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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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so sehr, dass ich Ihnen sagen werde, wie man die Botschaften des Goldenen Drachen versteht, Judit. Kein Leid darf Ihnen geschehen, und schon gar nicht durch meine Schuld. Es ist nicht an mir, darüber zu befinden, wie viel Schmerz Sie ertragen können, es ist Ihre Entscheidung. Daher lege ich das Geheimnis der Könige meines Landes in Ihre Hände. Tauschen Sie es für Ihr Leben ein, aber bitte warten Sie, bis ich tot bin.«
    »Die werden Sie nicht umbringen, das wagen sie nicht!«
    »Dazu wird es nicht kommen, Judit. Ich selbst werde meinem Leben ein Ende setzen, denn ich möchte nicht, dass mein Tod auf dem Gewissen anderer lastet. Meine Zeit ist vollendet. Seien Sie unbesorgt, es wird kein Blutvergießen geben, ich höre einfach auf zu atmen.«
    ~
    »Hören Sie mir gut zu, Judit, Sie müssen sich genau einprägen, was ich jetzt sage. Wenn Sie verhört werden, erklären Sie, dass der Drache sieben verschiedene Laute von sich gibt. Jeweils vier dieser Laute stehen für einen von 840 Begriffen einer untergegangenen Sprache, der Sprache der Yetis.«
    »Der Schneemenschen? Gibt es die wirklich?« Sie sah ihn ungläubig an.
    »Heute gibt es nur noch sehr wenige, sie sind fast wie Tiere geworden und verständigen sich mit einer Handvoll Lauten; aber vor etwa dreitausend Jahren besaßen sie eine richtige Sprache und auch so etwas wie eine Kultur.«
    »Ist diese Sprache denn irgendwo festgehalten?«
    »Sie lebt in der Erinnerung von vier Lamas in vier verschiedenen Klöstern. Nur mein Sohn Dil Bahadur und ich kennen alle Begriffe, um den Goldenen Drachen zu verstehen. Die entsprechenden Zeichen waren einst auf einem Pergament niedergeschrieben, aber das haben die Chinesen bei ihrem Einmarsch in Tibet gestohlen.«
    »Also kann, wer das Pergament besitzt, die Prophezeiung entschlüsseln …«
    »Das Pergament ist auf Sanskrit, aber wenn man es mit Yakmilch tränkt, erscheint eine Art Wörterbuch, eine Liste der Begriffe mit der entsprechenden Kombination der vier Laute. Haben Sie das verstanden, Judit?«
    »Na klar!« Mit einem triumphierenden Lächeln trat Tex Gürteltier in den Türrahmen, die Pistole in der Hand.
    »So hat eben jeder seine Achillesferse, Majestät. Sie sehen, am Ende haben wir das Geheimnis doch noch erfahren. Ehrlich gesagt, ich hatte schon befürchtet, Sie würden es mit ins Grab nehmen, aber mein Boss ist Ihnen einfach über.«
    »Wie meinen Sie das?« Der Monarch sah verwirrt von Tex Gürteltier zu Judit.
    »Großer Gott, waren Sie denn völlig ahnungslos? Haben Sie sich nie gefragt, wie und weshalb Judit Kinski ausgerechnet jetzt bei Ihnen aufgekreuzt ist? Sie laden irgendeine Tulpenexpertin einfach in Ihren Palast ein, ohne etwas über ihre Vergangenheit in Erfahrung zu bringen? Ich fasse es nicht. Sie Träumer! Sehen Sie sie doch an. Die Frau, für die Sie sterben wollten, ist mein Boss, der Spezialist. Sie ist der Kopf der ganzen Organisation.«
    »Ist das wahr, Judit?«, sagte der König tonlos.
    »Was glauben Sie denn, wie wir an Ihren Goldenen Drachen herangekommen sind? Sie hat einen Weg in die Heilige Kammer gefunden: Sie hat eine Kamera in Ihrem Medaillon platziert. Und dafür musste sie Ihr Vertrauen gewinnen.«
    »Sie haben mit meinen Gefühlen gespielt …« Aschfahl geworden, starrte der König Judit Kinski an, die seinen Blick nicht aushielt.
    »Sie haben sich doch nicht etwa auch noch in sie verliebt! Zum Totlachen!« Der Amerikaner ließ ein trockenes Wiehern hören.
    »Genug jetzt, Tex!«, fuhr Judit ihn an.
    »Sie war sich sicher, dass wir Ihnen das Geheimnis nicht mit Gewalt abpressen können«, redete Tex Gürteltier einfach weiter, »deshalb sollte ich ihr mit Folter drohen. Als gute Geschäftsfrau hätte sie sich sogar foltern lassen, bloß um Sie in die Enge zu treiben, bis Sie das Geheimnis verraten.«
    »Es reicht, Tex, es ist vorbei. Wir müssen den König nicht noch mehr quälen, wir verschwinden«, befahl Judit Kinski.
    »Mal immer langsam, Boss. Jetzt bin ich an der Reihe. Sie glauben doch wohl nicht im Ernst, dass ich Ihnen die Statue überlasse. Warum sollte ich? Die ist weit mehr wert als ihr Gewicht in Gold, und ich gedenke, mit dem Kunden direkt zu verhandeln.«
    »Sind Sie wahnsinnig geworden, Tex?«, bellte Judit, aber alles Weitere blieb ihr im Hals stecken, weil er ihr die Pistole vor die Nase hielt.
    »Her mit dem Aufnahmegerät, oder ich puste Ihnen Ihr geniales Gehirn weg, Lady!«
    Judit Kinskis wachsamer Blick fiel ganz kurz auf ihre Handtasche. Sofort nahm

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