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Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Die Abenteuer von Sherlock Holmes

Titel: Die Abenteuer von Sherlock Holmes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Gesellschaft einer festen Gans, die in diesem Augenblick zweifellos auf Petersons Herd schmort. Das sind die Tatsachen. Peterson, eine ehrliche Haut, wie Sie wissen, kam gegen vier Uhr von einem kleinen Vergnügen und ging über die Tottenham Court Road heimwärts. Da sah er vor sich im Licht einer Gaslaterne einen ziemlich großen Mann, der leicht schwankte und über der Schulter eine weiße Gans trug. An der Ecke Goodge Street geriet der Fremde in ein Handgemenge mit einigen Raufbolden. Einer schlug dem Mann den Hut vom Kopf, woraufhin der seinen Stock erhob, um sich zu verteidigen, ihn über seinem Kopf schwang und dabei eine Schaufensterscheibe hinter sich
    zertrümmerte. Peterson lief los, um den Fremden gegen seine Angreifer zu verteidigen, aber der Mann, erschrocken wegen der zerbrochenen Scheibe, ließ die Gans fallen und nahm, als er sah, daß eine amtlich wirkende Person in Uniform auf ihn zustürzte, die Beine in die Hand und verschwand in dem Labyrinth kleiner Straßen neben der Tottenham Court Road. Die Raufbolde flohen beim Auftauchen Petersons gleichfalls, so daß das Schlachtfeld nur ihm gehörte und auch die Siegesbeute in Gestalt dieses schäbigen Hutes und einer höchst unschuldigen Weihnachtsgans."
    "Die er sicherlich ihrem Eigentümer zurückgegeben hat."
    "Mein lieber Junge, gerade da liegt das Problem. Zwar stand auf einer Karte, die am linken Bein des Vogels befestigt war ›Für Mrs.
    Henry Bakers‹ und auch im Futter des Huts waren die Initialen H. B.
    zu lesen, aber da es einige tausend Bakers und einige hundert Henry Bakers in unserer Stadt gibt, wird es nicht leichtfallen, auch nur einem von ihnen verlorenes Eigentum zurückzugeben."
    "Was hat Peterson dann getan?"
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    "Er hat Hut und Gans am Weihnachtsmorgen zu mir gebracht, weil er weiß, daß mich auch die kleinsten Probleme interessieren. Die Gans nahmen wir bis heute morgen in Verwahr, aber da machten sich trotz des Frosts Anzeichen dafür bemerkbar, daß es gut wäre, sie ohne weitere Verzögerung zu verspeisen. Der Finder hat also die Gans mitgenommen, um sie ihrer letzten Bestimmung zuzuführen, während ich noch immer den Hut des Herrn hier habe, der um sein Weihnachtsmahl gekommen ist."
    "Hat er nicht annonciert?"
    "Nein."
    "Wie wollen Sie ihn denn sonst identifizieren?"
    "Nur durch Schlußfolgerungen."
    "Aus diesem Hut?"
    "Genau."
    "Sie scherzen. Was können Sie schon aus dem alten, schäbigen Filz schließen?"
    "Hier, nehmen Sie meine Lupe. Sie kennen meine Methoden. Was können Sie von der Persönlichkeit des Mannes sagen, der diesen Gegenstand getragen hat?"
    Ich nahm das zerlumpte Ding in die Hand und drehte es ziemlich mitleidig um. Es war ein ganz gewöhnlicher schwarzer Hut von der üblichen runden Fasson, steif und viel zu schlecht, um noch getragen zu werden. Das Futter hatte einmal aus roter Seide bestanden, die sich nun aber ziemlich verfärbt darbot. Einen Herstellernamen gab es nicht, jedoch waren, wie Holmes bemerkt hatte, auf einer Seite die Initialen H. B. hingekritzelt. Die Krempe war für eine Hutsicherung durchstochen, aber das Gummiband fehlte. Sonst hatte er Risse, war äußerst verstaubt und fleckig, obwohl anscheinend der Versuch unternommen worden war, die fleckigen Stellen mit Tinte zu verdecken.
    "Ich kann nichts sehen", sagte ich, indem ich den Hut meinem Freund zurückgab.
    "Im Gegenteil, Watson, Sie sehen alles. Doch Sie versagen, wenn es darum geht, das, was Sie sehen zu durchdenken. Sie sind zu ängstlich, Schlüsse zu ziehen."
    "Dann, bitte sagen Sie mir, was Sie schlußfolgern können." Er hielt den Hut hoch und starrte ihn in der beschaulichen Art an, die ihm eigen war. "Vielleicht ist er nicht mehr so gedankenanregend wie
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früher einmal", bemerkte er, "und doch finde ich einige offensichtliche Schlüsse und ein paar andere, die zumindest große
    Wahrscheinlichkeit besitzen. Daß der Mann sehr intellektuell ist, liegt auf der Hand, ebenfalls, daß er in den letzten drei Jahren recht wohlhabend war, obwohl er nun schlechte Zeiten durchmacht. Er ist vorsichtig, wenn auch jetzt weniger als früher, was auf moralisches Abrutschen deutet, das, zusammengenommen mit dem
    Dahinschmelzen seines Vermögens auf schlechten Einfluß,
    wahrscheinlich durch Trinken, hinzuweisen scheint. Hierin wird auch der Grund liegen, weshalb seine Frau aufgehört hat, ihn zu lieben."
    "Mein lieber Holmes!"
    "Dennoch hat er sich eine bestimmte Selbstachtung erhalten", fuhr er fort, meinen Einwurf

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