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Die Abschaffung der Arten

Die Abschaffung der Arten

Titel: Die Abschaffung der Arten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Dath
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mich zu regenerieren.«
    »War's ein sehr großer?«
    »Einer von diesen Mehrhunderttonnern. Ehemalige britische Rohöltransporterflotte.«
    »Stolze Schiffe.«
    »Pff. Lag im dunklen Eck. Hab mich ganz schön geschüttelt, bis die Verbindung stand und die Alpträume abklangen. Aua, weißt du: Weh mir, ich armer Wolf. Diese Nummer.«
    Der Frosch lachte.
    »Aber was denn, auch egal. Ein eiserner Käfig, schön. Ich kümmerte mich lieber um den Innenraum meiner eigenen ... na, im Kopf, verstehst du.«
    Der Frosch nickte voll Respekt: Innenraum, Quantenprozessoren, zweite Generation, das Erlesenste vom Seltenen. Was für ein Wolf, sagte das aufgesperrte Maul des Frosches tonlos, was für ein Held.
    »Ich hab mir später die Aufzeichnung geben lassen ... verängstigt starrten mich die Wächter an, als ich die Iris ... bei der Passage. Flüstern, nur ja nichts Falsches sagen. Dann der falsche Himmel, die üblichen zeremoniellen Sachen, wie im Isottatempel eigentlich ... ich kannte das alles, bißchen pantheresk war der Avatar, gar nicht mal wölfisch, und ansonsten, wie sagt man? Humanoid.«
    »Daß sie das nicht ändern ...«
    »Wozu? Ein bißchen Tradition wollen wir dulden, oder?«
    »Ich weiß nicht. Das hat was Antileonisches!« murrte der Frosch.
    »Antileonisch, hö, kannst du nicht haben, hm?« zog Dmitri ihn auf.
    »Ich bin«, sagte der Frosch, »strikter Legitimist: Wenn ich nichts für den König tun kann, tu ich lieber gar nix.«
    Du bist, dachte der Wolf, strikt Frosch: Wenn du mal tatsächlich irgend etwas für irgendwen tun mußt, platzt du bestimmt. Der Forsch schenkte nach; Dmitri Stepanowitsch fuhr fort: »Hab mich herrisch aufgeführt. Seien wir ehrlich, nichts Besseres verdient dieses Pack. Werkzeug fürs Schlachtopfer, die vierte und fünfte Pforte, das haben sie mir nebenher noch gezeigt, eigentlich krude. Dann bin ich weiter. Die von den Leuten mir aufgezwungene Kartencodierung, während der Leerung der Akkus angenommen, hatte ich auch später noch lange dabei, wieder an Land. Den Schakalstreifen haben sie mir ausgehändigt. Sollte eine Anspielung sein, nehme ich an. Kein guter Witz.«
    »Eine Frechheit«, fand der Frosch. »Ich meine ... einem Wolf gegenüber, der schon im Präferenzgebirge war.«
    Ein lässiges Abknicken des rechten Wolfsohrs sagte: Ist mir gleich. Dann gähnte Dmitri und fand den Faden wieder: »Ich habe neue Formen ausprobiert, neue Gestalten, während der Reise drüben, durch den Hallraum. Mich da drinnen, im Kopf, sozusagen komplett runterrasiert auf eine ... Grundform: ein konkaver Wolfskörper ohne Haare. Fing dann an, nur noch Milch zu trinken. War achthundert astronomische Äonen subjektiver Zeit dort drin, bis man mir den Schakalstreifen endlich in einen bessere Kartencode umgetauscht hat.«
    »Einen neuen Trumpf wahrscheinlich, hm?«
    »Pik-As. Ich suchte und wußte, daß ich zugleich von den, na ja, lebendigen Sicherungen des Systems selber gesucht wurde – die alte Nummer: Je suis fait pour enregistrer les signaux. Je suis un signal .«
    » Un orphéeisme d'un ordre de magnitude que ...«, gab sich der Frosch gebildet.
    Dmitri Stepanowitsch Sebassus blinzelte anerkennend. Der Gastgeber verstummte, begierig nach mehr.
    »Sie haben mich weitergeschickt, in eine Landschaft aus ... eines von diesen besonders jenseitigen Reichen. Viel Gesang. Viel Feuerwind. Das sollte dann die Antwort sein. Ein Haus, ein Schuppen, an einer Grenze, unter schwarzen Wolken. Wink mit dem Zaunpfahl: Du willst Abgeschiedenheit, willst zu dir selbst finden. Mehr als diese Plattheiten hat das System nicht über mich gewußt.«
    »Über einen Veteranen! Einen Freund der Rauhhautfledermäuse!«
    »Was soll's? Da hab ich dann meinen virtuellen Projektor umgerüstet und mich aufgemantelt, all die Gürtel der ... na ja, der sogenannten Persönlichkeit.«
    »Man kennt's«, nickte der Frosch. »Genom, Sozialisation, Charakter ...«
    »Die gelben Gürtel und die braunen und die weißen, und dann«, sagte der Wolf mit einem Unterton subtiler Tücke, »zum Schluß die Lüge, die sie alle vereint. Die Lüge, die ich bin. Ein Ruf wurde laut, aus den Wolken übers Flachland, der um die Hütte strich: Dmitri, wo bist du?«
    »Die Sicherungen hatten dich gefunden.«
    »In der Tat. Ich ließ mich allerdings nicht ohne weiteres mitnehmen; war noch nicht wieder bereit für die Wirklichkeit. Ich hab sie zum ... Pausieren gezwungen, ohne Backup.«
    »Wie konntest ...«
    »Manuelle Eingabe. Die Pfoten waren ja wach

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