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Die Abschaffung des Zufalls: Roman (German Edition)

Die Abschaffung des Zufalls: Roman (German Edition)

Titel: Die Abschaffung des Zufalls: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McGuinness
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genauso eingesetzt wird wie Gewehre oder Wasserwerfer … Vergiss nicht, dass Napoleon gesagt hat, er sei von General Winter besiegt worden. Hierzulande ist der Winter ein Oberst der Securitate …«
    Micu begrüßte mich mit steifen Gelenken am Tor der Universität. Er wirkte entsetzt, und ich sah auch sofort, warum: Zwei Securitate-Beamte saßen an seinem Tisch und durchsuchten die Studenten.
    Ich klopfte an Leos Tür und trat ein. »Sie verschärfen die Sicherheitsmaßnahmen – die Politikwissenschaft ist für eine Woche geschlossen worden. Hat irgendetwas mit Genosse Nicus Staatsbesuch im Iran zu tun. Sie ziehen die die Daumenschrauben an.«
    »Er reist in den Iran?«
    »Er muss vollkommen verrückt sein, aber das ist noch nicht alles. Rate mal, wer dieses Irrenhaus führt, während er mit den Ayatollahs Pistazien futtert?«
    Ich überlegte. Die naheliegendste Antwort war zugleich die absurdeste. Trotzdem …
    »Aha, gleich erraten, was?«, fragte Leo. Ich hatte nichts gesagt, aber meine Miene schien Bände zu sprechen.
    »Die Genossin Akademikerin Professorin Elena Ceaușescu?«
    »Du hast ›Wissenschaftlerin mit breiter internationaler Anerkennung‹ vergessen, aber das sei dir verziehen. In Timișora, Brasov, Iași und anderen Orten ist die Kacke am Dampfen, und was tut der Große Mann? Fliegt in den Iran. Ausgerechnet in den Iran! Wer hat ihm dazu geraten?«
    Popea zögerte vor der Tür.
    »Ah, wie schön, dass Sie da sind …« Leo bedeutete ihm mit einer Geste, an das Fenster zu treten. Inzwischen tat niemand mehr so, als wäre Popea der Boss, aber heute war er anders – glücklicher und machtbewusster. »Sie sehen so zufrieden aus, Boss. Schießen Sie los.«
    »Meinetwegen.« Als Popea die Tür schloss, wirkte er auf eine fast unheimliche Art selbstzufrieden. Er zückte einen Packen Papiere. »Hier ist ein Kündigungsschreiben des Dekans. Morgen werden Sie ein Schreiben des Ministeriums erhalten, das Ihr Visum und Ihre Arbeitserlaubnis annulliert. Danach haben Sie vierzehn Tage, um das Land zu verlassen. Wegen eines typischen Amtsfehlers hat diese Frist leider schon vor zwölf Tagen begonnen. Ihnen bleiben also noch achtundvierzig Stunden – da beißt keine Maus den Faden ab.«
    Man hatte Leo verprügelt, eingesperrt, ausgeraubt und fast umgebracht, aber nun erlebte ich ihn zum allerersten Mal fassungslos. Er sprang vom Stuhl auf und packte Popea beim Jackett.
    »Ohne Ihre Stelle an dieser Universität sind Sie ein Nichts«, sagte Popea, der die Ruhe bewahrte, »ein Niemand, ein abgehalfterter Dozent, der seinen Zenit längst überschritten hat und keinen Job mehr finden wird. Sie haben mich lange genug herumkommandiert. Ich habe mit ansehen müssen, wie Sie uns beschmutzt, Leute bedroht und erpresst, das System korrumpiert haben … Nun, da Sie weg vom Fenster sind, kann ich Ihnen endlich sagen, dass ich Sie immer verachtet habe. Ich habe mit Ihrer Entlassung nichts zu tun, aber stellen Sie mich ruhig bloß, demütigen Sie mich, lassen Sie mich feuern. Dann wäre es endlich vorbei. Nur zu. Nichts wäre mir lieber!«
    Leo sank wieder auf den Stuhl. »Können Sie mir helfen?« Nun war er der Bittsteller. »Was kostet es mich dieses Mal?«
    »Lecken Sie mich am Arsch, Leo. Ich kann nichts tun, und das freut mich sogar. Wenn ich Ihnen helfen könnte, wäre es wie immer: Ich müsste es tun, um meine eigene Haut zu retten. Im übrigen habe ich es schon versucht – vergeblich. In diesem Fall sind mir glücklicherweise die Hände gebunden, und das ist befreiend, Leo, das ist eine Erleichterung. Sie sollten es auch mal versuchen: Einfach aufgeben und den Dingen ihren Lauf lassen …«
    Dann wandte sich Popea an mich, als hätte er sich gerade an eine Kleinigkeit erinnert. »Und Sie auch«, sagte er. »Sie sind auch raus. Ihr Weihnachtsurlaub beginnt am Zwanzigsten, aber man wird Ihr Visum nicht verlängern. Suchen Sie sich einen neuen Job, am besten einen mit Bewerbungsgespräch!« Popea lächelte: Ich war nur die zusätzliche Gratifikation seines Sieges. »Ohne Professor O’Heix halten Sie hier sowieso nicht mehr lange durch.«
    »Wenn diese Mistkerle glauben, sie könnten mich einfach so loswerden, sollten sie sich warm anziehen. Ich habe Kontakte und werde ein paar Gefallen einfordern. Man wird mich fesseln, unter Drogen setzen und in das Flugzeug schleppen müssen, und alle werden zuschauen und sich wünschen, an meiner Stelle zu sein!«
    Das Schreiben, das Arbeitserlaubnis, Visum und Vertrag

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