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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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und meinte, Dil Bahadur habe den Messern nur wegen seiner Tao-Shu-Künste ausweichen können. »Wie auch immer, jedenfalls hat es geklappt.« Er wollte sich nicht mit ihr anlegen.
    Dil Bahadur und Alex stürmten in den Raum, wo der König war, als sich Tex Gürteltiers Hand eben um den Pistolenknauf schloss, den Bruchteil einer Sekunde, ehe Judit Kinski die Waffe hätte packen können. Aber zum Schießen kam er nicht mehr, denn Dil Bahadurs dritter Pfeil durchbohrte seinen Unterarm. Tex stießeinen gellenden Schmerzensschrei aus, ließ jedoch die Waffe nicht fallen. Die Pistole baumelte an seinem gekrümmten Zeigefinger.
    »Keine Bewegung!«, kreischte Alex fast hysterisch, aber was sollte er denn mit dem Wanderstab gegen die Kugeln des anderen ausrichten?
    Der dachte auch nicht im Traum daran, sich um die Anweisung zu scheren, riss stattdessen mit dem unverletzten Arm Nadia wie ein Puppe zu sich heran und hielt sie als Schutzschild vor sich. Borobá, der hinter Dil Bahadur und Alex hergehetzt war, hängte sich verzweifelt kreischend an Nadias Bein, aber ein Fußtritt von Tex Gürteltier beförderte ihn in die gegenüberliegende Ecke des Raumes. Noch völlig benommen von dem Fausthieb, versuchte Nadia sich aus der Umklammerung zu winden, konnte sich in Tex Gürteltiers eisernem Griff jedoch kaum rühren.
    Der Prinz zögerte. Sicher, er würde treffen, aber wenn er den Bogen hob, würde der andere womöglich Nadia erschießen. Tatenlos musste er zusehen, wie Tex Gürteltier mit Nadia aus dem Raum zurückwich und sie nach draußen schleifte, wo der Hubschrauber auf der schneebedeckten Fläche zum Start bereit stand.
    Judit Kinski nutzte das Durcheinander und machte sich in entgegengesetzter Richtung zwischen den Trümmern des Klosters aus dem Staub.
    ~
    Unterdessen war auch auf der anderen Seite der Klosterruine der Teufel los. Die meisten Skorpionkrieger hatten sich in der Nähe der Feldküche zusammengefunden, wo sie Schnaps aus ihren Feldflaschen tranken, Betel kauten und leise beratschlagten, wie sie den Amerikaner austricksen konnten. Natürlich hatten sie keinen Schimmer, dass eigentlich Judit Kinski die Befehle gab, und hielten sie genau wie den König für eine Geisel. Der Amerikaner hatte ihnen die vereinbarte Summe in dicken Dollarbündeln gezahlt und ihnen gesagt, wo in Indien sie die Waffen und Pferde abholen konnten, den Rest ihrer Entlohnung, aber nachdem sie die Statue mit ihrem Gold und den Edelsteinen gesehen hatten, fanden sie, man sei ihnen etwas mehr schuldig. Dass die Beute imHubschrauber war und damit bald außer Reichweite, schmeckte ihnen gar nicht, aber anders würde man sie nicht außer Landes schaffen können.
    »Wir schnappen uns den Piloten«, zischte der Anführer mit einem scheelen Blick auf den nepalesischen Nationalhelden, der mit seiner Tasse Kaffee mit Kondensmilch am anderen Ende des Raumes saß.
    »Und wer fliegt mit?«, wollte einer der Skorpionkrieger wissen.
    »Ich«, entschied der Anführer.
    »Damit du dich mit der Beute absetzen kannst?«, kam es von einem anderen seiner Männer.
    Der Anführer fuhr auf und wollte schon einen seiner Dolche ziehen, aber daraus wurde nichts mehr, denn wie ein Wirbelsturm fegte Tensing, gefolgt von den Yetis, durch den Chenthan Dzong. Der kleine Trupp war wirklich zum Fürchten. Der Mönch vorneweg, bewaffnet mit zwei durch eine Kette verbundenen Holzstöcken, die er zwischen den Trümmern der Klosterruine gefunden hatte, eine Hinterlassenschaft der kämpfenden Mönche. Wie der sich da, dieses Ding schwingend, auf sie zu bewegte, war auch dem dümmsten der Skorpionkrieger klar, dass er damit umgehen konnte. Die zehn Yetis, die an sich schon kein sehr erfreuliches Bild abgaben, schienen in ihrer Kampfmontur den Tiefen eines Horrortraums entsprungen. Sie drängelten und schoben vorwärts, dass es aussah, als wären sie doppelt so viele. Mit ihren Keulen und Faustkeilen, dem Lederschurz über den blutroten Zotteln und den ekelhaften gehörnten Helmen hatten sie alles Menschenähnliche verloren. Sie schrien und tobten wie eine Horde wildgewordener Orang-Utans, toll vor Freude, dass sie endlich Hiebe austeilen durften und, warum auch nicht, welche einstecken würden, sonst wäre es ja nur der halbe Spaß. Tensing befahl den Angriff, was sollte er auch machen, er konnte sie doch nicht mehr bremsen. Ehe sie ins Kloster eingedrungen waren, hatte er ein Stoßgebet zum Himmel geschickt, auf dass es keine Toten gäbe, die er auf seine Kappe würde nehmen

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