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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Kontinents mit seinen über fünfzig Staaten und fast achthundert Millionen Menschen. In der einen Woche in Michael Mushahas Safaricamp hatte er eine Menge erfahren, aber Afrika hatte so viele Gesichter, es gab Wüsten und Regenwälder, schneebedeckte Gebirge und glutheiße Savannen, die unterschiedlichsten Kulturen, Glaubensvorstellungen, Völker und Sprachen. Unter diesem Punkt, auf den der Finger des Missionars wies, konnte er sich nichts vorstellen und begriff nur, dass Ngoubé in einem anderen Land lag.
    »Ich muss dort hin«, sagte Bruder Fernando.
    »Wie?«, wollte Angie wissen.
    »Sie müssen Angie Ninderera sein, Ihnen gehört dieses Flugzeug, oder? Ich habe viel von Ihnen gehört. Es heißt, Sie kommen überall hin …«
    »Moment! Sie wollen doch nicht etwa, dass ich Sie hinfliege!« Angie hob beide Arme, als wollte sie den Gedanken weit von sich schieben.
    »Warum nicht? Das ist ein Notfall.«
    »Weil die Gegend, in die Sie wollen, Sumpfwald ist und man dort nicht landen kann. Weil es dort Gorillas und Krokodile gibt. Weil niemand, der noch alle Tassen im Schrank hat, dort hin will. Weil ich von der Zeitschrift International Geographic den Auftrag habe, diese Leute hier wohlbehalten und sicher in die Hauptstadt zu bringen. Weil ich keine Zeit habe, und zu guter Letzt, weil Sie mich bestimmt nicht bezahlen können«, antwortete Angie grimmig.
    »Zweifellos würde Gott es Ihnen vergelten.«
    »Hören Sie, ich finde, Ihr Gott hat schon mehr als genug Schulden.«
    Während die beiden noch stritten, nahm Alex seine Großmutter am Arm beiseite.
    »Wir müssen ihm helfen, Kate.«
    »Wie stellst du dir das vor, Alex …, ich meine: Jaguar?«
    »Wir könnten Angie bitten, dass sie uns nach Ngoubé bringt.«
    »Und wer soll das bezahlen?«
    »Die Zeitschrift, Kate. Das gibt doch eine erstklassige Reportage, wenn wir die Missionare finden.«
    »Und wenn wir sie nicht finden?«
    »Wäre das auch eine Meldung, oder nicht? So eine Chance bekommst du nur einmal.«
    »Ich muss mit Joel reden«, sagte Kate, aber Alex kannte dieses besondere Funkeln in ihren Augen: Sie hatte angebissen.
    Joel war sofort bereit, dem Missionar zu helfen. Er könne sowieso nicht heim nach London, solange Timothy noch im Krankenhaus sei, sagte er, aber etwas unwohl war ihm dann doch bei dem Gedanken:
    »Gibt es dort Schlangen, Kate?«
    »Mehr als irgendwo sonst, alter Junge.«
    »Aber Angie hat etwas von Gorillas gesagt. Vielleicht kannst du welche aus der Nähe fotografieren. Das wäre ein tolles Titelbild …«, lockte Alex.
    »Ihr habt Recht, ich bin dabei, Kate.«
    Angie war im Nu überzeugt, denn Kate hielt ihr ein Bündel Geldscheine unter die Nase und fragte, ob ihr der Flug etwa zu heikel sei, was die Pilotin nicht auf sich sitzen lassen konnte. Sie schnappte sich das Geld, zündete sich die erste Zigarre des Tages an und kletterte in die Kabine, um die Instrumente zu überprüfen und sich zu vergewissern, dass ihr Sturmfalke startbereit war.
    »Ich traue dieser Kiste einfach nicht«, sagte Joel mit einem scheelen Blick auf Angie, denn ihn grauste vor Flügen in kleinen Propellermaschinen fast ebenso sehr wie vor Reptilien.
    Zur Antwort spuckte Angie nur abfällig einen Tabakkrümel durchs offene Kabinenfenster. Alex knuffte Joel verständnisvoll in die Seite. Auch ihm flößte die Maschine kein großes Vertrauen ein, schon gar nicht, wenn er sich diese schräge Pilotin betrachtete, die mit einem Sixpack Bier zwischen den Füßen und einer Zigarre zwischen den Zähnen eine Armlänge vor den Reservefässern mit Treibstoff saß.
    Zwanzig Minuten später war auch das letzte Gepäckstück verstaut, und die Passagiere hatten ihre Plätze eingenommen. Es gab nicht für alle Sitze, deshalb machten Nadia und Alex es sich hinten zwischen den Gepäcktaschen bequem. Anschnallen konnte sich sowieso niemand, denn Angie hielt Sicherheitsgurte für eine unsinnige Vorsichtsmaßnahme:
    »Falls wir abstürzen, taugen Gurte bloß dazu, dass man unsere Leichen nicht zusammensuchen muss.«
    Die Pilotin startete den Motor und lächelte zärtlich, als das Dröhnen einsetzte. Das Flugzeug schüttelte sich wie ein nasser Hund, hüstelte ein wenig und rollte über die Piste. Als sich die Räder vom Boden lösten, brach Angie in triumphierendes Indianergeheul aus und zog ihren geliebten Falken steil in die Höhe.
    »Gott steh uns bei«, murmelte der Missionar und bekreuzigte sich, und Joel folgte seinem Beispiel.
    ~
    Von oben bot sich ihnen ein Blick auf die

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