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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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bleibenläßt.«

    Philomena, deren Gesicht zu klein war, als daß sie Launen darauf hätte erkennen lassen können, erwiderte lässig: »Nun hab dich mal nicht so, kleines Schweinchen. Wenn seine Gründe, ihr zu größerer ... Sparsamkeit zu raten, auch durchaus von der Art sein können, die du andeutest, so verdient seine ... Mahnung doch, ernstlich erwogen zu werden. Ich nehme schließlich nicht an, daß Madame Livienda so ganz und gar abgeschnitten von den Nachrichten mit ihrer Krone raschelt, daß sie keine Kenntnis davon hat, was man über die Versuche der Fische in ... ihrer Heimat behauptet?«
    »Wessen Heimat? Liviendas?« Hébert war auf der Hut: Die Libelle versuchte ganz offensichtlich, ihn auszuhorchen.
    »Ich meine, und du weißt sehr gut, daß ich das meine, das, was im Meer geschieht. In den ... Tiefen und Untiefen, den Schlünden und ... Schründen.«
    Hébert zog das Schnäuzchen schief: »Die wilden Märchen von der Hasardeursphysik? Daß sie dort, unter Hochdruck, an Methoden gegen die Schwerkraft arbeiten und ihre Physiologie stärker verändern als die andern Gente je? Daß ihre Arbeit im Torus für sie nur ein Weg ist, uns Landbewohnern ihre Rechtsvorstellungen einzutrichtern, weil sie uns langfristig zu beherrschen vorhaben? Daß sie fliegen wollen und daß sie ihre Körper für die Eroberung der Luft, später des erdnahen, in noch fernerer Zukunft gar des interplanetarischen und schließlich des interstellaren Leerraums umrüsten?«
    »Es ist alles ... belegbar. Es gibt Bilder, Filme, Messungen. Subozeanische Beschleuniger von ... Kontinentalplattenausmaßen, alteriertes Cavorit, Tanks voller entartetem Fermionengas, aus denen sie ... Fahrzeuge bauen, die unsern trägen ... Luftschiffen bald die Manövrierräume streitig machen werden.«
    »Geschichten. Geschwätz von pressierlichen Dachsen, die nicht genug Feinde haben und gern mal wieder einen Krieg vom Zaun brechen möchten.«
    »Der Löwe ...«
    »Ja, freilich. Immer macht er sich Sorgen, träumt seine Alpträume. Die Keramikungeheuer in Brasilien sollen ja auch so eine Bedrohung sein – ich frage mich manchmal, ob der Löwe nicht, falsch beraten von dir und Georgescu, einfach nach kriegsrechtsartigen Befugnissen schielt, ob er nicht die Vorfahrenunarten wiederbeleben will. Transkontinentale Sicherheitspolitik, sogenannte Abschreckung, am Ende umfangreiche Waffengänge, nicht nur gegen Menschen.«
    »Du gehst sehr weit, mein ... Schweinchen. Du wirst dir die Zunge verbrennen.«
    Das war das letzte, was Philomena hören ließ, bevor sie grußlos davonschwirrte.

    »Sie redet«, vertraute Hébert seinen Eindruck von der Unterhaltung einigen treibenden Blättern im Höhenföhn auf seinem Balkon an, die alles, was er sagte, zu Livienda tragen würden, »als wäre es ihr ein überlebenswichtiges Anliegen, daß man merken soll, wie sehr sie Livienda, von der sie stammt, verachtet und wie groß ihr Respekt vor dem Löwen ist, zu dem sie sich geschlagen hat. Wir kriegen hier neben den Polyarchen, den Dachsen und den Libertären bald neue Parteien, wenn wir nicht aufpassen. Und mit denen zeichnen sich auch schon wieder die Dinge ab, die wir aus der Langeweile kennen.«
8. Was der Zander fand
    »Progressive Phylogenie«: Das Projekt, das Livienda angestoßen hatte, erhielt seinen offiziellen Namen von den Pherinfonnetzen. Man munkelte, der käme, auf Umwegen, von der »geschädigten« Lasara – sie stünde, um ihren alten Herrn zu desavouieren, aus der verlarvten Abgeschiedenheit ihres Untergetauchtseins heraus seit längerem mit Westfahl Sophokles Gaeta in Kontakt.
    Der war es, der die neue Formulierung schließlich offen in Umlauf brachte – und als Kennung einem Riesenmolekül anheftete, mit dem allen Interessierten, und das hieß: den meisten Gente überhaupt, verkündet wurde, daß der große Tag gekommen war: »Erstmaliges vollständiges Zusammentreten aller Generalkommissionen sämtlicher atlantischer und sonstiger Experten im Gametenrechtsreformtorus am ersten Cusatag des neuen Jahres.«

    »Wir entschuldigen uns bei allen, die auf unsere Arbeit an endlich zureichenden Rechtsgrundlagen für die geregelte Reproduktion hoffen, in aller Form dafür, daß das Plenum erst jetzt tagt«, erklärte Westfahl der Vollversammlung eine Woche später leicht verschnupft.
    Ein paar weitschweifige Erklärungen folgten; der Zander beruhigte sich erst wieder, als er sah, mit wieviel Wohlgefallen das Laufschwein seinen gütigen Blick von der Loge aus auf

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