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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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schwimmende Wesen beobachtet worden seien, die sich »too fast for biological entities« bewegt hätten und »in some ways powered by some sort of unknown energy« gewesen seien, wuselnde U-Boote, von denen man zuerst gefürchtet habe, es möchten »secret weapons of the kind that Hitler's madmen claimed to possess during the final years of World War II« gewesen sein. Immerhin hätten diese Objekte nicht auf argentinischer Seite in die Kampfhandlungen eingegriffen – Thatchers launiger Kommentar: »So they decided that the phenomenon did not exist – because in war, just as in politics, you only acknowledge things that help you or hurt you and let everything else fall by the wayside.«

    In der Finalphase der Langeweile machte sich ein australischer Ethiker und Tierrechtler unter Aufbietung seiner gesamten Verstandeskraft und moralischen Muskulatur jahrelang die ernsthaftesten Gedanken darüber, ob das Ziel des größten Glücks der größten Anzahl von Geschöpfen sich von den alten Benthamschen und Sidgwickschen Vorgaben aus auch auf Tiere ausdehnen ließ. Eine Weile hörte man ihm zu und erörterte zumindest in akademischen Kreisen, ob seinen Ideen irgendein praktischer Wert zukommen mochte. Dann aber machte er sich zunehmend durch konkrete Vorschläge zur Verbesserung der Beziehungen zwischen Menschen und Tieren unmöglich, bis er, nachdem ihn seine Kampagne, Hunde und Katzen »gegen die Gefahren des Straßenverkehrs mit Keramikrüstungen zu schützen«, vollständig isoliert hatte, plötzlich damit herausplatzte, diese Idee habe ihm »ein Bote aus der Zukunft« diktiert. Der Mann wurde aus seinem Beruf und seinem erweiterten intellektuellen Wirkungsfeld erst per Beurlaubung, dann per sozialem Ostrazismus entfernt und endete in Suff und Wahn.
3. Madame Livienda, drei Gleichnisse
    »Und darum muß die wahre Ewigkeit des ewigen Volks dem Staat und der Weltgeschichte allzeit fremd und ärgerlich bleiben. Gegen die Stunden der Ewigkeit, die der Staat in den Epochen der Weltgeschichte mit scharfem Schwert einkerbt in die Rinde des wachsenden Baums der Zeit, setzt das ewige Volk unbekümmert und unberührt Jahr um Jahr Ring auf Ring um den Stamm seines ewigen Lebens. An diesem stillen, ganz seitenblicklosen Leben bricht sich die Macht der Weltgeschichte. Mag sie doch immer aufs neue ihre neuste Ewigkeit für die wahre behaupten, wir setzen gegen alle solche Behauptungen immer wieder das ruhige, stumme Bild unseres Daseins, das dem, der sehen will, wie dem, der nicht will, immer wieder die Erkenntnis aufzwingt, daß die Ewigkeit nichts Neuestes ist. Der Arm der Gewalt mag das Neueste mit dem Letzten zusammenzwingen zu einer allerneusten Ewigkeit. Aber das ist nicht die Versöhnung des spätesten Enkels mit dem ältesten Ahn.«
    Franz Rosenzweig

    »We will live forever tonight.«
    Chastain

    »Heute noch wirst du mit mir im Paradiese sein.«
    Jesus von Nazareth

4. Die Komponistin
    »Ist ja goldig. Ich bepiß mich gleich.«
    Er hätte es ihr zugetraut: Beleidigender, herablassender und obszöner war noch kein Lachen gewesen, das er je gehört hatte. Sie japste noch ein bißchen nach, schnaubte, machte gutturale Geräusche, war gut aufgelegt. Die Frau konnte noch nicht alt sein, wirkte aber recht verlebt, fand Ryu. In ihrem Wohnstudio war es verrauchter als in einer Rockerkneipe (gut, eine Mutmaßung: Ryu von Schnaub-Villalila frequentierte keine Rockerkneipen). Selbst ihr weißes Haar hatte vom Rauch, bildete der Bankier sich ein, einen Gelbstich – war das eigentlich gefärbt? Mußte es ja wohl sein, sah aber ganz natürlich aus. Die schlaksige, muskulöse Frau in schwarzer Lederhose, schweren Stiefeln, Männerhemd und breiten Hosenträgern, die zwischen vollen Aschenbechern, besudeltem Notenpapier, Büchern, Minidisc- und CD-Stapeln an einem breiten Mischpult Knöpfchen drehte, sah ab und zu in sein Gesicht, fand dort etwas, das sie kolossal amüsierte, und wieherte wieder los: »Bruhähähhä. Eine Weihestätte der Liebe. Geil. Ein Festspiel. Für einen was, Bioabsahner? Und der schickt dich, damit du gleich Zahlen nennst? Und die sind so beeindruckend, daß ich sofort springe? Obwohl du, wie dein kleiner pitch verrät, nicht die leiseste Ahnung hast von dem, was ich mache, wer ich bin?«
    »Frau Späth ...«
    »Frau Späth mich nicht, du Hose.« Kaum war die nächste lächerlich dicke Zigarre angezündet, blies sie ihm den Rauch auch schon mehr oder weniger direkt ins Gesicht. Was für ein

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