Die Abrichtung (German Edition)
Griffen weg. Ich kenne diese Leute nicht, weiß aber, dass Kalle sie kennt, und der schreitet nicht ein. Also wird es in Ordnung sein.
Erst als sie weg sind, sagt Kalle: «Horst kann sich nicht nur stundenlang lecken lassen, sondern die ganze Nacht hindurch. Und jede Nacht aufs Neue. Am liebsten von mehreren. Und er kann sehr tückisch werden wenn man nicht sein bestes gibt. Dein Schwein wird nie mehr Maulsperre bekommen, wenn es die nächste Woche überstanden hat. Und es wird noch mehr gelernt haben.» – «Woher weißt du das, Kalle?» – «Das ist doch egal.»
Umbruch
Zwischen den Jahren kommen Maik und Ratte. Angeblich um mit Punk zu übernachten, aber sie wollen auch hören, wie es dem Schwein nun ergeht. Und Maik fragt ganz förmlich, ob er denn morgen früh die Aufgabe des Schweines übernehmen darf. Meinetwegen.
Dann fragt er beiläufig: «Ratte, so ein Sklavendasein, wäre das nicht auch was für dich?» Ratte schnaubt. «Ich? Dazu bin ich nicht geboren. Das muss man in sich haben. Denk mal dran, was ich neulich mit deinem nachgemachten LaKotz- Hemd gemacht habe. Dein Leben umgebogen. Ich werde mich nicht unterordnen. Ich mag das Schwein ja sehr, sehr gern, bewundere es auch, aber ich bin anders.»
Maik sagt nichts mehr. Beim Wecken sowieso nicht, da ist sein Mund ja voll, aber auch beim Frühstück ist er ganz still.
Am Sylvester-Morgen steht er auf einmal alleine vor der Türe und will mich dringend sprechen. Er trägt Rattes Punkklamotten, hat seine Gedanken gut geordnet und rattert herunter:
«Ich weiß jetzt was ich will und habe alles vorbereitet. Bitte unterbrechen Sie mich nicht, bitte hören Sie gut zu. Heute will ich noch einmal, zum letzten Mal, Einfluss haben. Danach muss alles anders werden. Zu lange habe ich mein Leben verpfuscht. Also:
Ich werde voraussichtlich einen sehr guten Studienabschluss machen. Ich kann, wenn man mich arbeiten lässt, viel Geld verdienen. Außerdem habe ich, wie Sie vielleicht wissen, ein kleines Vermögen geerbt. Meine Eltern sind ja verunglückt.
Ich habe Ihnen für zehn Jahre ein Honorar ausgesetzt. Es wird überwiesen, ob Sie wollen oder nicht. Es ist so hoch, dass ein Alleinstehender davon leben kann. Ich will, und darum bitte ich Sie inbrünstig, dass Sie Ratte zehn Jahre lang zum Meister ausbilden, ihn begleiten und beraten. Bitte! Aber wenn Sie nicht wollen – das Honorar kommt trotzdem.
Den Rest meines Besitzes habe ich notariell auf Ratte überschrieben. Es liegt auch eine Generalvollmacht bereit: er soll über all meine zukünftigen Einkünfte verfügen. Ich will nichts, gar nichts mehr besitzen. Und ich will Ratte gehören, von ihm als Sklave gehalten werden. Wenn er mich arbeiten schickt, will ich gerne für ihn mein Bestes geben. Wenn ich ihm nur dienen darf. Meine Kleider, LaKotz, wie er es nennt, habe ich schon weggegeben. Ich habe nur noch, was ich jetzt trage, und das gehört Ratte. Ich gehöre ihm auch. Bitte helfen Sie, dass er mich nimmt!»
Uff!
Ich muss erst mal nachdenken.
«Du verdammtes Stück Dreck! Glaubst, mit deinem Verstand und deinem Geld kannst du Ratte und mich manipulieren. » – «Ja, Herr. Ein letztes Mal. Nächstes Jahr soll alles anders werden. Herr, ich weiß, was ich tue.» – «Maik, weißt du was? Ich gebe dir jetzt vierzig mit der Peitsche. Bis aufs Blut. ich werde diesen Unsinn schon aus dir herausprügeln.» – «Herr, das wird Ihnen nicht gelingen. Aber ich bin bereit. Wenn es Ihr Gewissen beruhigt.» Dieser letzte Satz macht mich wütend. «Hemd aus!»
Ich kette ihn im Keller an die Wand und lasse ihn erst mal zwei Stunden schmoren. Danach zählt er bei vollem Bewusstsein alle vierzig Peitschenschläge aus, schreiend, blutüberströmt. Mehr kann ich nicht für ihn tun.
Ich kette ihn los und lasse ihn erst mal liegen. Eines ist sicher: ich will ihn nie mehr meine Peitsche fühlen lassen.
Knechtschaft
Ratte hat Punk von der Arbeit abgeholt. Die drei wollten helfen, ein Sylvesteressen vorzubereiten. Und wenn es knallt, die Rückkehr des Schweins miterleben. Ratte fragt: «Weiß jemand, wo Maik ist?» Ich rufe in den Keller: «Komm rauf!»
Maik kommt, schwankend, fällt mit blutgestriemtem Rücken vor Ratte auf den Boden, umfasst seine Stiefel und sagt mit fester Stimme: «Mein Herr. Bitte nehmen Sie mich als Ihren Sklaven. Für immer. Bedingungslos. Das ist das letzte Geschenk, das ich Ihnen machen kann. Ich will das so. Und danach werde ich nichts mehr wollen können.»
Ich will erklären:
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