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Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit

Titel: Die Abtei von Wyldcliffe - Die Schwestern der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Shields
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nicht mich. Du wirst sie in Gefahr bringen, wenn du so weitermachst, du wirst uns alle in Gefahr bringen – «
      »Das ist Unsinn, Agnes.« Er lachte. »Wir werden keine Gefahren kennen, nur Macht und Ruhm. Und du bist diejenige, die mir etwas bedeutet. Das weißt du.« Sein Blick durchdrang mich wie ein Glassplitter, und ich zitterte. Ich fühlte mich hilflos unter diesem Blick. »Oh, Agnes«, sagte er leise. »Unser Leben könnte so schön sein. Liebst du mich denn gar nicht?«
      Er küsste meine Haare, mein Gesicht und meine Augen. Ich spürte, wie seine Willenskraft mich bestürmte. Ich schwankte benommen, und er umarmte mich.
      »Doch«, gestand ich. »Ich liebe dich. Ich liebe dich.«
      Er küsste mich, und ich küsste ihn wieder und wieder, bis ich vor Fieber zitterte. Dann sagte er: »Dieser Moment könnte ewig währen. Dieser und viele andere, immer und immer weiter, ohne dass wir ihrer jemals müde werden. Ich bin diese Straße bereits ein Stück entlanggereist. Ich habe alles, was ich brauche ? abgesehen von einem: die Ber?hrung deines Geistes und deines Willens, Agnes, mehr erbitte ich nicht. Nur einen Funken des Feuers. Heile mich ein f?r alle Mal, ich bitte dich. Wenn du dich aber weigerst, wirst du f?r immer mein Feind sein.?
      Ich zog mich zurück. Dies war der Moment, zu dem alles hingeführt hatte. Und in diesem Augenblick erkannte ich, dass ich ihm nicht geben konnte, was er sich wünschte.
      »Es tut mir leid. Ich kann dir deine Bitte nicht erfüllen. «
      »Doch, das kannst du, Agnes, und du musst es tun«, drängte er. »Teile deine Macht mit mir. Heirate mich, damit wir keine weiteren Geheimnisse mehr voreinander haben können, und wir werden bis in alle Ewigkeit in Glückseligkeit leben.«
      Wieder begann er, mich zu küssen, und ich versuchte, ihn von mir wegzustoßen.
      »Ich kann nicht«, schluchzte ich. »Ich tue es nicht! Lass mich in Ruhe! Lass mich gehen, ich bitte dich …«
      Aber das tat er nicht. Er packte mich mit brutalem Griff und erdrückte mich fast in seiner Umarmung. »Ich brauche deine Macht! Und ich werde sie bekommen!«
      Verzweifelt schloss ich die Augen und sah in meinen Gedanken den Heiligen Kreis in der dunkelsten Nacht in weißem Feuer lodern. Ich wiederholte die Beschwörungsformeln. Hinter meinen Augen gab es Ausbrüche von Rot und Blau und Orange, und ich sprach ein Wort der Macht.
      Der heftige Stoß schleuderte ihn ein Stück über die Heide, weg von mir. Ein paar Blutstropfen liefen ihm ?ber das Gesicht. Ich rannte zu ihm und bettete seinen Kopf in meinen Scho?, w?hrend ich versuchte, seinen Schmerz zu lindern. ?Es tut mir leid?, fl?sterte ich wieder und wieder, ?es tut mir leid, es tut mir leid ??
      Schließlich öffnete er die Augen und stand mühsam auf. Er wischte sich das Blut mit dem Ärmel ab.
      »Das also ist deine Antwort. Du willst dich nicht mit mir verbinden. Du bist erbärmlich.«
      »Das ist meine Antwort.«
      Das Schweigen hing schwer zwischen uns. Eine Lerche glitt hoch über uns durch die Luft.
      »Sieh nur, Agnes«, sagte er. »Sie ist wunderschön.« Er wandte sich zu mir um und hielt inne. »So wunderschön – und so sehr außer Reichweite.«
      Dann schritt er davon, ging hinunter ins Tal und geriet schließlich außer Sicht.
      Ich habe ihn jetzt lange nicht mehr gesehen. Ich weiß nicht, ob ich ihn jemals wiedersehen werde.
     

 Siebenundzwanzig
 
 
      
      I ch wusste nicht, ob ich Sebastian je wiedersehen würde, aber ganz sicher fürchtete ich mich vor weiteren Visionen. Während ich zwei – oder drei? — Tage im Krankentrakt lag, brannte in meinem Kopf ein Feuer und bescherte mir verwirrende Gedanken und zusammenhanglose Träume. Die Krankenschwester rief Dr. Harrison herbei, der die Augenbrauen hochzog, als er mich sah. Er erklärte, dass ich ein Virus hätte und viel Ruhe und heiße Getränke brauchen würde. Ich befolgte seine Anordnungen, aber ich war nicht wirklich bei der Sache. Stattdessen durchlebte ich noch einmal, was geschehen war, ging jeden Schnipsel meiner Erinnerung durch und versuchte, aus alldem schlau zu werden.
      Das Mädchen. Die Warnungen. Sebastian. Aber sie ist tot, redete ich mir immer wieder ein, sie ist tot. Ich glaube nicht an Gespenster … ich glaube nicht … glaube nicht …
      Und doch war es passiert. Ich hatte sie gesehen, hatte ihre Stimme gehört. Wie sehr ich auch versuchte, dagegen anzukämpfen – da war etwas in mir, das wusste, dass sie wirklich

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