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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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Vielfalt und Schönheit der afrikanischen Landschaft. Getupft mit Bäumen und Herdenwilder Tiere erstreckte sich unter ihnen die rötliche, dürre Savanne des Nationalparks, in dem sie die letzte Woche verbracht hatten. Es folgten Wüsten, Wälder, Berge, sie flogen über Seen und Flüsse und weit verstreute Dörfer. Mit jeder Meile, die sie ins Landesinnere vordrangen, hatten sie das Gefühl, ein Stück in der Zeit zurückzureisen.
    Das Dröhnen des Motors war ein ernstes Hindernis für jede Unterhaltung, aber Alexander und Nadia brüllten dem Missionar eine Frage nach der anderen zu. Bruder Fernando antwortete ebenso lautstark. Das Dorf, das sie suchten, liege in einem Regenwaldgebiet in der Nähe des Äquators, schrie er. Im neunzehnten Jahrhundert waren einige unerschrockene Entdecker, im zwanzigsten dann französische und belgische Siedler für kurze Zeit in diese grüne Hölle vorgedrungen, aber es waren so viele von ihnen gestorben – von zehn Leuten hatten acht durch tropische Fieber, Morde und Unfälle ihr Leben gelassen –, dass diese Vorstöße aufgegeben wurden. Nach der Unabhängigkeit, als die ausländischen Kolonialherren das Land verlassen hatten, versuchte jede neue Regierung, ihre Krakenarme bis in die entlegensten Dörfer auszustrecken. Einige Wege wurden angelegt, Soldaten, Lehrer, Ärzte und Verwalter entsandt, aber der Dschungel und die verheerenden Krankheiten hatten alle Bemühungen um eine Erschließung der Gegend zunichte gemacht. Nur die Missionare, die für die Verbreitung des Christentums zu jedem Opfer bereit waren, beharrten darauf, in diesem höllischen Landstrich Wurzeln zu schlagen.
    »Die Gegend ist sehr dünn besiedelt, und die meisten Dörfer liegen in der Nähe der Flüsse, der Rest ist unbewohnt«, schrie Bruder Fernando. »In die Sümpfe dringt niemand vor. Die Eingeborenen sind überzeugt, dass dort Geister und riesige Drachen leben.«
    »Hört sich gut an!«, lachte Alex.
    Der Bericht des Missionars klang nach dem geheimnisvollen Afrika, das er sich vorgestellt hatte, als seine Großmutter ihm von der bevorstehenden Reise erzählte. Die Hochhäuser und das Verkehrschaos in Nairobi hatten ihn bei ihrer Ankunft schlagartig ernüchtert. Außer den Massai, die mit ihrem kranken Kind in Michael Mushahas Camp aufgetaucht waren, hatte nichts große Ähnlichkeit mit dem gehabt, was er sich vorher ausgemalt hatte.Selbst die Elefanten im Camp waren für seinen Geschmack etwas zu zahm gewesen. Als er das Nadia gegenüber erwähnte, zuckte sie die Achseln und begriff nicht, wie man von Afrika enttäuscht sein konnte. Sie hatte nichts Bestimmtes erwartet. Wahrscheinlich hätte sie es als völlig selbstverständlich hingenommen, wäre der Kontinent von Außerirdischen bewohnt gewesen, denn sie malte sich nie vorher etwas aus. Aber nun würde er vielleicht doch noch dort, wo Bruder Fernando ein Kreuz auf seiner Karte eingezeichnet hatte, sein geheimnisvolles Land finden.
    ~
    Nach mehreren Stunden Flug, die, abgesehen von Müdigkeit, Durst und dem flauen Gefühl im Magen der Passagiere, ruhig verlaufen waren, begann Angie zwischen dünnen Nebelschleiern tiefer zu gehen. Sie zeigte nach unten auf ein endloses grünes Meer aus Bäumen, in dem sich die Windungen eines Flusses abzeichneten. Nichts deutete auf menschliche Siedlungen hin, aber falls es welche gab, hätte man sie wohl aus dieser Höhe noch nicht ausmachen können.
    »Dort muss es sein, ganz sicher!«, brüllte Bruder Fernando plötzlich.
    »Ich hatte Sie gewarnt, man kann hier nirgends landen!«, schrie Angie zurück.
    »Gehen Sie tiefer, gute Frau, Gott wird es richten.«
    »Er sollte sich besser sputen, wir müssen tanken!«
    In weiten Bögen verlor der Sturmfalke an Höhe. Das dünne glitzernde Band des Flusses wurde zu einem beachtlichen Strom. Angie brüllte ihnen zu, weiter im Süden gebe es Siedlungen, aber Bruder Fernando beharrte darauf, sie müssten sich Richtung Nordosten halten, wenn sie das Dorf mit der Missionsstation finden wollten. Immer dichter über den Bäumen drehte Angie Runden.
    »Wir vergeuden das bisschen Treibstoff, das wir noch haben! Ich fliege nach Süden!«, entschied sie schließlich.
    »Dort, Angie!« Kate wies nach links.
    Am Flussufer war unversehens ein unbewaldeter Streifen Strand aufgetaucht.
    »Ziemlich schmal und kurz, Angie«, gab Kate zu bedenken.
    »Ich brauche bloß vierhundert Meter, aber die haben wir wohl nicht.«
    In niedriger Höhe flog sie über den Strand, um seine Länge zu

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