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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Mushaha Anweisung, mit Betäubungsmitteln auf sie zu schießen, was leichter gesagt als getan war, denn sie rasten und tobten herum wie vom Teufel besessen. Endlich war auch der letzte Mandrill getroffen, taumelte und kippte dumpf auf die Seite. Alexander und Timothy und einige der Campangestellten packten die Affen an den Knöcheln und unter den Achseln und schleppten sie ein paar hundert Meter vom Camp weg. Dort würden sie in Ruhe schlafen können, bis die Betäubung nachließ. Die bepelzten, übel riechenden Körper waren viel schwerer, als ihre Größehätte vermuten lassen, und jeder, der sie angefasst hatte, musste sich hinterher duschen, seine Kleider waschen und sich mit Flohpulver einpudern, um das Ungeziefer loszuwerden.
    Während das gröbste Tohuwabohu beseitigt wurde, brachte Michael Mushaha in Erfahrung, was sich während ihres Ausflugs im Camp abgespielt hatte. Offenbar hatte sich einer der Affen an den Angestellten vorbei in das Zelt von Kate und Nadia gestohlen, wo Kates Wodkavorrat lagerte. Selbst durch die geschlossenen Deckel rochen die Affen schon aus der Entfernung den Alkohol. Der Oberaffe klaute eine Flasche, brach den Hals ab und teilte den Inhalt mit seinen Kumpanen. Nach dem zweiten Schluck waren alle angeheitert, und mit dem dritten enterten sie das Camp wie eine Horde Piraten.
    »Wenn ich keinen Wodka habe, tun mir alle Knochen weh«, beschwerte sich Kate, die ihre übrigen Flaschen nun würde hüten müssen wie Goldbarren.
    »Täte es nicht auch ein Aspirin dann und wann?«, schlug Mushaha vor.
    »Pillen sind Gift! Ich benutze ausschließlich Naturprodukte«, gab Kate entrüstet zurück.
    ~
    Erst als die Mandrills außer Gefecht gesetzt waren und im Camp wieder Ordnung herrschte, fiel jemandem das Blut an Timothys Hemdsärmel auf. Gleichmütig wie immer erklärte er, er sei gebissen worden:
    »Einer von den Jungs war offensichtlich noch nicht ganz eingeschlafen …«
    »Zeigen Sie mal«, sagte Michael Mushaha bestimmt.
    Timothy hob die linke Augenbraue. Das war die einzig bekannte Regung in seinem unerschütterlichen Pferdegesicht und verdeutlichte je nachdem eine der drei Gefühlsaufwallungen, die bei ihm vorkamen: Überraschung, Bedenken oder Ärger. Diesmal war es letzteres, er konnte es nicht leiden, wenn Aufhebens um seine Person gemacht wurde, aber Mushaha ließ sich nicht abwimmeln, und so musste er schließlich seinen Ärmel hochschieben. Der Bissblutete nicht mehr, wo die Zähne sich ins Fleisch gebohrt hatten, sah man trockene Krusten, aber der Unterarm war geschwollen.
    »Diese Affen übertragen Krankheiten. Ich spritze Ihnen vorsorglich ein Antibiotikum, aber das sollte sich ein Arzt ansehen«, sagte Mushaha.
    Timothys linke Augenbraue hob sich bis in die Mitte der Stirn: Zweifellos wurde zu viel Aufhebens gemacht.
    Über Funk nahm Michael Mushaha Kontakt zu Angie Ninderera auf und erklärte ihr, was vorgefallen war. Die Pilotin sagte, sie könne nicht über Nacht fliegen, versprach aber, früh am nächsten Morgen da zu sein, um Timothy Bruce nach Nairobi zu bringen. Der Leiter des Safari-Camps schmunzelte bei sich, denn er hegte eine heimliche Schwäche für Angie und durch den Biss des Mandrills bot sich ihm unverhofft die Gelegenheit, sie schon am nächsten Tag wiederzusehen.
    ~
    Die ganze Nacht hindurch sollte Timothy vom Fieber geschüttelt werden, und Michael Mushaha rätselte, ob nun die Bisswunde an seinem Arm oder ein plötzlicher Malaria-Anfall daran schuld war, in jedem Fall aber war er besorgt, denn er fühlte sich für das Wohlergehen der Touristen in seinem Camp verantwortlich.
    Gegen Abend erreichte eine kleine Gruppe Massai das Camp. Es waren Nomaden, die mit ihren mächtig behörnten Rindern häufig den Nationalpark durchquerten. Sie waren sehr hoch gewachsen, schlank und schön und wirkten unnahbar. Kompliziert verschlungene Ketten aus Glasperlen zierten ihre Hälse und Köpfe, sie waren in weite Stoffbahnen gekleidet, die um die Taille geschnürt waren, und trugen Lanzen. Die Massai glaubten, Gott habe ihrem Volk die Rinder geschenkt, während andere Stämme dazu ausersehen seien, die Erde zu bearbeiten oder zu jagen. Daraus leiteten sie für sich das Recht ab, anderer Leute Vieh zu stehlen, womit sie sich bei den übrigen Bewohnern der Gegend wenig Freunde machten. Da Michael Mushaha kein Vieh besaß, hatte er nichts zu befürchten. Zwischen ihm und den Massai gab es klare Absprachen: Wenn der Stamm auf seinem Weg durch den Nationalpark beim

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