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Die Abrichtung (German Edition)

Die Abrichtung (German Edition)

Titel: Die Abrichtung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jens van Nimwegen
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artgerechter Tierhaltung mit einer Diät aus Champagner und rohem Fleisch haben das Schwein geiler und ungezwungener gemacht. Es trägt seinen nackten Körper jetzt mit paradiesischer Unschuld und wiegt beim Gehen katzenhaft die Hüften. Wenn man es anschaut, öffnet es den Mund und leckt sich mit zurückgelegtem Kopf langsam die sinnlichen Lippen. Das ist nicht einstudiert, das ist befreite Natur.

Ring  
    Bei den meisten Gelegenheiten sind kurze Hosen und Boots mehr als genug. Die engere der beiden abgeschnittenen Jeans ist nach mehrfachem Kochen so stramm und fadenscheinig geworden, dass sich alles deutlich darunter abzeichnet – aber sie ist mir nicht kurz genug. Gewiss, das rechte Hosenbein darf nicht noch kürzer werden: darin hängen die Geschlechtsteile, und wenn das Schwein erigiert, schaut manchmal die Eichel hervor. Aber das linke hat überhaupt keine Funktion und kann besser entfernt werden. Ich reiße es ganz ab. Das Resultat ist bestechend, unten schaut jetzt seine linke Arschbacke heraus.
    Nachdem das Schwein einige Zeit so herumgelaufen ist, zeigt sich jedoch ein Problem: Immer wieder quellen seine Eier hervor und hängen frei in der Luft. Obwohl die Schrittnaht so stramm ist, dass sie seine Arschbacken deutlich teilt, kann sie den Sack nicht im rechen Hosenbein halten, wo er hingehört. So können wir nicht ausgehen, alles hat seine Grenzen.
    Darum heiße ich das Schwein seinen Putzlumpen überzuziehen und mir in die Stadt zu folgen. Vor einem Eisenwarengeschäft gebe ich ihm ein paar Münzen: «Geh’ hinein und warte, bis dich der Junge mit dem schwarzen Dreitagebart bedienen kann. Lass dir von ihm den dicksten Eisenring mit 4,5 cm Innendurchmesser verkaufen, den er hat. Wenn dich ein anderer Verkäufer ansprechen sollte, sag’, dass du Cockringe lieber bei seinem jungen Kollegen kaufst!» – «Was für Ringe, Herr?» – «Der Fachausdruck ist: Cockring, mit C.»
    Durch die Schaufensterscheibe beobachte ich, wie das Schwein, nur mit seinen zwei Fetzen auf dem Leib, unsicher im Laden herumläuft. Wahrscheinlich hängt unter dem Hemd wieder sein Sack heraus. Ein Verkäufer in Hosenträgern stellt ihm eine Frage und noch eine, zuckt dann die Schultern und ruft laut durch den Laden, worauf der Junge mit den Bartstoppeln mit hochrotem Kopf angelaufen kommt. Die beiden verschwinden zwischen den Regalen, und einige Minuten später kommt das Schwein mit dem vorgeschriebenen Ring heraus. «Hier ist das Geld. Er hat ihn mir geschenkt. Er hofft, mich wiederzusehen, Herr.» – «Wir werden ihn einladen. Weißt du, wie man so einen Ring anlegt, Schwein?» – «Nein, Herr.» – «Dann geh wieder rein und lass es dir erklären. Dies ist schließlich ein teures Fachgeschäft, das Reklame macht mit seiner Beratung.»
    Das Schwein gehorcht, der Verkäufer wird wieder rot, dann auch das Schwein. Als es wieder herauskommt, ist sein Gehänge größer geworden.
    Vom Geschäft gehen wir zur Kirche St. Sebastian. Ich will mit dem Schwein auf den Turm, den man bei gutem Wetter besteigen kann. Bis zur Glockenstube führt eine äußerst enge, steile Wendeltreppe. Ich lasse das Schwein vorgehen; so kann ich seinen Sack festhalten, der tatsächlich heraushängt – zum letzten Mal übrigens. Die Treppe ist so schmal, dass man sich eng aneinander drücken muss, wenn Leute an einem vorbei wollen. Wer von oben kommt, schaut den Entgegenkommenden auf den Kopf, aber wer von unten kommt, kann Unterkörper und Hüften der Entgegenkommenden ausgiebig aus nächster Nähe betrachten. Offensichtlich trägt die nach Deodorant stinkende Sekretärin nichts unter ihrem Minirock. Schamlos! – Von der Glockenstube bis zum Balkon führt eine offene Holztreppe, eigentlich mehr eine Leiter.
    Oben angekommen, zeige ich dem Schwein seine Stadt, die es aus dieser Perspektive noch nie gesehen hat. Dabei lehnt es mit den Unterarmen auf der Brüstung, während ich mich von hinten anschmiege und ihm zwischen den Erklärungen ab und zu das Ohr lecke. Heute habe ich das Schwein besonders lieb. Ich ziehe ihm sein Hemd aus und stecke es ein. «Hier oben sind gerade keine anderen Leute, aber das wird nicht lange so bleiben. Hör zu! Ich gehe jetzt wieder hinunter. Wenn ich sicher bin, dass niemand hinauf kommt, rufe ich. Dann legst du den Ring an; du weißt ja jetzt wie. Alles wird dann ordentlich im rechten Hosenbein festgehalten werden. Warte, bis du mich unten auf dem Kirchplatz auf der Bank sitzen siehst. Wenn ich winke, aber nicht eher, komm

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