Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
Vom Netzwerk:
massigen Dickhäuter bewegten sich nahezu geräuschlos, und man merkte, dass sie hier zu Hause waren. Ihr Gang war schwer und gemächlich, und doch legten sie in kurzer Zeit mühelos viele Meilen zurück. Außer dem Kleinen war keiner der Elefanten in Gefangenschaft geboren, und Michael Mushaha hatte seinen Besuchern eingeschärft, dass es wilde und somit unberechenbare Tiere waren. Er hatte sie ermahnt, sich an die Regeln zu halten, da er andernfalls nicht für ihre Sicherheit garantieren könne. Nur Nadia hatte sich gleich am ersten Morgen wie selbstverständlich über alle Verhaltensmaßregeln hinweggesetzt, denn sie hatte sofort ihren eigenen Umgang mit den Elefanten gefunden, und der Leiter der Safari war so beeindruckt, dass er bei ihr fünfe gerade sein ließ.
    Die Vormittage verbrachten die Besucher mit Streifzügen durch den Nationalpark. Sie verständigten sich untereinander in Zeichensprache, um die Tiere ringsum nicht auf sich aufmerksam zu machen. Michael Mushaha führte den Tross auf dem ältesten Bullen der Herde an, dahinter kamen Kate und die Fotografen auf zwei Elefantenkühen, eine davon die Mutter des Kleinen, dann folgten Alexander, Nadia und Borobá auf Kobi. Die Nachhut bildeten einige Angestellte des Safari-Camps auf jungen Bullen, die auch den Proviant, die Sonnensegel für die Mittagspause und einen Teil der Fotoausrüstung trugen. Außerdem hatte einer der Angestellten für den Notfall ein Gewehr mit einem starken Betäubungsmittel dabei.
    Zuweilen hielten die Dickhäuter auf einen Baum zu, unter dem eine Löwenfamilie lag, weil sie Blätter fressen wollten, und die Raubkatzen trollten sich gelangweilt. Dann wieder trotteten sie so nahe an Nashörnern vorbei, dass Alex und Nadia ihr Spiegelbild in den runden Augen erkennen konnten, die sie von unten misstrauisch anlinsten. Die Herden aus Büffeln und Impala-Antilopenließen sich von der Gruppe nicht aus der Ruhe bringen. Womöglich witterten sie die Menschen, aber die Anwesenheit der Elefanten flößte ihnen Vertrauen ein. Sie konnten zwischen den scheuen Zebras hindurchreiten, aus der Nähe eine Meute Hyänen fotografieren, die sich um das Aas einer Antilope zankten, und den Hals einer Giraffe streicheln, die sie aus ihren Prinzessinnenaugen betrachtete und ihnen über die Hand leckte.
    »In ein paar Jahren wird es überhaupt keine freilebenden wilden Tiere in Afrika mehr geben, dann wird man sie ausschließlich in Parks und Reservaten sehen können«, hatte Michael Mushaha gesagt.
    Um die Mittagszeit rasteten sie im Schutz von Bäumen, aßen den Proviant aus den mitgebrachten Körben und ruhten sich bis gegen vier oder fünf Uhr aus. Wenn die Sonne hoch am Himmel stand, kamen die Tiere im Nationalpark zur Ruhe, und die Savanne lag wie erstarrt unter der sengenden Hitze. Michael Mushaha kannte hier jeden Baum und jeden Strauch und wusste die Zeit und die Entfernung sicher einzuschätzen. Nährte sich die riesige Sonnenscheibe dem Horizont, kam schon das Camp mit seinen Rauchfahnen in Sicht. Später am Abend brachen sie zuweilen ein zweites Mal auf, um die Tiere zu beobachten, die zum Trinken ans Flussufer kamen.

ZWEITES KAPITEL
Besuche von Tieren und Menschen
    Ein halbes Dutzend Mandrills hatte das Camp gründlich auseinander genommen. Die Zelte waren niedergerissen, Mehl, Maniok, Reis, Bohnen und Konservendosen lagen verstreut, in den Bäumen hingen gerupfte Schlafsäcke, im Hof zwischen den Holzhütten türmten sich die Reste von Stühlen und Tischen. Es sah aus, als wäre ein Taifun durch das Camp gefegt. Unter der Führung eines besonders grimmigen Affen zogen die Mandrills einander die in der Küche erbeuteten Töpfe und Pfannen über den Schädel und schwangen sie wie Keulen gegen jeden, der sich ihnen zu nähern versuchte.
    »Was ist denn mit denen los!«, rief Michael Mushaha von seinem Elefanten herab einem seiner Angestellten zu.
    »Ich fürchte, sie sind etwas angetrunken …«, kam die betretene Antwort.
    In der Hoffnung, etwas Essbares zu ergattern, trieben sich die Affen immer in der Nähe des Camps herum. Nachts durchwühlten sie die Abfälle, und wenn man die Vorräte nicht sorgsam verstaute, hatten sie am anderen Morgen Beine bekommen. Eine nette Gesellschaft war das nicht, die Affen bleckten die Zähne und knurrten einen an, hatten aber gemeinhin genug Respekt vor Menschen, um in sicherer Entfernung zu bleiben. Ein solcher Überfall war ungewöhnlich.
    Da man der Affen anders nicht Herr werden konnte, gab Michael

Weitere Kostenlose Bücher