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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Bedeutung, das spürten sie.
    Dann war es still in der Heiligen Kammer. Der Quarz, der während des Orakels von innen heraus geleuchtet hatte, wurde wieder matt wie zuvor. Erschöpft blieb der Prinz noch eine Weile sitzen, und die beiden wagten es nicht, ihn anzusprechen.
    »Mein Vater ist tot«, sagte Dil Bahadur schließlich und stand auf.
    »Hat der Stein das gesagt?«, wollte Alex wissen.
    »Ja. Mein Vater hat gewartet, bis ich hier war, und dann konnte er sterben.«
    »Woher hat er gewusst, dass du es geschafft hast?«
    »Mein Meister Tensing hat es ihm gesagt«, antwortete der Prinz traurig.
    »Und was hat der Stein sonst noch gesagt?«, fragte Nadia.
    »Mein Karma ist es, der vorletzte König im Reich des Goldenen Drachen zu sein. Ich werde einen Sohn haben, den letzten König. Danach werden die Welt und dieses Königreich sich wandeln, und nichts wird mehr sein wie zuvor. Mein Vater wird mich in Träumen leiten, damit ich gerecht und weise regieren kann. Auch Pema, meine zukünftige Frau, wird mir helfen, und außerdem Tensing und der Goldene Drache.«
    »Du meinst, dieser Stein – die Statue ist doch futsch«, sagte Alex.
    »Vielleicht habe ich das falsch verstanden, aber es hat sich angehört, als würden wir sie wiederbekommen.« Der Prinz gab ihnen durch einen Wink zu verstehen, dass es Zeit war aufzubrechen.

ZWANZIGSTES KAPITEL
Der Abschied
    Timothy Bruce und Joel González, die beiden Fotografen des International Geographic, hatten genauestens getan, was Kate Cold ihnen aufgetragen hatte. Die ganze Zeit waren sie in den entlegensten Bergregionen des Verbotenen Reichs herumgekraxelt, geführt von einem Sherpa, der trotz seiner kleinen Statur die schwere Ausrüstung und die Zelte geschleppt, dabei unermüdlich gelächelt und nicht ein einziges Mal den gleichmäßigen Trott seiner Schritte verlangsamt hatte. Mit hängender Zunge waren die beiden Flachländer hinter ihm hergehechelt.
    Normalerweise hätten sie Kate nach ihrer Rückkehr mit Schilderungen seltener Orchideen und mit lustigen Geschichten von kleinen Pandabären überschüttet, nun aber stürmten sie ins Hotel und wollten wissen, was mit Nadia war, und als Kate ihnen eröffnete, Nadia habe mit Alexander zusammen dabei geholfen, einer Verbrecherorganisation das Handwerk zu legen, fünf Mädchen aus der Gefangenschaft zu befreien, eine Mörderbande hinter Schloss und Riegel zu bringen und Prinz Dil Bahadur auf den Thron zu befördern, all das mit Unterstützung einer Horde Yetis und eines mysteriösen Mönchs mit übersinnlichen Fähigkeiten, verschlug es den beiden die Sprache. Es sollte einige Tage dauern, bis sie sich von ihrer Verblüffung so weit erholt hatten, dass sie ihren Gefährten von ihren eigenen Erlebnissen erzählen wollten.
    »So viel steht jedenfalls fest: Mit Alexander und Nadia verreise ich nicht mehr, die ziehen die Gefahr doch an wie der Honig die Fliegen. Für solche Scherze bin ich zu alt«, beendete Kate ihren Bericht.
    Alex und Nadia warfen sich einen vielsagenden Blick zu, denn sie waren wild entschlossen, Kate bis zu ihrer nächsten Reise umzustimmen. Nie und nimmer würden sie auf ihre Ferien mit Kate verzichten.
    Die beiden hatten ihr keine Einzelheiten über ihre Erlebnisse im Heiligen Bezirk erzählt und nichts von dem geheimnisvollenQuarzbrocken verraten, denn schließlich hatten sie ihr Wort gegeben. Sie hatten lediglich gesagt, Dil Bahadur sei dort, wie all die anderen Könige vor ihm, in der Lage, die Zukunft zu erfahren.
    »Im alten Griechenland gab es einen Tempel in Delphi, wo die Leute sich von einer Seherin die Zukunft haben weissagen lassen«, erzählte ihnen Kate. »Sie fiel in Trance, und ihre Prophezeiungen waren immer rätselhaft, aber die Kundschaft hat einen Sinn herausgelesen. Heute weiß man, dass dort irgendein Gas aus der Erde kam, wahrscheinlich Äther. Die Seherin war durch das Gas wie weggetreten und redete wirres Zeug, das sich auf die Situation der Kundschaft zurechtbiegen ließ.«
    »Das ist was anderes. Was wir gesehen haben, lässt sich durch ein Gas jedenfalls nicht erklären«, widersprach Alex.
    Sie lachte ihn aus.
    »Wir haben die Rollen getauscht, Kate.« Alex grinste. »Vorher habe ich immer an allem gezweifelt und nichts geglaubt ohne Beweise, und du hast ständig gesagt, die Welt sei geheimnisvoll und es gebe nicht für alles eine Erklärung.«
    Kate konnte nichts antworten, weil ihr Lachen in Husten überging und sie nach Luft schnappte. Ihr Enkel klopfte ihr heftiger als

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