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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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viele Männer Mbembelé unter seinem Kommando hatte, aber er war am Abend nicht aufgetaucht, also hielt er sich vielleicht nicht in Ngoubé auf. Sie mussten sofort handeln.
    »Kate wird das nicht gefallen, Jaguar. Wir haben ihr versprochen, dass wir keinen Ärger machen.«
    »Wir sind schon mitten drin im dicksten Ärger. Ich schreibe ihr einen Zettel, damit sie weiß, wo wir sind. Hast du Angst?«
    »Ich habe Angst, mit dir in den Urwald zu gehen, aber wenn ich hier bleibe, habe ich noch mehr Angst.«
    »Zieh deine Stiefel an. Wir brauchen eine Taschenlampe und Ersatzbatterien. In diesem Wald wimmelt es von Schlangen, vielleicht sollten wir eine Ampulle mit Gegengift einpacken. Meinst du, wir können Angies Revolver ausleihen?«
    »Willst du jemanden umbringen?«
    »Natürlich nicht!«
    »Also?«
    »Okay, Aguila«, sagte Alex lahm. »Wir lassen ihn hier.«
    Leise packten sich die beiden das Nötigste in einen Rucksack. Als sie in Angies Erste-Hilfe-Kasten nach dem Mittel gegen Schlangenbisse suchten, fiel Alexanders Blick auf das Betäubungsmittel für Tiere, und unwillkürlich steckte er es ein.
    »Was willst du denn damit?«, flüsterte Nadia.
    »Keine Ahnung, vielleicht können wir es brauchen.«
    Nadia verließ als Erste die Hütte, glitt ungesehen durch den Lichtfleck der Fackel am Eingang und duckte sich in den Schatten. Es war ausgemacht, dass sie von draußen die Wachen ablenken sollte, damit Alex und Borobá unbemerkt nachkommen konnten, aber nun sah sie, dass der eine Wächter noch immer schlief und der andere nicht wieder auf seinen Posten zurückgekehrt war. Im Nu waren Alex und Borobá bei ihr.
    ~
    Die Residenz des Königs bestand aus mehreren strohgedeckten Lehmbauten, die nicht für die Ewigkeit gemacht schienen. Dafür, dass der Monarch von Kopf bis Fuß mit Gold behängt war, einen vielköpfigen Harem hatte und angeblich über göttliche Macht verfügte, wirkte sein »Palast« verdächtig bescheiden. Bestimmt wollte Kosongo in Ngoubé nicht alt werden, sonst hätte er sich etwas schicker und komfortabler eingerichtet. Sobald es hier kein Elfenbein und keine Diamanten mehr gab, würde er wahrscheinlich das Weite suchen und seine Reichtümer anderswo verprassen.
    Der Bereich des Harems war von einer Palisade umgeben, auf der im Abstand von etwa zehn Metern Holzstöcke mitbrennenden, harzgetränkten Lappen steckten. Diese Fackeln beleuchteten alles, qualmten aber stark und verbreiteten einen beißenden Geruch. Vor der Palisade stand ein etwas größeres Gebäude, das mit geometrischen schwarzen Mustern verziert war und eine sehr breite und hohe Eingangstür hatte. Dort musste der König wohnen, jedenfalls konnte man durch dieses Portal das Podest ins Innere schaffen, auf dem Kosongo sich herumtragen ließ. War er erst einmal drinnen, kümmerte es ihn gewiss nicht, ob seine Füße den Boden berührten. In seinen eigenen vier Wänden benutzte er vermutlich seine Füße, zeigte sein Gesicht und redete ohne einen Sprecher wie jeder andere Normalsterbliche auch. Kaum einen Steinwurf weiter erstreckte sich ein zweites langes und geducktes Gebäude ohne Fenster, das durch einen strohgedeckten Gang mit dem Wohnhaus des Königs verbunden war und eine Art Kaserne für die Soldaten sein konnte.
    Zwei ziemlich junge Wachen mit Gewehren patrouillierten um die Gebäude herum. Alexander und Nadia beobachteten sie eine Weile aus der Entfernung und kamen zu dem Schluss, dass Kosongo sich nicht vor einem Angriff fürchten konnte, denn diese Wache war ein Witz. Wohl noch vom Palmwein beschwipst, drehten die beiden Männer leicht schwankend ihre Runden, und wenn sich ihre Wege kreuzten, blieben sie stehen, um zu rauchen oder ein paar Worte miteinander zu wechseln. Hin und wieder tranken sie sogar aus einer Flasche, die wahrscheinlich Schnaps enthielt. Von den Soldaten der Bruderschaft war weit und breit nichts zu sehen, und das beruhigte Nadia und Alex etwas, denn die waren weit furchteinflößender als diese beiden Wachposten. Dennoch war es tollkühn, in das Gebäude einzudringen, ohne zu wissen, was einen drinnen erwartete.
    »Du bleibst hier, Jaguar, ich gehe zuerst. Wenn du den Ruf einer Eule hörst, schickst du Borobá los«, sagte Nadia.
    Alex war von dem Vorschlag nicht begeistert, hatte aber keinen besseren. Nadia konnte sich ungesehen bewegen, und Borobá würde sowieso nicht auffallen, denn im Dorf wimmelte es von Affen. Mit einem Kloß im Hals nickte er Nadia zu, und schon war sie verschwunden. Alex blinzelte

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