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Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Die Abenteuer von Aguila und Jaguar

Titel: Die Abenteuer von Aguila und Jaguar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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bestimmt hatte: mit denNahab verhandeln. Er würde zum obersten Schutzherrn des Stammes, ihres Waldes und der Wasserfälle werden; seine Großmutter würde darüber schreiben, und mit Hilfe seines Geldes würden sie das Auge der Welt zum größten Naturschutzgebiet der Erde machen. In ein paar Stunden hätte er die Kalebasse gefüllt, und dann läge es bei ihm, was aus den Nebelmenschen und aus seiner Familie würde.
    Alex stocherte mit der Spitze seines Taschenmessers um einen der grünen Steine herum, dass die kleinen Felsstückchen nur so spritzten. Minuten später konnte er den Stein herauslösen und ihn genauer ansehen. Er glänzte nicht so stark wie der polierte Smaragd, den er von einem Ring seiner Mutter kannte, hatte aber genau dieselbe Farbe. Schon wollte er ihn in die Kalebasse legen, da fiel ihm wieder ein, warum er zu dieser Reise in die Tiefen der Erde aufgebrochen war: um die Kalebasse mit dem Wasser des Lebens zu füllen. Nein, niemals. Nicht mit Bergen von Edelsteinen würde er die Gesundheit seiner Mutter erkaufen können; er würde ein Wundermittel brauchen. Er atmete tief durch, steckte den grünen Stein in seine Hosentasche und hastete weiter, schimpfte mit sich, denn er hatte kostbare Minuten verloren und keine Ahnung, wie weit es noch bis zu dieser Zauberquelle war.
    Der Weg endete abrupt vor einer Geröllwand. Grübelnd betastete Alex die Steine, es musste doch einen Weg geben, das war einfach nicht möglich, dass seine Reise hier plötzlich zu Ende war. Wenn Walimai ihn auf diese Höllenfahrt geschickt hatte, dann doch, weil es die Quelle wirklich gab, und er musste sie nur irgendwie finden; aber vielleicht hatte er den falschen Weg genommen, hatte eine Tunnelgabelung übersehen, sich irgendwo für die falsche Richtung entschieden. Was, wenn er doch durch den milchigen See gemusst hätte, wenn das Mädchen ihn gar nicht ablenken, sondern ihm helfen wollte, das Wasser des Lebens zu finden … In voller Lautstärke schrien die Zweifel in seinem dröhnenden Schädel. Er presste die Hände an die Schläfen, versuchte sich zu beruhigen, atmete wieder tief durch wie vorhin im Tunnel, wollte nur auf die Stimme seines Vaters hören, die aus weiter Ferne zu ihm drang. Ich muss mich ganz auf meine Mitte konzentrieren, dort finde ich Ruhe und Stärke, beschwor er sich. Er verpulvertedoch nur seine Energie, wenn er sich ausmalte, was er womöglich alles falsch gemacht hatte, und davon wurde das Hindernis da vor ihm auch nicht kleiner. Im letzten Winter hatte seine Mutter ihm aufgetragen, einen riesigen Stapel Kaminholz aus dem Hof in den hinteren Teil der Garage zu befördern. Als er sich damit herausreden wollte, dass selbst Herkules das nicht zuwege bringen würde, hatte sie ihm gezeigt, wie es ging: immer schön einen Holzscheit nach dem anderen.
    ~
    Alex machte sich an dem Steinhaufen zu schaffen, trug erst das lose Geröll ab, dann die mittelgroßen Steine, die sich leicht lösen ließen, und endlich die schweren Felsbrocken. Es ging langsam und war anstrengend, aber schließlich brach er zur anderen Seite durch. Eine heiße Dampfschwade traf ihn im Gesicht, als hätte er die Klappe eines Ofens geöffnet, und er taumelte zurück. Er wartete ab, wusste nicht, was tun, während der heiße Luftstrahl aus dem Loch schoss. Von Bergwerken hatte er keine Ahnung, hatte aber irgendwo einmal gelesen, dass in Minen manchmal Gase austreten, und wenn es das war, was hier vorging, dann gnade ihm Gott. Nach einer Weile wurde der Luftstrom jedoch schwächer und flaute schließlich ganz ab, als hätte der Druck von der anderen Seite nachgelassen. Alex wartete noch einen Moment, dann steckte er den Kopf durch die Öffnung.
    Vor ihm lag eine Höhle mit einer tiefen Grube in der Mitte, aus der Dampfschwaden und ein rötlicher Schimmer aufstiegen. Man hörte kleine Explosionen wie von Blasen, die in einem zähen, kochenden Brei zerplatzten. Alex musste gar nicht näher herangehen, um zu erraten, dass es brodelnde Lava war, bestimmt das letzte Rumoren eines uralten Vulkans. Er war im Herzen des Berges. Womöglich waren die Dämpfe giftig, aber jedenfalls stanken sie nicht, also würde er jetzt in diese Höhle klettern. Er zwängte sich durch die Öffnung und spürte den heißen Felsboden unter den Füßen. Entschlossen, das Höhleninnere zu erforschen, wagte er sich einen Schritt weiter, dann noch einen. Es war heißer als in der Sauna, schon war er klatschnass geschwitzt, aber immerhin bekam er halbwegs Luft.Er zog sein

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