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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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»Willst du etwa der Obersten Mistress sagen, dass du in den Wald gehst, um einen Jungen aus dem Dorf zu treffen? «, fragte er. »Glaubst du wirklich, sie würde so etwas erlauben?«
      »Na ja … nein«, gab ich zu. »Aber wir könnten ihr sagen, dass du ein Freund der Familie bist.« Ich musste aussprechen, was mir seit geraumer Zeit durch den Kopf ging. »Weißt du, wenn deine Eltern mich wirklich zu sich nach Hause einladen würden, zum Tee oder so, kann Mrs. Hartle dagegen gar nichts sagen. Jessica Armstrong hat ein paar Vettern und Kusinen, die ein paar Meilen weit weg wohnen, und sie besucht sie auch.«
      »Ich kann meine Eltern nicht bitten, dich einzuladen. Es tut mir wirklich leid.«
      »Aber wieso nicht?« Ich kochte innerlich vor Wut. »Schämst du dich für mich?«
      »Das ist es nicht!«
      »Liegt es daran, dass ich nicht wirklich nach Wyldcliffe gehöre? Würdest du eher Celeste oder India oder jemanden, die so ähnlich ist wie sie, zu ihnen mitnehmen? Ist es das?«
      »Ich habe keine Ahnung, wovon du redest«, sagte er; offenbar war er ein bisschen verwirrt über meine Wut. »Bitte, Evie, es ist einfach unmöglich. Zieh meine Eltern da nicht mit rein. Sie … sie würden es nicht verstehen, sie sind sehr altmodisch. Sie können nicht … Evie, bitte sieh mich nicht so an.«
      »Haben deine Eltern das andere Mädchen getroffen?«, platzte es aus mir heraus. Meine schwelende Eifersucht auf das Mädchen aus der Vergangenheit – ob es nun Laura gewesen war oder wer auch immer – loderte jetzt auf wie eine glühende Flamme. »Hast du sie zu euch nach Hause eingeladen?«
      »Ich werde dich nicht anlügen. Ja, sie haben sie kennen gelernt.«
      »Das ist nicht gerecht.« Ich war erschrocken über den weinerlichen Tonfall in meiner Stimme und versuchte, mich zusammenzureißen. »Es ist … ich bin einfach furchtbar müde«, sagte ich und starrte in das sich leicht kräuselnde schwarze Wasser.
      »Meinst du, du bist meiner müde?«
      »Du weißt, dass ich nicht das meine. Aber ich stecke auch so schon genug in Schwierigkeiten, und wenn ich noch eine solche verfluchte Verwarnung bekomme, weiß ich nicht, was passiert. Was immer du über deine Eltern denkst ? ich jedenfalls will meinem Vater keinen Schlag versetzen, weil ich von Wyldcliffe verwiesen werde. Und wenn sie mich hier rausschmei?en?, sprach ich kl?glich weiter, ?werde ich dich tats?chlich nicht mehr wiedersehen. ?
      »Aber du hast gesagt, dass du mich weiter treffen willst und dass dir das Risiko nichts ausmacht.«
      »Ich verstehe nur einfach nicht, warum wir Nacht für Nacht so herumschleichen müssen wie jetzt. Es kommt mir allmählich lächerlich vor. Ich bin in der Schule in einer ziemlich schlechten Position, und ich bin erschöpft, und ich weiß nicht einmal …« Ich sah in sein besorgtes Gesicht. Ich wollte sagen: Und ich weiß nicht einmal, wie du wirklich mir gegenüber empfindest.
      Doch ich schwieg. Ich fürchtete mich davor, eine Antwort zu erhalten, die ich nicht hören wollte. Tief in meinem Herzen wusste ich, dass da eine Barriere zwischen uns war, etwas, das Sebastian zurückhielt. Ja, ich war seine liebste Evie, aber ich brauchte mehr. Ich konnte nicht einfach immer nur rätseln und hoffen und auf ein Zeichen warten, das nie kam. Ich trat gegen eine alte Lorbeerwurzel, die direkt am Ufer wuchs und knurrte: »Ich kenne nicht einmal deinen ganzen Namen.«
      »Sebastian James«, sagte er mit einer gespielten Verbeugung. »Sehr erfreut, deine Bekanntschaft zu machen. Nun, bist du jetzt zufrieden?«
      »Und wo wohnst du?«, beharrte ich.
      »Das habe ich dir bereits gesagt, Evie, oben in den Moors. «
      »Aber wo genau? Wie lautet deine Adresse? Deine Telefonnummer? «
      »Was ist heute Nacht nur los mit dir?«, explodierte er. »Das alles klingt wie … wie bei einem Polizeiverhör.«
      »Vielleicht muss ich auch so klingen, wenn ich ein paar Antworten von dir bekommen will«, sagte ich. Schlagartig war meine Wut wieder aufgeflammt.
      »Ich gebe dir Antworten, wenn es mir möglich ist«, fauchte Sebastian zurück. »Aber nicht jetzt.«
      Ich starrte zum dunklen Horizont hin. Es war nur schwer zu erkennen, wo die Moors endeten und der Himmel begann. Tränen verschleierten meinen Blick.
      »Hören wir auf zu streiten«, sagte ich leise. »Ich will doch nur einen Weg finden, wie wir uns sehen können. Auf etwas normalere Art und Weise. Du begreifst offenbar nicht, in was für einer

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