensing gab das Startsignal.
    Nadia konzentrierte sich darauf, durchsichtig wie die Luft zu werden, und ging langsam auf das Kloster zu. Alex bebte vor Angst um sie; sein Herz trommelte, dass er fürchtete, die Skorpionkrieger könnten es noch in dreihundert Metern Entfernung hören.

ACHTZEHNTES KAPITEL
Die Schlacht
    In der Klosterburg Chenthan Dzong ging der Plan des Spezialisten in die letzte Runde. Als die Kufen des Hubschraubers auf der kleinen, schneebedeckten Lawinenebene aufsetzten, war Tex Gürteltier die Erleichterung anzumerken: Hier zu landen war etwas für wahre Könner. Wie von seinem Boss vorgesehen, hatte er zuvor mit Erdbeerbrausepulver ein rotes Kreuz in den Schnee gezeichnet. Aus der Luft wirkte die Markierung zunächst kaum größer als ein Geldstück, aber als der Pilot tiefer ging, konnte er sie klar erkennen. Der

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