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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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erhalten habe und ich bin entschlossen, das Angebot anzunehmen. Aber ich habe mir gedacht, daß es gut wäre, Ihnen die Angelegenheit zu unterbreiten, ehe ich den letzten Schritt tue."
    "Nun, Miss Hunter, wenn Sie sich entschlossen haben, ist die Frage doch gelöst", sagte Holmes lächelnd.
    "Aber können Sie mir denn nicht zur Ablehnung raten?"
    "Ich gestehe, es scheint mir eine Situation, in der ich meine Schwester nicht gern sähe."
    "Was bedeutet das alles, Mr. Holmes?"
    "Ich habe nichts Konkretes in der Hand. Ich kann Ihnen nichts sagen. Vielleicht haben Sie sich schon eine Meinung gebildet."
    "Ich sehe nur eine mögliche Erklärung. Mr. Rucastle scheint ein sehr freundlicher, gutmütiger Mann zu sein. Vielleicht leidet seine Frau an einer Geisteskrankheit und er will das vertuschen, um sie nicht in eine Anstalt bringen zu müssen und gibt ihren Marotten nach, damit es nicht zu einem Ausbruch der Krankheit kommt?"
    "Das ist eine mögliche Erklärung und, wie die Dinge liegen, die wahrscheinlichste. Aber auf keinen Fall wird es wohl ein angenehmes Haus für eine junge Dame sein."
    "Das Geld, Mr. Holmes, das Geld!"
    "Ja, die Bezahlung ist wirklich gut - zu gut. Das ist es, was mich stutzig macht, Warum sollte Ihnen jemand einhundertzwanzig Pfund im Jahr für etwas zahlen, das er auch für vierzig Pfund haben könnte?
    Dahinter muß ein triftiger Grund stecken."
    "Ich dachte mir, wenn ich Ihnen die Umstände auseinandersetze, werden Sie verstehen, warum ich Ihre Hilfe brauche. Ich würde mich sehr gestärkt fühlen, wenn Sie hinter mir stünden."
    "Oh, dieses Gefühl dürfen Sie getrost haben. Ich möchte Ihnen versichern, daß Ihr kleines Problem das Interessanteste zu sein scheint, was mir in den letzten Monaten begegnet ist. Einige Züge
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    sind ausgesprochen ungewöhnlich. Wenn Sie Zweifel befallen oder in Gefahr geraten..."
    "Gefahr! Welche Art Gefahr sehen Sie voraus?"
    Holmes wiegte den Kopf. "Es wäre keine Gefahr mehr, wenn wir es bestimmen könnten", sagte er. "Auf ein Telegramm hin würde ich jederzeit zu Ihnen kommen, Tag oder Nacht."
    "Das genügt mir." Sie erhob sich entschlossen und alle Furcht war aus ihrem Gesicht geschwunden.
    "Nun kann ich ganz beruhigt nach Hampshire reisen. Ich werde Mr.
    Rucastle sofort schreiben, mein armes Haar heute abend noch opfern und morgen nach Winchester fahren." Mit ein paar Dankesworten an Holmes wünschte sie uns eine gute Nacht und ging ihrer Wege.
    "Wenigstens", sagte ich, und ich hörte noch ihren schnellen, festen Schritt auf der Treppe, "scheint sie eine junge Dame zu sein, die sehr gut auf sich selber aufpassen kann."
    "Und das wird auch nötig sein", sagte Holmes bedeutungsschwer.
    "Ich müßte mich sehr irren, wenn wir nicht Nachricht von ihr bekämen, ehe noch allzu viele Tage vergangen sind."
    Es dauerte nicht lange und die Voraussage meines Freundes sollte sich erfüllen. Zwei Wochen gingen ins Land und immer wieder richteten sich meine Gedanken auf sie und ich fragte mich, in welche seltsame Seitengasse menschlicher Erfahrung sich diese einsame Frau wohl verlaufen haben mochte. Das ungewöhnliche Gehalt, die eigenartigen Bedingungen, die leicht erfüllbaren Pflichten - alles deutete auf etwas Abnormales, wenn ich auch nicht beurteilen konnte, ob es sich um eine Grille oder um ein Komplott handelte, ob der Mann ein Menschenfreund oder ein Schurke war. Was Holmes anging, saß er oft für eine halbe Stunde mit gerunzelter Stirn geistesabwesend da, aber er fegte die Angelegenheit mit einer Handbewegung beiseite, wenn ich davon anfing. " Tatsachen! Tatsachen! Tatsachen!" rief er ungeduldig. "Ich kann nicht Ziegelsteine ohne Lehm backen." Aber er schloß dann immer mit der Bemerkung, daß er seiner Schwester nie erlaubt hätte, eine solche Stellung anzutreten. Das Telegramm, das wir schließlich erhielten, kam eines späten Abends, gerade als ich daran dachte, ins Bett zu gehen und Holmes sich zu einem der nächtlichen Experimente niederließ, deren er häufig frönte. Wenn ich ihn spät verließ, saß er über einer Retorte oder ein Reagenzglas gebeugt und in der gleichen Stellung fand ich ihn am Morgen vor, wenn ich zum Frühstück herunterkam. Er öffnete das gelbe Kuvert und warf mir das Telegramm zu, nachdem er es gelesen hatte.
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    "Sehen Sie im Bradshaw nach den Zügen", sagte er und wandte sich wieder den chemischen Studien zu. Die Nachricht war kurz und dringlich.
    ›Bitte, morgen mittag im Hotel Schwarzer Schwan in Winchester sein.

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