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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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hörten gedehntes Trompeten und spürten, wie der Boden unter den schweren Schritten erzitterte. Der letzte Akt des Dramas hatte bereits begonnen: Der Elefant war in den Netzen gefangen, und die ersten Speere bohrten sich in seine Flanken.
    ~
    Nadia schrie, und die Jäger mit den Speeren stockten, während der Elefant tobte und sich mit letzter Kraft zu befreien versuchte.
    »Nicht! Nicht!«, schrie Nadia wieder und wieder.
    Sie rannte zwischen den Männern und dem Tier hin und her und riss die Arme hoch. Aber die Pygmäen waren aus ihrer Erstarrung erwacht und wollten sie wegstoßen, da ging Alexander dazwischen.
    »Schluss! Hört auf!«, rief er und hielt das Amulett in die Höhe.
    »Ipemba-Afua!« Die Jäger sanken auf die Knie.
    Da erst begriff Alex, welche Bedeutung dieser geschnitzte Knochen für sie haben musste. Er hatte geglaubt, sie verehrten ihn wegen des Pulvers, das er enthielt, aber wäre er leer gewesen, es hätte an ihrer Reaktion nichts geändert. Für sie musste dieses Amulett eine tiefe magische Macht besitzen. Sie würden alles für ihn und Nadia tun, weil sie ihnen das Ipemba-Afua zurückbrachten, es war ihre Seele.
    Er wollte sie um das Leben des Elefanten bitten und wandte sich an Beyé-Dokou:
    »Es gibt kaum noch Elefanten hier, und bald ist der letzte getötet. Was wollt ihr dann machen? Ohne Elfenbein könnt ihr eure Kinder nicht vor der Sklaverei retten. Ihr müsst etwas gegen Kosongo unternehmen und eure Familien ein für alle Mal befreien.«
    Zusammen mit Nadia redete er auf die Jäger ein, dass Kosongo ein Mensch sei wie jeder andere, dass die Erde nicht unter seinen Füßen bebte und sein Blick und seine Stimme nicht töten konnten. All seine Macht hatten andere ihm gegeben. Wenn sie keine Angst mehr vor ihm hätten, würde er in sich zusammenschrumpfen.
    »Und Mbembelé? Und die Soldaten?«
    Alex musste zugeben, dass sie den Kommandanten nicht gesehen hatten und die Soldaten der Bruderschaft des Leoparden eine ernste Gefahr waren.
    »Aber ihr jagt Elefanten mit Speeren, also könnt ihr es auch mit Mbembelé und seinen Soldaten aufnehmen.«
    »Lasst uns ins Dorf gehen«, sagte Beyé-Dokou schließlich zu den anderen. »Wenn wir das Ipemba-Afua haben und unsere Frauen uns helfen, können wir den König und den Kommandanten besiegen.«
    Als Tuma wurde Beyé-Dokou von allen geschätzt, aber vorschreiben konnte er niemandem etwas. Die Jäger redeten miteinander, und bald lachten sie. Alex wurde ungeduldig, sie mussten doch eine wichtige Entscheidung treffen und vergeudeten kostbare Zeit.
    »Wir befreien eure Frauen, damit sie mit euch kämpfen können. Unsere Freunde helfen auch. Meine Großmutter weiß bestimmt Rat, ihr fällt immer etwas ein.«
    Beyé-Dokou übersetzte den anderen, was er gesagt hatte, abersie waren nicht überzeugt. Welche Hilfe konnten ihnen diese hilflosen Fremden denn sein, wenn es zum Kampf kam? Was konnte die alte Frau mit den struppigen Haaren und dem Blick einer Verrückten schon tun? Sie waren nur wenige und hatten nichts als ihre Speere und Netze gegen Feinde, die zahlreich waren und mächtig.
    »Eure Frauen haben gesagt, ihr habt mit dem Dorf in Frieden gelebt, als Nana-Asante Königin war«, sagte Nadia.
    »Das stimmt«, sagte Beyé-Dokou.
    »Jetzt lebt das ganze Dorf in Angst und Schrecken. Mbembelé misshandelt und tötet die Leute, wenn sie nicht tun, was er sagt. Sie würden Kosongo und den Kommandanten verjagen, wenn sie könnten. Vielleicht helfen sie uns«, überlegte Nadia.
    »Selbst wenn sie uns helfen und wir die Soldaten besiegen, ist da immer noch Sombe, der Zauberer«, widersprach ihr Beyé-Dokou.
    »Mit dem werden wir auch fertig!«, tönte Alex.
    Aber als Beye-Dokou übersetzte, redeten die Jäger wild durcheinander und versuchten, Alex mit Händen und Füßen begreiflich zu machen, dass niemand Sombe herausfordern konnte, weil er über schreckliche Mächte verfügte: Er schluckte Feuer, lief durch die Luft und über glühende Holzscheite, er wurde zu einer Kröte, die tödlichen Geifer spie. Allerdings gelangte die Pantomime an ihre Grenzen, denn Alex verstand, dass der Zauberer auf allen vieren kroch und sich übergab, und das beeindruckte ihn wenig.
    »Macht euch keine Sorgen, um Sombe kümmern wir uns«, behauptete er vollmundig.
    Er gab den Jägern das heilige Amulett, und sie weinten und lachten. Viele Jahre hatten sie auf diesen Augenblick gewartet.
    ~
    Während Alex noch mit den Jägern sprach, war Nadia zu dem verletzten Elefanten

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