Die Abrichtung (German Edition)
mich, klar?» – «Ja, mach schon, ich will es hinter mir haben.» Und Ratte schneidet Maiks Haare auf einen Millimeter herunter. Fast Skinhead. «Du sollst ja nicht so herumlaufen wie Punk und ich, das wäre kindisch, Massenbewegung und so. Außerdem: so ‘n Millimeterteppich fühlt sich saugut an.» Bei diesen Worten schiebt er Maiks Schädel zwischen seine Beine und massiert damit seinen Sack. «Klasse, Maik! Aber du haarst nach. Wir müssen noch mal duschen.»
Herbst
Es wird nun wirklich kalt. Ich erlaube dem Schwein und Punk ein Sweatshirt unter der Lederjacke. Den einen Tag trägt das Schwein das schwarze, Punk das graue, den nächsten Tag umgekehrt. Gewaschen werden sie erst im Frühjahr.
In der Adventszeit kommen alle paar Tage Gäste zum Abendessen. Das Schwein ist immer nackt und bedient am und unter dem Tisch. Punk darf mitessen, ich erlaube ihm Boots und ein langes, ärmelloses Hemd. John und Jim kennen Punk ja inzwischen. Kalle und Frank haben über Werner von Punks Künsten gehört und fragen am Vortag ihres Besuches, ob er ihnen seine Arbeiten zeigen könne. Punk bringt einen Fingerring und ein Armband aus Silber mit, beide ebenso elegant wie erotisch. Kalle und Frank bestellen Weihnachtsgeschenke für Freunde. Nein, nicht für einander, denn sie wissen nicht, ob sie noch lange zusammenbleiben. Da darf man sich nicht mit Ringen binden. Das Schwein schaut mich verlangend an. Ich gehe nicht darauf ein.
Punk arbeitet Tag und Nacht, um alles noch vor dem Fest fertig zu machen. Das spricht sich herum, und Freunde von Freunden wollen auch eingeladen werden. Einen halbnackten Goldschmied, der was kann – das will man sich nicht entgehen lassen. Punks Lieferzeiten werden immer länger.
Ich schlage Punk ein Geschäftsmodell vor. Drei- oder viermal im Monat ein Essen mit bis zu vier Gästen in meinem Hause. Gäste, die schon sicher wissen, dass sie etwas arbeiten lassen wollen. Das Schwein kocht, Punk bezahlt alle Unkosten, inklusive Wein und Reinigung, zeigt seine Arbeiten und denkt mit. Es spricht sich herum, und bald ist der ganze Winter ausgebucht. Im März will sogar ein Ölscheich kommen. Er lässt äußerst höflich fragen, ob wir wissen, dass er lieber kein Schweinefleisch ist. Gegen Wein und Männer hat er nichts.
Kalle nennt es gehässig «eure veredelte Tupperware-Party », dabei war er der erste Kunde.
Das Schwein studiert fleißig weiter. Es muss jetzt Punk mitnehmen zum Kraftsport, damit der seinen Körper nicht vernachlässigt. Ich bin froh, dass es endlich Kommilitonen eingeladen hatte. Maik und Ratte kommen immer öfter und bleiben meist über Nacht. Die vier werden unzertrennlich. Das Schwein darf dann im Keller schlafen, kommt aber selbstverständlich jeden Morgen leise und pünktlich zum Wecken zu mir und erfüllt auch sonst gern all seine Pflichten.
Tausch
Ich werde langsam wach, wie jeden Tag fühle ich das Schweinemaul. Obwohl – etwas stimmt da nicht. Es saugt und leckt anders, unbeholfener. Ich lasse es einige Minuten geschehen und schalte dann das Licht an. «Maik! Wo ist mein Schwein?»
«Herr, ich wollte mich bedanken. Mein Leben … Ich bin so glücklich … Ratte … Ich war ja so dumm. Ohne Sie, ohne den Abend hier … Danke!» – «Ja, aber wo ist das Schwein?» – «Herr, ich habe so lange gebettelt, bis ich heute seine Aufgabe übernehmen durfte. Weil ich Ihnen danken will.» – «Dann mach’s aber auch richtig!» – Ich nehme seinen Kopf zwischen die Hände und stoße hart und tief. Dass Maik würgt und nach Luft ringt, ist mir jetzt egal. Ich spritze ab auf seinen stoppeligen Schädel und reibe damit zum Nachspiel meinen Sack. «So, jetzt leg dich erst mal neben mich!»
Maik kuschelt sich an mich, ich streichle ihn, und er murmelt immer wieder, wie dankbar und glücklich er sei.
«Das ist ja alles gut und schön, Maik, aber das Schwein hat eine Aufgabe, und die hat es heute vernachlässigt. Diese Aufgabe kann es nicht einfach dir übertragen. Das Schwein weiß das auch. Es wird heute die Peitsche bekommen. Diese Sache muss aus der Welt geschafft werden, streng und schmerzhaft, sonst bleibt da etwas Negatives zwischen uns hängen.»
Maik erstarrt, sagt nichts mehr, denkt nach, und spricht dann mit fester Stimme: «Wenn Sie so gerecht sein wollen, müssen Sie akzeptieren, dass ich diese Strafe auf mich nehme. Wir haben heute Morgen getauscht, und wir werden auch bei der Bestrafung tauschen. Wie viel wollten Sie ihm geben?» – «Sieben. Nicht:
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