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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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ein schlimmer Verlust ist, denn unser Volk glaubt fest daran, dass die Statue die Grenzen verteidigt und für das Wohlergehen des Landes sorgt«, sagte General Kunglung.
    »Vielleicht hat nicht die Statue, sondern die Weisheit und Klugheit seiner Herrscher das Land vor allem Unglück bewahrt«, sagte Kate und hielt dabei wie aus Versehen dem Leoparden ihre Schokoladentorte hin, der nach kurzem Schnuppern die Nase rümpfte und sich wieder langlegte.
    »Wie können wir das Volk davon überzeugen, dass es dem jungen König Dil Bahadur vertrauen kann, obwohl er nicht vomheiligen Drachen unterstützt wird?« Der General sah nachdenklich aus.
    »Mit allem Respekt, ehrwürdiger General«, entgegnete Kate, die endlich gelernt hatte, wie man sich hier höflich ausdrückte. »Möglicherweise wird das Volk bald eine neue Statue haben.«
    »Hätte das ehrwürdige Mütterchen die Güte, mir zu erklären, wie sie das meint?«, bat Dil Bahadur.
    »Möglicherweise kann einer meiner Freunde das Problem lösen.« Und dann erzählte Kate von ihrem Plan.
    Mehrere Stunden hatte sie sich mit der vorsintflutlichen Telefongesellschaft des Verbotenen Reichs herumgeschlagen, bis sie schließlich Isaac Rosenblat in New York an die Strippe bekam und ihn fragte, ob er einen Drachen wie den früheren herstellen könne, wenn sie ihm vier Polaroidfotos, einige etwas verschwommene Videoaufnahmen und eine detaillierte Beschreibung zur Verfügung stellte, die von den Skorpionkriegern geliefert worden war, die hofften, ihre Strafe werde weniger streng ausfallen, wenn sie sich reumütig und hilfsbereit zeigten.
    »Du bittest mich, eine hundegroße Goldstatue zu schmieden?«, brüllte der gute Isaac Rosenblat auf der anderen Seite des Planeten in den Hörer.
    »Genau, Issac, ungefähr hundegroß. Außerdem muss sie mit ein paar hundert Edelsteinen besetzt sein, darunter mit Diamanten, Saphiren, Smaragden und nicht zu vergessen natürlich die beiden gleichen Sternrubine als Augen.«
    »Um Himmels Willen, Mädchen, wer soll das bezahlen?«
    »Ein gewisser Sammler, der sein Büro ganz in deiner Nähe hat.« Kate hatte in sich hineingelacht.
    Sie war mächtig stolz auf ihren Plan. Aus den Vereinigten Staaten hatte sie sich ein Gerät schicken lassen, das es eigentlich nicht zu kaufen gab, aber seit einer Reportage in Bosnien verfügte sie über gute Kontakte zu einem Agenten der CIA. Mit dem Gerät konnte sie sich Judit Kinskis winzige Bänder anhören. Sie enthüllten ihr, wer dieser Kunde war, der sich der Sammler nannte. Kate gedachte, ihn damit unter Druck zu setzen. Sie würde erst von ihm ablassen, wenn er die Statue ersetzte, das war doch nach allem, was er angerichtet hatte, das Mindeste, was man von ihm verlangenkonnte. Der Sammler hatte zwar Vorkehrungen getroffen, damit seine Telefonate nicht abgehört wurden, aber er ahnte nicht, dass alle Vertragsverhandlungen von den Mittelsmännern des Spezialisten aufgezeichnet worden waren. Für Judit waren diese Bänder eine Lebensversicherung, auf die sie zurückgreifen konnte, falls ihr die Sache zu heiß wurde, deshalb hatte sie dieses Beweismaterial bei sich getragen, bis sie ihre Tasche bei der Auseinandersetzung mit Tex Gürteltier verloren hatte. Kate wusste, der zweitreichste Mann der Welt konnte es sich nicht erlauben, dass seine Geschäfte mit einer Verbrecherorganisation, die für ihn unter anderem den Monarchen eines friedlichen Landes entführt hatte, von der Presse ausgeschlachtet wurden, also würde er auf ihre Forderung eingehen müssen.
    König und Hofstaat hörten sich Kates Vorhaben mit offenem Mund an.
    »Möglicherweise wäre es gut, wenn das ehrwürdige Mütterchen den Rat der Lamas in dieser Sache einholte«, sagte Dil Bahadur sanft. »Ihr Vorschlag ist gutgemeint, aber vielleicht ist das Ganze ein bisschen illegal …«
    »Vielleicht ist es nicht sehr legal, sozusagen, aber etwas Besseres hat der Sammler nicht verdient. Überlassen Sie alles mir, Majestät. In diesem Fall spricht nichts dagegen, dass ich mein Karma mit einer klitzekleinen Bestechung beschmutze. Ach, apropos, wenn Sie mir erlauben, darf ich Eure Majestät fragen, was aus Judit Kinski wird?«
    Einer der Suchtrupps von General Kunglung hatte die Frau schließlich bewusstlos und steifgefroren gefunden. Sie war tagelang hungrig durch die Berge geirrt, bis sie mit ihren erfrorenen Zehen nicht mehr weiter konnte. Die Kälte hatte sie müde gemacht und ihr schnell allen Lebenswillen genommen. Im Stillen war sie erleichtert

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