Die Abrichtung (German Edition)
«Ich habe ihn nicht beeinflusst. Im Gegenteil. Maik hat sich das alles so ausgedacht.»
Ratte scheint sich aber gar nicht zu wundern. «Maik? Ich kenne keinen Maik. Mit A-I etwa? Was ist das überhaupt für ein Name? Meinen Sie diesen Kotzbrocken? Es wird sich erst mal beweisen müssen, sonst verkaufe ich ihn. – Dreckstück, hol mir ein Bier und stell dich dann mit der Fresse zur Wand! Und zieh meine Hose aus. Ich weiß nicht was dir einfällt, im Haus mit meinen Kleidern rumzulaufen. Punk, bitte blas mir mal einen, ich will mich entspannen.»
Es klingelt. Punk unterbricht sein Werk, geht zur Tür und kommt mit einem dicken Umschlag wieder. «Von einem Notar. Für Ratte. Ein Kurier hat es abgegeben.» Ratte sagt zu Punk: «Mach einfach weiter, Bruder. Ich brauch das jetzt.» Er öffnet den Umschlag. «Interessant. Das hätte ich diesem Dreckstück nie zugetraut. Dreckstück! Komm her und leck meine Stiefelsohlen sauber. Punk, du bläst herrlich.»
Als Ratte abgespritzt hat, schickt er die beiden in die Küche. Dann sagt er leise: «Ich liebe ihn. Das fühle ich schon lange. Ich will ihn immer behalten, und ich will so etwas Wertvolles nicht beschädigen. Helfen Sie mir? Ich will alles von Ihnen lernen. Ich bewundere, wie Sie und Ihr Schwein leben. Aber was heute geschehen ist, hatte ich nicht erwartet. Hoffentlich mache ich keinen Mist. War ich zu hart?» – «Nein, besser, dass alles deutlich ist, bevor es zu spät ist. Bei ihm kann man nicht hart genug sein. Aber du musst immer wieder auch deine Liebe zeigen. Und absolut ehrlich und konsistent sein.» – «Ja, das will ich, Chef. Geben Sie mir bitte immer sofort ein Zeichen, wenn ich Mist baue. Mein Gefühl sagt, dass das Dreckstück es jetzt sieben Tage lang sehr schwer haben muss, immer am Rande der Verzweiflung.» – «Du hast wahrscheinlich Recht. Mach aber deutlich, dass du ihn ganz angenommen hast!»
Ratte ruft Richtung Küche: «Dreckstück! Hierher!» Und als sein Sklave vor ihm steht: «Zieh mich aus und leck mich ab. Ich war den ganzen Tag draußen unterwegs und will zum Essen sauber sein. Fang zwischen den Zehen an! Du musst das jetzt jeden Tag so machen, klar?»
Damit ist deutlich, dass er seinen Sklaven angenommen hat.
«Ratte, wie sollen wir ihn denn anreden? Dreckstück geht doch nicht.» – «Warum nicht? Na meinetwegen, mir wird schon was Optimistischeres einfallen. Fickmaul, etwas in die Richtung. Ich denk mal nach.»
Sylvester
Das Essen ist fertig. Ich sage: «Ratte, Punk und ich essen zusammen am Tisch. Und du da, du wirst dieses Jahr nichts mehr essen. Vielleicht lässt dein Herr dich seine Pisse trinken, das bleibt ihm überlassen. Du wirst auch nicht mehr viel sagen. Bis zum Dreikönigstag werden «ja, Herr» deine einzigen Worte sein. Ist das klar?» – «Ja, Herr.»
«Das Schwein wird um fünf vor zwölf hier abgeliefert. Wir werden es festlich empfangen. Und du, du bekommst dann deinen Namen. Bis dahin bleibst du unter dem Tisch.»
Ratte schaltet sich ein: «Chef, ich denke, das Dreckstück sollte erst den Fußboden in der Küche sauberlecken. Dann muss Ihr Schwein nicht sofort arbeiten, wenn es wiederkommt. Es hat sicher Erholung verdient.» – «Eine gute Idee. Punk, schließt du ihm mal mit Handschellen die Hände auf den Rücken? So konzentriert man sich nämlich besser, Ratte.» – «Eine gute Idee, Chef, danke! Dreckstück?» – «Ja, Herr?» – «Ich werde jeden Flecken, den wir danach noch finden, als ein Versagen meines Sklaven auffassen. Versagen fällt auf mich zurück. Klar?» – «Ja, Herr.»
Schließlich essen und trinken wir. «Ratte, kannst du dir vorstellen wie es ist, mit den Händen auf dem Rücken einen Fußboden zu lecken?» – «Ja, Chef. Wenn man kniet, kann man sich fortbewegen, aber schwer lecken. Es ist sehr anstrengend. Wahrscheinlich fällt man bald um. Also legt man sich besser auf den Bauch. Aber dann wird das Fortbewegen schwer.» – «Hast du das selbst schon mal machen müssen?» – «Nein, Chef. Körpergefühl.» – Ich glaube, er hat das Zeug zu einem guten Meister.
«Chef, eigentlich fehlt hier noch Dekoration, die das Schwein an Weihnachten erinnert. Darf ich ein paar Tannenzweige aus dem Garten holen?» – «Ja, aber lass der Tanne bitte ihre Grundform.» – «Klaro.»
Ratte geht durch die Küche hinaus. Es hat den ganzen Abend geregnet. Ich glaube, dass es ihm weniger um die Dekoration geht als um den Matsch. Und tatsächlich: er trägt Fußspuren bis zum Esstisch.
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