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Die Abrichtung (German Edition)

Die Abrichtung (German Edition)

Titel: Die Abrichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens van Nimwegen
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wir sind Teil eines großen, stillen Balletts, das sich im ganzen Park vollzieht. Überall flanieren Männer, nähern sich, umkreisen einander, gehen wieder auseinander. Hinter jedem Busch, in jedem Seitenweg steht einer. Wir gehen um eine Ecke und stehen Auge in Auge mit einem Jungen von vielleicht zwanzig Jahren, von Kopf bis Fuß in glänzendes, schwarzes Leder gekleidet. Ein bierbäuchiger, struppiger Alter, nur mit einer silbern glitzernden Radfahrerhose und Gesundheits-Sandalen bekleidet, kommt von der anderen Seite und verschwindet wieder, als er uns sieht. Gut so: Mann, Hose und Sandalen passten auch wirklich nicht zueinander. Auf der Wiese läuft ein Einarmiger mit nacktem Oberkörper. Das Schwein flüstert: «Herr, wie schön, dass der sich nicht schämt.» Auf einem anderen Weg schlendern zwei sorgfältig frisierte Jünglinge in Designerjeans und weißen Hemden. Der Lederknabe folgt uns in einigem Abstand. Die Ketten an seiner Jacke und Kappe glitzern im Mondlicht. Ich flüstere dem Schwein zu: «Knie dich vor ihn, Maul auf!» In sicherem Abstand steht da wieder der Alte mit seinen Birkenstock-Sandalen, knetet seine Beule und glotzt.
    Der Lederknabe knöpft seine Jacke und seine Hose auf und geht strahlend auf das Schwein zu. Nur trägt er leider irgendwas Glitzerndes unter seinem Leder. Diese Kinder vom Dorf … «Moment, Kleiner! Komm mal her!» – «Ich bin kein Kleiner. » – «Na, dann eben Großer. Das da ist mein Schwein, mit offenem Maul für dich. Wenn du willst.» – «Oh, danke, toll. Klar will ich.» Ich rufe zu dem Mann in der Glitzerhose hinüber: «He, komm mal, hier gibt’s vielleicht was für dich.» Und dann beginnt der Unterricht. «Großer Junge, weißt du nicht, dass ein Mann Leder nur auf der bloßen Haut trägt? Was soll denn das ganze bunte Zeugs da?» – «Ja, aber, das ist doch geil, wenn ich mich ausziehe. Und war richtig teuer. Schauen Sie mal …» Und er lässt ganz stolz die Hose runter und zieht die Jacke aus. So ‘n tuckiges Markenzeugs für das Düsseldorfer Tropenbad, zu dem eine Limonade mit Zuckerrand und Sonnenschirmchen prima passen würde. «Ja, Kleiner, Klasse! Genau wie der da. Nur musst du dich jetzt entscheiden zwischen den beiden. Entweder du gehst mit diesem stimmig gekleideten älteren Herrn, der deine Reizwäsche sicherlich zu schätzen weiß, oder du trennst dich für immer von so ‘nem Mist und wirst ein richtiger Mann. Hier und jetzt. Und dann darfst du die ganze Nacht bei meinem Schwein verbringen, dich verwöhnen lassen und von ihm lernen.» – «Sie meinen, wenn ich die bunten Sachen ausziehe, darf ich mit ihrem, äh, eh, nach Hause? Und wo lasse ich die so lange?» – «Zuhören! Noch mal ganz langsam: Du darfst die ganze Nacht bei meinem Schwein verbringen, wenn du dich jetzt, und ich meine jetzt, für immer von diesem ganzen Zeugs trennst. Dieser nette Herr wird dir sicher gern heraushelfen und alles mitnehmen. – Schwein! Geil das Bürschchen mal auf!» Das Schwein greift ihm sofort zwischen die Beine, immer noch mit offenem Maul. Der Junge schaut hin und her, denkt, stammelt und nestelt an sich herum. Bis meine Geduld am Ende ist: «Wenn du ein Mann werden willst, ziehst du dich jetzt splitternackt aus. Und dann ziehst du das Leder wieder an. Nur Leder und Ketten, kein Fitzelchen Textil. Verstanden? Fang an zu leben! Jetzt! Und freu dich auf eine Nacht wie du sie noch nie hattest. Mein Schwein mag dich und wird dir kein Leid antun.» Der geile alte, eine Hand immer noch an seiner Beule, säuselt: «Komm geh’ mit mir.» Ein sanfter Parfümgeruch geht von ihm aus.
    Der Junge gibt sich einen Ruck und zieht sich aus. Der Alte sammelt das bunte Modezeugs auf und schnüffelt daran. «Ja, nimm es mit und geil dich dran auf. Diese Socken auch. Vielen Dank. – Schwein?! Nimm das befreite Teil ins Maul! Junger Mann, aus Ihnen kann noch was werden. Zieh das Leder wieder an, aber dein Schwanz bleibt erst mal wo er ist. Ich gehe jetzt. Viel Spaß miteinander! Bis morgen!» – «Ja, aber …»

Verwilderung  
    Am Morgen finde ich zwei schöne, ziemlich staubige, schlafende junge Männer, das Schwein nackt; der andere, in Leder, mit offener Jacke, liegt mit dem Kopf auf dem Bauch des Schweins und hält dessen Weichteile in der Hand. Ich schicke ihn erstmal in sein Hotel zum Duschen. Nach dem Sektfrühstück erfahre ich vom Schwein, dass es eine sehr schöne Nacht war, dass sie aber vor allem geredet haben. Er kommt «aus der Nähe von Bad

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