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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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sie wieder Tex Gürteltier ins Visier, aber dem hatte dieses Flackern genügt. Die Pistole weiter auf Judit gerichtet, bückte er sich nach der Tasche und kippte sie aus. Lippenstift, ein Taschenspiegel, eine Pistole, etliche Fotografien und verschiedene elektronische Geräte, die der König noch nie gesehen hatte, landeten auf dem Steinboden. Auch einige winzige Bänder waren darunter. Tex Gürteltier kickte sie weg, er suchte ein anderes. Ihn interessierte nur das Band, das noch im Aufnahmegerät steckte.
    »Wo ist es?«, herrschte er Judit an.
    Mit der einen Hand drückte er ihr die Pistole auf die Brust, mit der anderen tastete er sie von oben bis unten ab. Dann befahl er ihr, den Gürtel und die Stiefel auszuziehen, fand aber nichts. Plötzlich blieb sein Blick an dem breiten geschnitzten Knochenarmreif hängen.
    »Her damit!«
    Widerstrebend löste sie den Verschluss und gab ihm den Schmuck. Tex Gürteltier trat einige Schritte zurück, um ihn sich im Licht zu betrachten, dann erhellten sich seine Züge in einem genüsslichen Grinsen: Da war es ja, ein Aufnahmegerät, das jedem Meisterspion zur Ehre gereicht hätte. Technisch war der Spezialist schon immer auf dem allerneuesten Stand gewesen.
    »Das wird Ihnen noch leid tun, Tex, das schwöre ich Ihnen. Mit mir spielt man nicht.« Judit bebte vor Wut.
    »Weder Sie noch diese Witzfigur von einem König werden mich überleben. Ich habe es satt, nach Ihrer Pfeife zu tanzen. Sie sind bereits Geschichte, Boss. Ich habe die Statue, den Code und den Hubschrauber, mehr brauche ich nicht. Der Sammler wird sehr zufrieden sein.«
    Aber Tex Gürteltier drückte nicht schnell genug ab, denn der König hatte Judit Kinski schon zur Seite gestoßen und warf sich vor sie. Die Kugel, die für sie bestimmt gewesen war, traf ihn in der Brust. Die zweite Kugel schlug Funken auf der Mauer, weil Nadia in vollem Lauf gegen den Amerikaner geprallt war und ihn zu Boden gerissen hatte.
    Mit einem Satz war er wieder auf den Füßen. Er schlug Nadia mit der Faust ins Gesicht und hechtete auf die Pistole zu, die einige Meter über den Boden geschliddert war. Auch Judit Kinski hatte sich in die Richtung geworfen, aber sie kam zu spät.
    ~
    Tensing drang mit den Yetis in den gegenüberliegenden Teil des Klosters vor, wo sich die Mehrzahl der Skorpionkrieger aufhielt, während sich Alex und Dil Bahadur mit den Bildern, die Nadia ihnen geschickt hatte, auf die Suche nach dem König machten. Dil Bahadur war ja schon einmal hier gewesen, konnte sich aber nicht mehr genau an die Aufteilung der Säle erinnern, und durch den Schutt und die Trümmer sah hier alles gleich aus. Den Bogen im Anschlag, eilte er voraus, dicht gefolgt von Alex, der nur notdürftig mit Dil Bahadurs Wanderstab bewaffnet war.
    Sie wichen den Skorpionkriegern so gut es ging aus, aberunvermittelt stießen sie auf zwei, die vor Schreck kurz zusammenfuhren. Das genügte, und schon hatte der Prinz einen Pfeil auf den Oberschenkel des einen abgefeuert. Ihn zu töten wäre für Dil Bahadur undenkbar gewesen, aber irgendwie musste er ihn unschädlich machen. Mit einem Röcheln sackte der Mann zusammen, aber der andere hielt schon in jeder Hand ein Messer und schleuderte sie nach dem Prinzen.
    Es ging alles so schnell, dass Alex kaum etwas mitbekam. Er selbst hätte den Wurfgeschossen niemals ausweichen können, aber der Prinz drehte sich nur leicht zur Seite wie in einem kleinen Tanzschritt, und die scharfen Klingen sausten rechts und links an ihm vorbei. Noch ehe der andere ein weiteres Messer ziehen konnte, traf ihn ein Pfeil unterhalb des Schlüsselbeins, wenige Zentimeter neben dem Herzen, aber ohne ihn lebensgefährlich zu verletzen.
    Alex war vorgestürzt und zog jetzt dem Ersten, der trotz seines blutenden Beins schon wieder einen Dolch in der Hand hielt, den Holzstab über den Schädel. Es war eine reine Verzweiflungstat, aus der Not geboren und unüberlegt, aber als der dicke Knüppel auftraf, hörte Alex ein Geräusch wie von einem Nussknacker. Das brachte ihn wieder zur Vernunft: Was hatte er bloß getan? Ihm wurde schlecht. Der kalte Schweiß brach ihm aus, sein Mund lief voller Spucke, und er glaubte, er müsse kotzen, aber Dil Bahadur war schon weitergerannt, und er durfte ihn jetzt nicht im Stich lassen.
    Der Prinz fürchtete die Waffen der Banditen nicht, denn er glaubte sich von dem Amulett um seinen Hals beschützt. Viel später, als Alex mit seiner Großmutter über den Drachenanhänger sprach, lachte sie ihn aus

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