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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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werden die Hinrichtungen vollstreckt.«
    »Wie meinst du das!«
    »So wie ich es sage, Angie. Er liegt hinter den Gebäuden des Königs und ist von einer Palisade umgeben. Niemand darf sich ihm nähern.«
    »Ein Friedhof?«
    »Nein. Es ist eine Art Wasserloch oder Tümpel mit Krokodilen …«
    Angie fuhr hoch, rang nach Luft, hatte das Gefühl, eine Dampflok schnaufe in ihrer Brust. Kates Worte bestätigten all die schlimmen Vorahnungen, die sie nicht losgelassen hatten, seit ihr Flugzeug auf dem Strand zu Bruch gegangen war und sie in dieser menschenfeindlichen Gegend in der Falle saßen. Stunde um Stunde, Tag für Tag nagte der Gedanke an ihr, dass sie unwiderruflich ihrem Ende entgegenging. Sie hatte immer geglaubt, sie werde jung bei einem Flugzeugabsturz sterben, bis Má Bangesé, die Seherin, ihr die Krokodile weissagte. Erst hatte sie die Prophezeiung nicht weiter wichtig genommen, aber nachdem sie diesen Tieren mehrmals nur um Haaresbreite entronnen war, hatte sich die Vorstellung in ihrem Kopf eingenistet, und sie war wie besessen davon. Kate erriet, was ihre Freundin dachte:
    »Sei nicht so abergläubisch, Angie. Dass Kosongo sich Krokodile hält, heißt nicht, dass du ihr Abendessen wirst.«
    »Das ist mein Schicksal, ich kann nicht davor weglaufen.«
    »Wir kommen lebend hier raus, Angie, das verspreche ich dir.«
    »Das kannst du nicht versprechen, Kate, weil du es nicht halten kannst. Was weißt du noch darüber?«
    »In den Brunnen werfen sie alle, die sich Kosongo oder Mbembelé widersetzen. Die Pygmäinnen haben es mir gesagt. Ihre Männer müssen jagen, um die Krokodile mit Fleisch zu versorgen. Diese Frauen wissen alles, was im Dorf vorgeht. Sie sind Sklavinnen der Bantus, müssen die schwerste Arbeit tun und gehen in den Hütten ein und aus. Sie hören, was geredet wird, beobachten. Sie werden nur nachts eingesperrt, tagsüber dürfen sie sich frei bewegen. Keiner achtet auf sie, weil alle denken, dass sie nicht wie Menschen sind.«
    »Glaubst du, man hat die Missionare auf die Art umgebracht, und deshalb gibt es keine Spur von ihnen?«, fragte Angie leise.
    »Ja, aber ich bin mir nicht sicher, deshalb habe ich es Bruder Fernando noch nicht gesagt. Morgen will ich die Wahrheit herausfinden und wenn möglich einen Blick in diesen Brunnen werfen. Wir müssen ihn fotografieren, er ist wichtig für die Reportage, die ich schreiben werde«, sagte Kate fest.
    ~
    Am nächsten Morgen sprach Kate noch einmal bei Kommandant Mbembelé vor und teilte ihm mit, dass Angie Ninderera sich sehr geschmeichelt fühle vom Antrag des Königs und gern bereit sei, es sich zu überlegen, allerdings brauche sie einige Tage Bedenkzeit, denn sie habe ihre Hand einem sehr mächtigen Zauberer in Botswana versprochen, und es sei ja allgemein bekannt, wie gefährlich es war, einen Zauberer zu hintergehen, selbst wenn der weit weg war.
    »Wenn das so ist, hat Kosongo kein Interesse an der Frau«, sagte der Kommandant.
    Kate ruderte unverzüglich zurück. Sie hatte nicht erwartet, dass Mbembelé diese Bedenken derart ernst nehmen würde.
    »Sollten Sie nicht erst Seine Majestät fragen?«
    »Nein.«
    »Eigentlich hat Angie Ninderera dem Zauberer nicht ihr Wort gegeben, ich meine, sie hat sich nicht offiziell mit ihm verlobt, verstehen Sie? Ich habe gehört, hier in der Gegend lebt Sombe, und es heißt, er sei der mächtigste Zauberer Afrikas, vielleicht könnte er den Zauber dieses anderen Anwärters bannen …«
    »Vielleicht.«
    »Wann kommt der berühmte Sombe denn nach Ngoubé?«
    »Du stellst viele Fragen, alte Frau, du bist lästig wie die Mopani«, und dabei fuchtelte er mit der Hand, als wollte er eine Biene verscheuchen. »Ich spreche mit König Kosongo. Wir werden sehen, wie die Frau freizubekommen ist.«
    »Da ist noch etwas, Herr Kommandant«, sagte Kate, schon in der Tür.
    »Was jetzt noch?«
    »Die Gemächer, die uns zugewiesen wurden, sind sehr angenehm, aber etwas verschmutzt vom Kot der Ratten und Fledermäuse …«
    »Und?«
    »Angie Ninderera ist sehr empfindlich, der Gestank macht sie krank. Könnten wir eine Sklavin bekommen, die putzt und für uns kocht? Nur wenn es keine Umstände macht.«
    »In Ordnung.«
    Die Frau, die ihnen geschickt wurde, war nur mit einem Bastrock bekleidet und sah aus wie ein Kind. Sie maß kaum einen Meter vierzig, war sehr dünn, aber kräftig. In atemberaubendem Tempo fegte sie mit ihrem Reisigbesen durch die Hütte. Je mehr Staub sie aufwirbelte, desto ärger wurden der Gestank

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