Die Abenteuer von Aguila und Jaguar
aber nicht unerschöpflich«, sagte Leblanc.
»Dann fahren Sie auch nicht, Herr Professor.« Die Ärztin sprach mit Nachdruck. »Ich arbeite für die nationale Gesundheitsbehörde. Ich soll die Indianer schützen. Ohne die notwendigen Vorsorgemaßnahmen darf kein Fremder Kontakt zu ihnen aufnehmen. Sie sind sehr anfällig für Krankheiten, vor allem für die der Weißen.«
»Manchmal genügt schon eine einfache Erkältung«, schaltete sich César Santos ein. »Vor drei Jahren starb ein ganzer Stamm, weil ein paar Reporter kamen, die einen Dokumentarfilm drehen wollten. Von denen hatte einer Husten, und es reichte, dass er einen der Indianer an seiner Zigarette ziehen ließ.«
In diesem Augenblick betraten Hauptmann Ariosto, der den Oberbefehl über die Kaserne hatte, und Mauro Carías, der reichste Unternehmer der Gegend, den Raum. Während Hände geschüttelt und Stühle gerückt wurden, raunte Nadia Alex zu, Carías sei sehr mächtig und mache mit den Präsidenten und Generälen etlicher südamerikanischer Länder Geschäfte. Außerdem trage er sein Herz nicht im Leib, sondern in einer Tasche, und sie deutete auf den schwarzen Aktenkoffer, den Carías in der Hand hielt. Ludovic Leblanc wiederum zeigte sich von Mauro Carías schwer beeindruckt, denn die Expedition war dank der guten internationalen Kontakte dieses Mannes zustande gekommen. Er war es gewesen, der die Zeitschrift International Geographic für die sagenumwobene Bestie interessiert hatte.
»Dieses Untier versetzt die einfachen Leute am oberen Orinoko in Angst und Schrecken. Keiner wagt sich in den Winkel vor, wo sein Bau vermutet wird«, sagte Carías.
»Das heißt, das Gebiet ist unerforscht«, bemerkte Kate Cold.
»So ist es.«
»Ich nehme an, es ist reich an Erzen und Edelsteinen«, redete die Reporterin weiter.
»Der größte Reichtum des Amazonas sind der Boden und die Hölzer«, antwortete er.
»Und die Pflanzen«, mischte sich Dr. Omayra Torres ein. »Wir kennen nicht einmal zehn Prozent der medizinisch nutzbaren Substanzen, die es hier gibt. Mit jedem Schamanen und indianischen Heiler, der stirbt, verlieren wir etwas von diesem Wissen für immer.«
»Ich kann mir vorstellen, dass die Bestie Ihnen bei Ihren Geschäften in die Quere kommt, Herr Carías, genau wie die Eingeborenen.« So schnell ließ Kate Cold nicht locker, wenn sie sich erst einmal irgendwo festgebissen hatte.
»Die Bestie ist für uns alle ein Problem. Sogar die Soldaten haben Angst vor ihr«, gab Mauro Carías zu.
»Falls es die Bestie wirklich gibt, finde ich sie. Der Mensch, der Ludovic Leblanc an der Nase herumführt, ist noch nicht geboren, ganz zu schweigen von dem Tier«, sagte der Professor, dessen Tick, von sich selbst in der dritten Person zu sprechen, den anderen langsam auf die Nerven ging.
»Auf meine Soldaten können Sie zählen, Herr Professor. Auch wenn mein guter Freund Carías etwas anderes behauptet, es sind tapfere Männer«, bot ihm Hauptmann Ariosto seine Hilfe an.
»Auch auf meine uneingeschränkte Unterstützung können Sie zählen, geschätzter Herr Professor. Ich kann Ihnen einige Motorboote und ein gutes Funkgerät zur Verfügung stellen«, schloss sich Mauro Carías an.
»Und auf mich können Sie zählen, sollte es irgendwelche Gesundheitsprobleme geben oder zu einem Unfall kommen«, sagte Dr. Omayra Torres sehr sanft, als hätte sie ganz vergessen, dass Leblanc sich geweigert hatte, sie an der Expedition teilnehmen zu lassen.
»Wie schon gesagt, mein Fräulein …«
»Dr. Torres«, verbesserte sie ihn wieder.
»Wie schon gesagt, das Budget unserer Expedition ist begrenzt, wir können keine Touristen mitnehmen«, sagte Leblanc störrisch.
»Ich bin kein Tourist. Ohne die Begleitung eines zugelassenenArztes und die notwendigen Impfungen kann die Expedition nicht weiterfahren.«
»Dr. Torres hat Recht. Hauptmann Ariosto wird Ihnen die Gesetzeslage erläutern«, ließ sich César Santos vernehmen, der die Ärztin kannte und sich offenkundig ebenfalls zu ihr hingezogen fühlte.
»Tja, also … es stimmt, dass …«, stammelte der Hauptmann und sah verwirrt zu Mauro Carías hinüber.
»Es wird kein Problem sein, Omayra mitzunehmen. Ich selbst werde für die Mehrkosten aufkommen«, sagte der Unternehmer lächelnd und legte seinen Arm um die Schulter der jungen Ärztin.
»Danke, Mauro, aber das wird nicht nötig sein, meine Ausgaben trägt der Staat.« Behutsam machte sie sich von ihm los.
»Gut. Das wäre also geklärt. Ich hoffe, wir
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