Die Abschaffung der Arten
Land, hol mich hinauf in die Bäume, in den Amazonasdschungel, in die Wolken, das Gas in Streifen schneiden, mit der Identität rasseln; »Ich will die Welt ...«, das Verb fehlte – kennenlernen? Sehen? Hören? Sein?
»Ich bin ... bin ich die alle?« staunte Padmasambhava und blickte an sich hinunter: Sie war jedenfalls nicht mehr die Alte, sondern ein anderer. »Wie ... was ist überhaupt passiert«, denn der Neugeborene begriff viel zu spät, daß dieses Augenschließen eigentlich hätte unmöglich sein sollen: Er besaß doch gar keine Lider – er, nein, sie, wer denn nun?
»Siehst du«, Cordula zog amüsiert die Brauen hoch, als der Neugeborene zurückgefallen war, ins warme Wasser, und sich, erschöpft wie nach der Erklimmung einer Steilwand, einfach treiben ließ. »Jetzt verstehst du langsam, was das ist, die Musik.«
»Ein ... ein Hilfsmittel, etwas zu bauen, ja?«
»Richtig. Und was genau?«
»Mich.«
»Wieder richtig. Dich, als Palast der Erinnerung der vielen, aus denen du zusammengesetzt bist. Und die Musik brauchst du ...«
»...nicht als Ausdruckswerkzeug und nicht als Kommunikationsmittel, sondern als spintronischen ...«
»Vorsicht, allgemeiner bitte.«
»Nein, nicht spintronischen, als ... als computationalen Wandler, mit dem ein musterergänzendes Hirn wie meins bestimmte Klassen von inferentiellen Prozessen, betreffend die Beschaffenheit der Raumzeit und der richtigen Bewegung in ihr, behandeln lernt, die es andernfalls, also ohne die Musik, nicht einmal formulieren könnte.«
Padmasambhava merkte, während er sich noch so reden hörte, daß er jetzt wie das Buch klang, und als er versuchte, es anzurufen, meldete es sich zwar nicht, aber jedes Feld, jede Datei, jeder Pfad darin war ihm augenblicklich zugänglich. »Ich bin ... in mein Buch rein. Es ist in mich gestürzt. Wir sind eins.«
»Ja. Siehst du? Wir sind ein Stückchen weiter: Erst kommt die Integration. Und jetzt zur Alloplastik.«
Padmasambhava mußte lachen: »Das klingt wie: Erst erkläre ich dir deine Hände, und dann bringe ich dir bei, wie man damit greift.«
»Oder Klavier spielt. Aber der Vergleich hinkt – ich bringe dir bei, wie du Dinge verändern kannst, auch im Sinne von ›Ortsveränderung‹, Bewegung, nicht indem ich dich und die Dinge einander gegenüberstelle, sondern indem ich dir zeige, daß du alle diese Dinge, oder Leute, oder Umstände selber sein kannst. Und wenn du sie bist, kannst du sie verändern, indem du dich veränderst.«
»Klingt einfach.«
»Hätten aber Organismen, oder Maschinen, nicht fertiggekriegt, bevor Ryu und sein Kumpel, der sich später Cyrus nannte, ihre ... aber dafür ist es noch zu früh. Das kommt mit der zweiten Orientierung. Laß uns was anderes machen – gibt's hier irgendwo einen Park, kann man hier Federball spielen?«
3. Zweite Orientierung
Im sommerlich warmen Wind, am Rand der kommenden Aufgaben.
»Kann ich überallhin, in jede Zeit, an jeden Ort?«
»Blödsinn. Was ich dir zeige, ist nicht Zauberei. Rechne die Twistorkalküle durch, das sind immer noch die besten Näherungen. Oder schau's dir als Muster von Zellulären Automaten an, wie Izquierda das gemacht hat – du kannst überallhin, wo wir Ösen für deine Haken aufgestellt haben oder wo wir dir Haken besorgt haben, die zu den in der Natur vorhandenen Ösen passen, und sie in deine Musik integriert. Bildlich gesprochen.«
Cordula Späth räusperte sich. »Es gelten alle Erhaltungssätze, da kommst du nicht raus: Energie, Masse ... mit den Brennzellen, die in deine Denkmurmel eingearbeitet sind, hätte man früher Kriege um die Weltherrschaft androhen, aber nicht ohne Verheerung der halben Biosphäre führen können. Im Ernst, Eidechse, wenn man dein inneres Marschgepäck in Masse umwandeln würde, könntest du eine hübsche Delle in unsern Mars hauen, oder Phobos und Deimos«, sie waren auf beiden Monden gewesen, in alten, seit Jahrhunderten verlassenen Stationen, »wie Billardkugeln aus ihren Umlaufbahnen schnicken.«
»Und das gleiche gilt für dich, nehme ich an, du bist auch so mächtig, nur viel schlimmer.«
Frau Späth lächelte: »Ich hab eben mehr Haken. Meine Reichweite ist ausgreifender als deine.«
»Wegen der natürlichen Ösen, in die du ...«
»Du kannst, beispielsweise, deine, na, sagen wir, Persönlichkeit, wie eine ganz grundsätzliche Software für eine universale Turingmaschine, auf jedes Tier und ziemlich viele Pflanzen überspielen, die seit der Einführung der neuen Genetik,
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